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Er gilt als einer der wichtigsten Wissenschaftspreise in der Biochemie, der Christian B. Anfinsen Award. Jedes Jahr zeichnet die amerikanische Protein Society einen Preisträger aus, dieses Mal kann sich Andreas Plückthun, Direktor des Biochemischen Instituts der UZH, über die Auszeichnung freuen.
«Ich fühle mich ausserordentlich geehrt, der Preis ist eine grosse Anerkennung unserer Arbeiten», sagt Plückthun, der sich gerade an einem Kongress in Kanada befindet. Unter den bisherigen Preisträgern befinden sich gleich mehrere Nobelpreisträger. Und alle durch den Anfinsen-Award ausgezeichneten Forscherinnen und Forscher haben mit bedeutenden technischen Errungenschaften und methodischen Beiträgen das Feld der Proteinwissenschaften beflügelt.
Auch Andreas Plückthun, der als «Pionier des Protein-Engineering» gewürdigt wird, hat mit seinen Arbeiten viel zum prosperierenden Gebiet beigetragen. «Im Prinzip deckt der Preis vier fundamentale Innovationen ab, die ich im Verlaufe der letzten 30 Jahre mit meinem Team entwickelt habe», sagt der Forscher.
So ist es ihm Ende der 1980er Jahre erstmals gelungen, funktionierende Antikörper in Bakterien zu produzieren. Damit war ein wichtiger Baustein für die weiteren Entwicklungen gelegt: Dazu gehört eine umfangreiche Bibliothek synthetischer Antikörper. Es folgten zweitens Verfahren, die erlauben, Proteine nach dem Vorbild der Evolution zu entwickeln. Diese gerichtete Auswahl hat sich als Evolution im Reagenzglas rasch etabliert.
Daraus entstanden drittens die Arbeiten über sogenannte DARPins (Designed Ankyrin Repeat Proteins), die natürlich vorkommende Proteinstrukturen von Ankyrinen imitieren. Dank seiner Entdeckungen konnte Plückthun eine Bibliothek von Billionen unterschiedlicher Ankyrine mit verschiedenen Bindungseigenschaften synthetisieren. Diese Proteine sind heute ausserordentlich interessante Werkzeuge für Forschung und Entwicklung. Die dank gerichteter, evolutiver Methoden produzierten Bindungsproteine bilden auch die Basis für die Suche nach neuen medizinischen Wirkstoffen. Sie werden in einem vierten Forschungsbereich Plückthuns zur Stabilisierung spezifischer Rezeptorproteine menschlicher Zellen eingesetzt, die nun für das Wirkstoffscreening genutzt werden können.
«Das Design von Proteinen bestimmt mein Forscherleben», sagt Andreas Plückthun, der nicht nur ein hervorragender Wissenschaftler ist, sondern auch ein erfolgreicher Entrepreneur. Die von ihm 1992 gegründete Morphosys hat sich gut etabliert, ebenso Molecular Partners, die 2014 mit einem Börsengang aufmerksam machte. Jüngstes Kind ist die Biotechfirma G7 Therapeutics.
Der Christian B. Anfinsen-Award wird Andreas Plückthun motivieren, seine wissenschaftlichen Leidenschaften weiter auszuleben. Wissenschaftliche Entdeckungen und ihre Umsetzung in praktische Anwendungen liegen ihm offenbar im Blut. Der Award, der nach dem amerikanischen Biochemiker und Nobelpreisträger Christian Anfinsen benannt ist, dürfte nicht der letzte Preis gewesen sein, den der innovative Forscher erhält.