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Politikwissenschaft

Wohin Menschen flüchten

Master-Studierende am Institut für Politikwissenschaft haben im Auftrag der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) eine interaktive Landkarte der Flüchtlingsbewegungen erarbeitet. Die Website zum Projekt ist jetzt aufgeschaltet.
Marita Fuchs

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Mapping Global Refugee Movements: Ein Capstone-Projekt der UZH für die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Screenshot).

 

Flüchtlingsbewegungen verändern sich und damit auch die Anzahl der Asylanträge. Das ist kein aktuelles Phänomen, sondern lässt sich für die letzten 23 Jahre dokumentieren. Anhand dieser Zusammenhänge können Anhaltspunkte für die heutige Verteilung und Planung humanitärer Hilfe für Flüchtlinge herausgearbeitet werden. Besonders interessant sind diese Informationen für die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA). Denn in der internationalen Zusammenarbeit engagiert sich die Schweiz für die Verringerung von Armut und globalen Risiken, für die Linderung von Not sowie für die Friedensförderung und die Achtung der Menschenrechte. Ziel ist eine langfristig ausgerichtete und umweltverträgliche weltweite Entwicklung, namentlich durch eine nachhaltige Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen.

Flüchtlingsströme visualisieren

Normalerweise arbeitet die Behörde mit Firmen zusammen, doch für einmal hat sie Master-Studierende mit einer anspruchsvollen Aufgabe beauftragt. Angehende Politikwissenschaftler sollten eine dynamische und digitale Lösung für die Darstellung weltweiter Flüchtlingsbewegungen entwickeln. Dazu mussten die Studierenden bestehende Datensätze des UNO-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR) auswerten. Das Mapping der weltweiten Flüchtlingsbewegungen sollte über die letzten 30 Jahre für möglichst viele Länder in einer interaktiven Karte dargestellt werden. Die interaktive Umsetzung ist nun online einsehbar.

Die Studierenden sollten dabei folgende Forschungsfragen beantworten: Wie sehen die Flüchtlingsbewegungen weltweit aus? Wie haben sie sich im Laufe der Zeit verändert? «Die Studierenden haben eine beeindruckende Arbeit geleistet und treffen mit dieser Untersuchung den Nerv der Zeit», sagt Silvio Flückiger, Stabchef der Humanitären Hilfe der DEZA. «Eine weitere Zusammenarbeit werden wir gerne prüfen.» 

Brückenschlag zwischen Forschung und Praxis

Die Politikstudierenden haben in einem sogenannten «Capstone Course» diesen Brückenschlag zwischen Forschung und Praxis gewagt und damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Das Format ist keine neue Erfindung. Der Name leitet sich von einem Begriff aus der Baukunst ab: Als Schlussstein (capstone) – auch Krönungsstein genannt – bezeichnet man dasjenige Bauelement, das am höchsten Punkt eines Bogens zu dessen Stabilisierung eingesetzt wird.

Entsprechend verbindet ein Capstone-Kurs Lehrinhalte des gesamten Studienprogramms. Für eine Capstone-Gruppe konnten sich die Studierenden bewerben. Wichtig sei die Zusammensetzung der Gruppe, sagt Petra Holtrup Mostert, Geschäftsführerin des Instituts für Politikwissenschaft. Es habe sich bewährt, wenn die Studierenden unterschiedliche wissenschaftliche Schwerpunkte und Kenntnisse hätten. So sei es gut, wenn einer zum Beispiel eine Affinität zur Informatik habe, einer sich vertieft mit der Thematik auskenne und einer gut schreiben könne, um komplizierte wissenschaftliche Sachverhalte so darzustellen, dass sie relativ leicht verständlich seien.

Typisch für einen Capstone-Kurs ist die selbstständige Arbeitsweise der Studierenden. Sie werden dabei fachlich von einer Professorin oder einem Professor unterstützt, sind aber für ihr Projekt selber verantwortlich. Das gebe ihnen auch die Chance, sich für zukünftige Arbeitgeber herausragend zu qualifizieren und entsprechende Beziehungen in die Arbeitswelt zu knüpfen, sagt Holtrup. Capstone Courses würden zukünftig jedes Semester zu verschiedensten Themen angeboten.