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An amerikanischen Hochschulen blüht die Alumni-Kultur. Das hat Gründe: In den USA kommen die Studierenden meistens von weit her auf den Campus, wo sie während der Hochschuljahre wohnen, leben und studieren. Das führt zu einer starken Bindung zur Universität und hat zur Folge, dass Ehemalige ihrer Institution lange als Alumni verbunden bleiben.
Die Bindung ehemaliger Studierender an ihre Universität wollen auch die Alumni UZH fördern, nicht nur im Inland. 13 «International Alumni Chapters» sorgen dafür, dass sich auch im Ausland lebende Alumni und Alumnae untereinander vernetzen können. Das Ziel der Chapters: das Gemeinschaftsgefühl stärken, den Nachwuchs unterstützen und Verbindungen zu den örtlichen Hochschulen aufbauen.
Diesen Zielen fühlt sich UZH-Alumnus Matthias Oberli verpflichtet. Ein Chapter der UZH-Alumni hat er in der Universitätsstadt Boston mitbegründet. Sieben Jahre verbrachte er dort als Postdoc am Massachusetts Institute of Technology (MIT). «Ich hatte das Glück, nach meinem Studium direkt und unbeschwert forschen zu können », sagt Matthias Oberli. Viele seiner amerikanischen Kollegen mussten sich wegen ihrer Schulden von der Forschung abwenden und beispielsweise in die Industrie wechseln.
Das freie Forschen am MIT will Matthias Oberli auch Studierenden der UZH ermöglichen. «Bei der Gründung des Chapters haben wir uns gefragt, wie wir der UZH etwas zurückgeben können», sagt er. «Wir wollen Möglichkeiten bieten, die es bislang noch nicht gegeben hat.» Und Oberli hat Nägel mit Köpfen gemacht: Gemeinsam mit Sibylle Ambühl von der Alumni-Dachorganisation der UZH, Hans Ruedi Gonzenbach von Med Alumni und Beatrice Beck Schimmer vom Universitätsspital Zürich hat er vor einem Jahr eine Praktikumsstelle für UZH-Studierende am Langer Lab des MIT lanciert. Das Vorhaben ist nicht zuletzt dank der grosszügigen Finanzierung durch die Janggen-Pöhn- Stiftung und den Fonds zur Förderung des akademischen Nachwuchses (FAN), gestiftet vom Zürcher Universitätsverein, zustande gekommen.
Das renommierte Langer Lab ist eins der führenden Forschungszentren im Bereich der Biotechnologie. Unter anderem beschäftigen sich die Mitarbeitenden des Labors mit der zielgerichteten Abgabe von Medikamenten im menschlichen Körper, um so effizientere und erfolgversprechende Therapien zu entwickeln. Man schätzt, dass von der vielfältigen Forschung im Langer Lab direkt oder indirekt bereits zwei Milliarden Menschen profitiert haben. Bis heute sind dem Lab mehr als 50 verschiedene Start-ups entsprungen.
Bob Langer, der Gründer des Zentrums, hat in seiner Karriere rund 1500 Fachartikel publiziert und ist mit 24 Ehrendoktortiteln ausgezeichnet worden. Zu Recht wird er heute von der «Harvard Business Review» als «Edison der Medizin » bezeichnet. Matthias Oberli ist stolz: «Mit dem Praktikum am Langer Lab bieten wir Absolventinnen und Absolventen des medizinischen Staatsexamens die Möglichkeit, ein Jahr lang an einem Weltklasseinstitut zu forschen.» .
Der erste UZH-Student, der die Chance erhalten hat, ein Praktikum am Langer Lab zu absolvieren, ist Zhihao Li. Der 25-jährige Absolvent der medizinischen Fakultät Zürich wohnt bereits seit Ende Oktober in Boston. Nach einer kurzen Einführungszeit, in der er verschiedene Sicherheitstrainings durchlief, konnte er voll ins MIT eintauchen. «Im Praktikum kann ich tief in die Forschungswelt blicken», sagt Li. Er freue sich jeden Morgen von Neuem auf die Arbeit in den topmodernen Labors: «In angeregter Atmosphäre kann ich mich mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus unterschiedlichen Disziplinen austauschen.»
Sein Forschungsprojekt konnte Li selbst aussuchen: Er forscht über probiotische Bakterien, die im menschlichen Körper eine gesundheitsfördernde Funktion haben. Die Schwierigkeit besteht darin, dass viele von aussen zugeführte Bakterien im Verdauungstrakt sterben, bevor sie am Zielort ankommen. «Ich versuche, die probiotischen Bakterien zu beschichten, damit sie resistenter werden», erklärt Li. Wie es nach seinem Jahr am Langer Lab weitergehen wird, ist für Li noch offen. Er ist sich aber sicher: «Auf jeden Fall bin ich weiterhin an der Forschung interessiert.»
Bereits nach einem halben Jahr am MIT ist für ihn klar: «Ein solches Praktikum ist schlichtweg eine einmalige Erfahrung.» Gemeinsam mit Matthias Oberli hofft er nun, dass solche Praktika künftig auch in anderen Ländern und Institutionen angeboten werden.