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Talent, Zielsetzung und Fleiss: Das sind Qualitäten aus dem Spitzensport, die auch im Studium helfen, erklärte Sarah Springmann in ihrem Einführungsreferat am Anlass des ASVZ von letztem Dienstagabend. Die ETH-Rektorin weiss, wovon sie spricht. Während ihres Studiums repräsentierte sie Grossbritannien im Elite-Triathlon und gewann dabei zahlreiche Auszeichnungen und Medaillen. Und auch heute sei sie bestimmt noch Weltrekordhalterin am Rudergerät – in ihrer Altersklasse, versteht sich, sagte Springman augenzwinkernd.
Doch eine duale Karriere – Spitzensport und Studium – ist kein einfacher Weg. Training und Wettkämpfe kollidieren oft mit Prüfungsterminen und Präsenzzeiten an der Hochschule. Verhindern lässt sich das kaum: Anfang Zwanzig ist man in der Regel in körperlicher Bestform – also muss dann Studium und Wettkampftraining gezwungenermassen kombiniert werden.
«Ein Studium „Light“ ist aber keine Lösung», sagte Springman. Eine gewisse Selbstorganisation der studierenden Sportlerinnen und Sportler sei gefragt. Zudem helfe eine Zusammenarbeit mit den Hochschulen.
UZH-Studentin Jolanda Neff kann bereits auf eine beachtliche Karriere zurückblicken: Sie ist Weltmeisterin, jüngste Gesamtweltcup-Siegerin und zweifache Europameisterin auf dem Mountain-Bike. Sie studiere, um auch intellektuell am Ball zu bleiben.
Für die Profisportlerin, deren Karriere noch vor dem Studium an der UZH begann, ist aber nicht der Sport ein Ausgleich zum Studium, sondern das Studium Ausgleich zum Sport. «Das Studium ist für die innere Balance klar ein Pluspunkt», sagte sie. Eine gewisse Flexibilität bei den Trainingszeiten böte ihr das Studium der Geisteswissenschaften: «Ich kann meinen Stundenplan mehr oder weniger selbst gestalten.» Und nach Saisonende könne sie sich dann vollständig auf das Studium konzentrieren.
Neff kritisierte, dass man als Sportler erst dann von den Hochschulen Unterstützung erfahre, wenn man bereits einen «Namen» habe. Bis jetzt werde eine sogenannte Swiss Olympic Card vorausgesetzt, die man nur erhalte, wenn man eine gewisse Sportkarriere vorweisen könne. Das sei eine Belohnung und keine Förderung, erläuterte Neff.
Viele Spitzensportlerinnen und Spitzensportler erhofften sich von den Hochschulen sportfreundlichere Strukturen, erklärte Antonia Erni vom Schweizer Hochschulsport-Verband (SHSV). Gemäss einer Studie des Bundesamtes für Sport aus dem Jahr 2011 bewerten Spitzensportlerinnen und Spitzensportler die allgemeine Unterstützung durch Hochschulen insgesamt als nicht zufriedenstellend. Individuelle Sportlerkarrieren erfordern eine gewisse Flexibilität der Hochschulen, so beispielsweise bei Fristen und Abgabeterminen. Deshalb seien unter anderem Anlaufstellen nötig, die diese sehr individuellen Bedürfnisse berücksichtigen. Doch stecken solche Anlaufstellen meist noch in den Kinder- statt in den Sportschuhen.
Dem will eine Kooperation von «swissuniversities» und «Swiss Olympic» entgegenwirken. UZH-Rektor und Präsident von swissuniversities Michael Hengartner sowie Jürg Stahl, Präsident von Swiss Olympic, unterzeichneten dazu im September 2017 eine gemeinsame Erklärung. Mit verschiedenen Massnahmen soll in Zukunft Spitzensport und Studium Hand in Hand gehen.
Eine dieser Massnahmen ist das Projekt «Spitzensport und Studium» des Schweizer Hochschulsport-Verbands, dem auch der ASVZ angehört. Ziel ist es, die Voraussetzungen für Sportlerinnen und Sportler vor und während des Studiums zu verbessern, die vorhandene Unterstützung an den Hochschulen besser zu koordinieren sowie sinnvolle Flexibilisierungen der Studienbedingungen für jeweilige Einzelfälle zu finden.
An der UZH begrüsst man das Projekt und arbeitet eng mit dem Hochschulsport-Verband zusammen, erklärt auf Anfrage der Leiter der Zentralen Studienberatung, Ulrich Frischknecht. Gemeinsam würde man Kriterien erarbeiten, um betroffenen Spitzensportlerinnen und Spitzensportlern die Balance zwischen Studium und Sportkarriere zu erleichtern. Doch noch gilt es, Hindernisse zu überwinden: «Die Herausforderung besteht darin, dass die jeweiligen Fakultäten selbst für Studienanpassungen zuständig sind», sagt Frischknecht. Das erschwere eine einheitliche Regelung. An der UZH sei man aber sehr daran interessiert, Spitzensportlerinnen und Spitzensportler zu unterstützen, sagt Frischknecht: «Diese sind sehr motiviert und leistungsfähig, sie geben im Studium und im Sport alles.» Darum wolle man sie bestmöglich beraten und ihnen die Prozesse erleichtern, indem man zwischen den sportlichen Verpflichtungen und den Anforderungen der Studienreglemente vermittle.