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Die stilvolle, von Gottfried Semper erbaute Villa Garbald im Bergeller Grenzdorf Castasegna ist der ideale Ort, um sich für eine Weile zurückzuziehen und sich in ein Projekt zu vertiefen. Von 2001 bis 2004 wurde die denkmalgeschützte Villa restauriert und durch einen modernen Wohnturm ergänzt. Seither ist das Bauensemble ein Denklabor mit zeitgemässer Seminarinfrastruktur. Es wird auch für Kulturveranstaltungen wie Ausstellungen, Lesungen und Filmabende genutzt. Zehn Einzelzimmer, vier Doppelzimmer, ein Plenarsaal, Gruppenräume und eine Bibliothek stehen zur Verfügung, ausserdem wird eine exquisite Küche geboten.
Seit 2014 unterstützt die UZH die Fondazione Garbald mit jährlich 75'000 Franken – im Gegenzug fördert diese mittels Preisnachlässen den Aufenthalt von Studierendengruppen in der Villa. 2015 zählte das Zentrum knapp 1300 Übernachtungen.
Philosophieprofessorin Katia Saporiti buchte die Villa Garbald Ende August letzten Jahres für eine Sommerakademie mit 18 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Sie hat die Woche in bester Erinnerung. «Die Villa Garbald ist ein wunderbarer Ort zum gemeinsamen Nachdenken und Philosophieren. Das Essen ist hervorragend, es wird mit lokalen Produkten gekocht, und alles wird frisch zubereitet. Die Räumlichkeiten strahlen in ihrer Schlichtheit eine grosse Ruhe aus.» Besonders vorteilhaft findet Saporiti, dass das Seminarzentrum jeder Studiengruppe während der Aufenthaltszeit exklusiv zur Verfügung steht. «Wir hatten die gesamte Anlage mitsamt dem prächtigen Garten für uns allein, so wurde die Arbeitsatmosphäre nie gestört.»
Thema von Katia Saporitis Summer School mit fünfzehn Doktorierenden war die philosophische Dimension von Filmen. Eingeladen waren zwei herausragende Experten, James Conant und Robert B. Pippin, beide von der University of Chicago, die eine bemerkenswerte These zur Diskussion stellten: Einige Filme und Filmgenres, so behaupteten sie, seien eine spezifische Form von Philosophie.
«Filme zeigen und behandeln philosophische Fragen auf eine ganz andere Weise, als man es aus anderen Zusammenhängen gewohnt ist», erklärt Saporiti. Die Auseinandersetzung mit den spezifischen Erfahrungen, die sich bei der Betrachtung von Filmen machen lasse, sei u.a. deshalb lohnend, weil sie die Philosophie als Disziplin herausgefordere: «Mit den gewohnten Kategorien, in denen wir die Welt sprachlich ordnen, lässt sich die Philosophie im Film nicht immer fassen. Wir stossen an Grenzen – und beginnen, die Voraussetzungen unseres Denkens zu reflektieren», so Saporiti.
Die Projektwoche folgte einem klaren Rhythmus: Während tagsüber intensiv über die Möglichkeiten und Grenzen der Philosophie diskutiert wurde, verwandelte sich der Seminarraum nach dem gemeinsamen Abendessen um 21 Uhr jeweils in einen Kinoraum – was sich problemlos arrangieren liess, da der Saal auch für Filmvorführungen bestens ausgestattet ist.
Auch die landschaftlichen Reize des Bergells trugen zum Erfolg der Summer School bei: «Die Wanderwege in der Umgebung führen durch herrliche Kastanien- und Lärchenwälder und laden dazu ein, zwischendurch einmal den Kopf auszulüften», sagt Saporiti. Möglichkeiten zum Wandern und für kleine Ausflüge gibt es reichlich: Das nahe Soglio, das man mit dem Postbus einfach erreichen kann, ist ein besonders lohnenswertes Ziel. Für den vorbildlichen Erhalt ihrer Baukultur wurde die Talschaft Bergell letztes Jahr übrigens mit dem Wakkerpreis des Schweizer Heimatschutzes ausgezeichnet. Die Villa Garbald wurde dabei von der Jury als besonders gelungenes Beispiel für die sinnvolle Nutzung eines denkmalgeschützten Bauwerks hervorgehoben.