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Survival Kit für Dozierende

Assistierende kommen häufig unvermittelt zu ihrem ersten Lehrauftrag. Viel Zeit für eine didaktische Ausbildung bleibt oft nicht. Die eintägige Veranstaltung «Début» hilft ihnen beim Sprung ins kalte Wasser.
Andres Eberhard

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Angeregter Austausch während dem «Début»-Workshop: Angehende Dozierende lernen, wie sie ihr Wissen optimal vermitteln können.

In wenigen Wochen hält Marion Ronca ihre erste Lehrveranstaltung – ein Proseminar am historischen Seminar. Fachlich muss sich die UZH-Doktorandin keine Sorgen machen. Doch die Zeit, sich auf die neue Rolle als Dozentin einzustellen, ist knapp. «Was ich brauchen kann, ist eine Art Survival Kit mit Unterrichtstechniken und Tipps, wie man überzeugend auftritt», sagt sie.

Solche didaktischen Überlebensstrategien fand sie in der Veranstaltung «Début – Einstieg in die Hochschullehre», die am vergangenen Dienstag an der UZH statt fand. Der eintägige Crashkurs wird von der hochschuldidaktischen Weiterbildung der UZH dreimal jährlich in Deutsch und Englisch angeboten. Vermittelt werden die Grundlagen der Hochschullehre. «Wir halten das Angebot bewusst niederschwellig», sagt Programmleiterin Franziska Jäpel. Aus eigener Erfahrung weiss sie, dass der erste Lehrauftrag meist unvermittelt komme und keine Zeit für eine lange Ausbildung bleibt. «Viele Doktorierenden sind gerade darum um didaktische Unterstützung froh.» Übergeordnetes Ziel der hochschuldidaktischen Weiterbildung ist es, mit dem Tagesworkshop «Début» und systematischen Programmen wie «Teaching Skills» und dem «CAS Hochschuldidaktik» die Qualität der Lehre an der UZH zu unterstützen.

Vor den Workshops führt Jäpel jeweils in einem kurzen Referat in die Grundsätze der Hochschullehre ein. Ihre Hauptbotschaft: «Bezugspunkte der Lehre sollten nicht Inhalte, sondern Kompetenzen sein.» Was das heisst? Etwa, dass sich Dozenten und Dozentinnen bei der Planung ihrer Lehrveranstaltungen nicht nur überlegen sollten, welche Themen sie abhandeln, sondern was die Studierenden am Ende können sollten und wie man das am besten erreicht. «Auf dieses Ziel sollten dann auch Lehrmethoden und Prüfungen abgestimmt sein», so Jäpel.

Entscheidend für den Lernerfolg

In vier von unterschiedlichen Referenten abgehaltenen Workshops erfuhren die «Début»-Teilnehmer am Dienstag die Basics der Hochschullehre. Am Vormittag ging es um grundlegende Themen wie das Planen einer Lehrveranstaltung und das Formulieren von Lernzielen. Am Nachmittag standen Methoden zur Aktivierung von Studierenden sowie der Workshop «Stimme und Auftritt» auf dem Programm – für Letzteren wurde als Dozentin gar eine Opernsängerin engagiert.

Dass den angehenden Dozentinnen und Dozenten eine wichtige Rolle zukommt, machte Dozent Bruno Wohlgemuth in seinem Workshop klar. Er präsentierte die Resultate einer gross angelegten Studie zu Einflussfaktoren auf den Lernerfolg. Überraschend war, dass die Lehrperson einen grösseren Einfluss auf den Lernerfolg hatte als etwa der Hintergrund der Lernenden (Schule, Elternhaus). Ebenso war der Dozierende in der Studie ein wichtigerer Faktor als die Fähigkeiten der Lernenden.

Wie aber wird man zum guten Dozierenden? Die Workshops lieferten dazu ein paar sehr konkrete Vorschläge. Die «Sandwich-Methode» etwa sieht vor, dass sich vermittelnde (z.B. durch Frontalunterricht) und verarbeitende Phasen im Unterricht abwechseln sollten. Denn es ist belegt, dass die mit der Dauer einer Lektion schwindende Aufmerksamkeit mit Unterbrechungen massiv gesteigert werden kann. «Sie können über alles sprechen, aber nicht länger als 20 Minuten», so Wohlgemuth.

Mit speziellen Unterrichtsmethoden können solche verarbeitenden Phasen erzeugt werden. Gegen den Albtraum jedes Dozierenden etwa – niemand antwortet auf eine von ihm gestellte Frage – hilft das «Think-Pair-Share»-Prinzip. Statt direkt zu antworten, sollen die Studierenden zuerst nachdenken, sich austauschen, und sich erst dann äussern. Dies soll Hemmungen abbauen und zu besseren Diskussionen führen. Weitere Möglichkeiten zur Variation in der Unterrichtsgestaltung bieten etwa das «Gruppen-Puzzle» – einer Form von Gruppendiskussion – sowie der Einsatz von elektronischen Tools wie dem an der UZH entwickelten «Klicker», mit dem sich Umfragen im Vorlesungssaal sofort auswerten lassen.

«Froh um möglichst viele Inputs»

Die Teilnehmenden der Veranstaltung waren froh, einige Wochen vor dem Semester im Schnellverfahren ein paar Tipps zu hören. Tobias Schultheiss, der bald erstmals als Dozent vor Wirtschaftsstudierenden stehen wird, sagt: «Ich wollte mir einen Überblick darüber machen, wie man Wissen präsentieren kann.» Schultheiss ist erst vor kurzem in Zürich angekommen, sein Studium hat er in Mannheim und Düsseldorf absolviert. Noch kürzer hier ist Johannes Besch, nämlich erst seit ein paar Wochen. Der Politikwissenschaftler hatte in Konstanz und Barcelona studiert und steht kurz vor seinem ersten Auftritt anlässlich eines Seminars. «Ich bin froh um möglichst viele Inputs», sagt er. «Dann wird es auch ums Ausprobieren gehen. Denn ein Konzept, das immer gilt, gibt es wohl nicht.»

Was ihnen wohl von Début bleibt? Ein Repertoire an Tipps und Tricks, die es auszuprobieren gilt. Und die Erkenntnis, dass es in der Lehre nicht nur um Inhalte geht, sondern, was davon hängen bleibt. Oder wie es der Erziehungswissenschaftler Howard Gardner ausdrückte: «The greatest enemy of understanding is coverage.»

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