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Mit Video- und Soundinstallationen, Skulpturen und Bildern schlägt die neue Sonderausstellung eine Brücke zwischen Kunst und Naturwissenschaft. Magda Drozd, Nicola Genovese und Aurélie Strumans, Studierende der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK), und der amerikanische Künstler Edward Monovich zeigen ihre Werke im Zoologischen Museum der UZH, die Ausstellungsarchitektur hat die Szenografiestudentin Cornelia Zierhofer entwickelt. Die Ausstellung ist ein Kooperationsprojekt zwischen dem artists-in-labs program der ZHdK und dem Zoologischen Museum der UZH.
Die Kunstschaffenden haben sich mit Evolutions- und Wildtierbiologen der UZH sowie der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft getroffen. Dabei setzten sie sich mit der Erforschung der Lebensumstände, Verhaltensweise und der Genetik des Steinbocks auseinander. Dieser hat eine bewegte Geschichte: Vor 200 Jahren in der Schweiz ausgestorben, konnte die Ikone der Schweizer Berge nur durch Schmuggel aus Italien wieder angesiedelt werden.
Die Ausstellung führt Besucherinnen und Besucher zuerst zum Werk von Aurélie Strumans. Inspiriert von ihrem Ausflug in die Feldforschung zum Steinbock, konzentrierte sich die Künstlerin auf die verschiedenen Arten der wissenschaftlichen Beobachtung. Sie stellte dabei fest, dass die Forschenden konstant durch Ferngläser und damit durch einen Rahmen schauen. Die Privatheit dieses individuellen Fokus erhöht die Intimität und verwischt die Distanz zum beobachteten Objekt, so die These der Walliserin. Mit ihrem eigenen Werkzeug, ihrer Kamera, hat Aurélie Strumans wiederum ihre eigenen Observationen im Feld vorgenommen. Ihre Videoinstallation spielt mit dem Bild und zeigt dem Publikum eine überraschende fiktionale Dimension auf.
Die Künstlerin Magda Drozd hat die Evolutionsbiologen der UZH im Labor besucht. Diese erforschen die Genetik des Steinbocks, unter der Leitung von Lukas Keller, Direktor des Zoologischen Museums und Ausstellungskurator. Die Laborarbeit ist geprägt durch technische Abläufe. Magda Drozd beobachtete dabei, wie präzise die Forschenden mit kleinsten Mengen von DNA-Proben arbeiten – und wie repetitiv die Laborarbeit sein kann. Mit ihrer Soundinstallation interpretiert sie das, was sie im Labor an visuellem und auditivem Material gefunden hat, neu. Die Klänge aus dem Labor lösen sich dadurch von ihren gleichförmigen Mustern und werden zur Musik, zum «Sound».
Die symbolische Überhöhung des Steinbocks als «König der Alpen» inszeniert der Amerikaner Edward Monovich – etwa mit einem übergrossen Steinbockhorn, das aus dem 3D-Drucker stammt. Darüber hinaus thematisieren Monovichs Werke die reduzierte genetische Vielfalt des Steinbocks. Sein «Genomic Portrait» zeigt die stolz wirkende Erscheinung des Tiers und legt zugleich seine biologische Verwundbarkeit offen. «Die Daten aus unserer Genforschung belegen die verminderte genetische Diversität in Steinbockpopulationen», erklärt Lukas Keller. «Der Steinbock kann dadurch weniger gut auf sich verändernde Umweltbedingungen reagieren.»
Die Kämpfe des Steinbocks weckten das Interesse des gebürtigen Italieners Nicola Genovese. Die Böcke kämpfen um den hierarchischen Rang im Bockrudel. Sie sichern sich damit den Zugang zu den Weibchen. «Genovese interessierte sich sehr für die Kämpfe der Steinböcke, die bei ihm Gedanken zum Wettbewerb in der kapitalistischen Gesellschaft und den damit verbundenen Einfluss des Menschen auf das Ökosystem auslösten», erklärt Irène Hediger, Leiterin des artists-in-labs program der ZHdK und Ausstellungskuratorin. Dies manifestiert sich in Genoveses Kunstwerk anhand eines riesigen Kissens in der Form eines Steinbockhorns und einer Filmprojektion.
Im hinteren Ausstellungsteil dokumentieren die Künstlerinnen und Künstler sowie die Szenografin an je einem eigenen Arbeitstisch ihr Kunstprojekt. Anhand von Aufzeichnungen und persönlichen Objekten veranschaulichen sie ihre Ideen und nehmen die Besucherinnen und Besucher mit auf eine Gedankenreise – zum Prozess ihrer Recherche, zu ihrer Auseinandersetzung mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern im Labor und in der Feldforschung.