Navigation auf uzh.ch

Suche

UZH News

Universitätsrat

«Ich will etwas bewirken»

Markus Graf, Doyen der Schweizer Immobilienbranche, will als neuer Universitätsrat die UZH bei Immobilienprojekten unterstützen. Bauprojekte können nur gelingen, wenn man die Quartierbevölkerung bereits frühzeitig mit ins Boot holt, sagt Graf.
Marita Fuchs

Kategorien

Seit November 2016 im Amt: Universitätsrat Markus Graf.

Herr Graf, Sie sind der Erbauer des Prime Towers in Zürich, des Messeturms in Basel, des Eishockey-Stadions in Bern, des Einkaufszentrums Sihlcity in Zürich, der Shopping Arena in St. Gallen. Wird alles, was Sie anfassen, zu Gold?

Ich habe Erfolg und Glück gehabt. An meiner Abschiedsfeier bei der Swiss Prime Site AG schenkten mir meine Mitarbeiter einen vergoldeten Backstein, sie hatten wahrscheinlich den gleichen Gedanken wie Sie. Doch all das ist nicht allein mein Verdienst, das schafft man nur im Team mit guten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Gibt es noch andere Erfolgsrezepte?

Ich hatte nie Bedenken, sehr gute Leute einzustellen. Die Angst, sie könnten mich überflügeln, ist mir fremd. Ich fühle mich eher angespornt. Auch Sozialkompetenz ist für den geschäftlichen Erfolg massgebend und die Bereitschaft, Verantwortung zu tragen, Risiken auszuhalten und mit ihnen umzugehen. Als Investor gibt es immer Risiken, das muss man auch mental durchstehen können.

Wie schätzen Sie die Risiken von Bauprojekten ein?

Bevor ich von einem Projekt überzeugt bin, kläre ich die Bedürfnisse verschiedenster Seiten, prüfe die Realisierbarkeit und wäge die Risiken ab. Ein bisschen Bauchgefühl ist auch immer dabei. Ist der Entscheid dann einmal gefallen, stehe ich dazu und kämpfe für das Projekt. Bis jetzt bin ich damit gut gefahren, das lag aber sicher auch an der wirtschaftlichen Situation der Schweiz, die vor allem bei Immobilienprojekten in den letzten Jahren günstig war.

Seit kurzem sind Sie Universitätsrat. Welchen Bezug haben Sie zur Universität Zürich?

Ich habe zwar nicht an der Universität Zürich studiert, bin also kein Alumnus, im Groben kenne ich die Universität Zürich und ihre Belange aber durch die Zusammenarbeit mit verschiedenen Personen der UZH, mit denen ich im Rahmen meiner früheren Tätigkeiten zu tun hatte. Jetzt bin ich dabei, mich einzuarbeiten und bin auch viel an der UZH unterwegs, um mich vorzustellen und die wichtigsten Leute kennen zu lernen.

Was hat Sie am Amt des Universitätsrats gereizt?

Auch wenn ich nicht mehr CEO der Swiss Prime Site AG bin, möchte ich mich noch nicht zurückziehen, sondern will etwas bewirken und hoffe, dass ich mit meiner Erfahrung die UZH bei ihren grossen Immobilienprojekten unterstützen kann.

Wie wollen Sie das machen?

Die UZH wird in den kommenden Jahren ihr Immobilienmanagement neu ausrichten. Herausforderungen hängen einerseits mit dem Wachstum der UZH in den letzten Jahren zusammen, andererseits mit dem grossen Sanierungsbedarf der von ihr genutzten Liegenschaften sowie neuen Bauprojekten. Da das Immobilienmanagement im Rahmen des so genannten Delegationsmodells neu ausgerichtet wird, kann die UZH als Bauherrin selbst Entscheidungen treffen. Natürlich muss sie sich mit dem Hochbauamt und Kantonsrat absprechen. Aber die Freiheit, die das Delegationsmodell bietet, hat mich gereizt, weil diese Bauprojekte sowohl private Initiative als auch die Einbindung der Öffentlichkeit fordern.

Mit dem Hochschulgebiet Zürich Zentrum steht der UZH eine grosse bauliche Herausforderung bevor. Wie muss man vorgehen, um dieses Generationenprojekt erfolgreich zu realisieren?

Ganz wichtig ist es, Einsprachen bei neuen Bauprojekten zu vermeiden. Einsprachen können Bauprojekte um Jahre zurückwerfen. Deshalb müssen wir frühzeitig und stufenweise informieren und viel Überzeugungsarbeit leisten. Ebenso müssen UZH-intern alle massgeblichen Stellen in die Planungen miteinbezogen werden.

Die UZH soll sich baulich in der Stadt weiterentwickeln – und nicht draussen auf der grünen Wiese. Was spricht für diesen Entscheid?

Die Studierenden gehören zum Stadtbild und nutzen die Infrastrukturen der Stadt, es wäre deshalb falsch, die Hochschulen an die Peripherie zu verbannen. Das Nebeneinander von Jung und Alt kann auch für das Quartier von Vorteil sein. Wir müssen die Bevölkerung und vor allem die Quartierbewohner rechtzeitig einbeziehen und die Sorgen und Bedenken gegenüber der UZH und ihrer Bauvorhaben in der Stadt entgegennehmen. Wichtig ist es,  in ständigem Austausch mit der Bevölkerung zu bleiben.

Dass die Kommunikation gerade mit der Quartierbevölkerung zentral ist, habe ich zum Beispiel beim Bau des Prime Towers erfahren, der anfangs auf grosse Widerstände stiess. Am Schluss hat es keine wesentlichen Einsprachen gegeben, und heute ist der Prime Tower ein Wahrzeichen der Stadt. Ich führe das unter anderem auf eine gute Kommunikationsarbeit zurück. Natürlich können bei so einem grossen Projekt wie dem Hochschulgebiet Zürich Zentrum nicht alle Wünsche berücksichtigt werden. Wir müssen alle zu Kompromissen bereit sein.

Stellen Sie sich vor, das Hochschulgebiet Zürich Zentrum wäre bereits gebaut. Was sehen Sie?

Die Vision eines Bauprojektes entwickle ich, sobald ich den Plan der Architekten gesehen habe. Sehr schnell habe ich dann eine 3-D-Sicht, so wie im Kino. Ich kann mir die Bauten dann wirklich sehr plastisch vorstellen. Das ist eine «deformation professionelle», die mir dabei hilft, auch völlig von einem Projekt überzeugt zu sein und dazu zu stehen. Im Moment sind wir aber erst dabei, die Anforderungen für die Bauprojekte zu formulieren, danach werden die Projekte etappenweise ausgeschrieben und hoffentlich in den nächsten Jahren realisiert.

Weiterführende Informationen