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Bei den beiden übergebenen Werken handelt es sich um auf Holz gemalte Porträts und zwar um das Mumienbildnis einer jungen Frau, mittel- bis spätantoninisch, Archäologische Sammlung der Universität Zürich, Inventar-Nr. 3795 sowie das Mumienbildnis eines jungen Mannes, flavisch, Archäologische Sammlung der Universität Zürich, Inventar-Nr. 3798. Da die Werke der Sammlung des Instituts für Archäologie unveräusserlich sind, hat dieses die beiden Objekte keiner ökonomischen Bewertung unterzogen.
Die Universität Zürich hat die beiden Objekte im Jahr 1979 zusammen mit einer Gruppe von sieben weiteren Mumienporträts von der Schauspielerin und Witwe des bekannten Schriftstellers Erich Maria Remarque (Autor des Romans «Im Westen nichts Neues»), Paulette Goddard-Remarque, erworben. Erich Maria Remarque galt als Pazifist und wurde von den Nationalsozialisten verfolgt. Ihm wurde die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Ab 1933 lebte er in der Schweiz und den USA. Er hatte die Mumienporträts während Jahrzehnten dem Kunsthaus Zürich als Dauerleihgabe überlassen.
Der von der Universität entrichtete Erwerbspreis für die Gruppe der neuen Portraits betrug damals insgesamt 220'000 Franken und wurde mit Mitteln des Fonds für gemeinnützige Zwecke und durch private Zuwendungen finanziert. Der Erwerb wurde mit Regierungsratsbeschluss vom 19. September 1979 genehmigt.
Heutige Erkenntnisse über die Herkunft
Trotz intensiver Provenienzrecherchen konnte bis heute nicht ermittelt werden, wann und wo Erich Maria Remarque die beiden Objekte erworben hat und wer die allfälligen Vorbesitzer waren. Fest steht aber, dass die Werke aus der Sammlung von Rudolf Mosse stammen und Bestandteil des Vermögens waren, welches die Nationalsozialisten dem Ehepaar Felicia und Hans Lachmann-Mosse aus rassistischen Gründen zwangsweise entzogen haben.
Diese Umstände sind der Universität Zürich aufgrund eigener Abklärungen im Jahr 2015 zur Kenntnis gelangt. Vorher waren sie öffentlich nicht bekannt. Zur öffentlichen Bekanntmachung beigetragen hat das im Jahr 2012 ins Leben gerufene Mosse Art Restitution Project, welches die Umstände erhellte, die 1934 zur öffentlichen Versteigerung der Werke in Berlin führten, nachdem die Nachkommen Mosses aus Deutschland geflohen waren.
Einvernehmliche Lösung
Aufgrund dieser neuen Erkenntnisse hat die Universität Zürich die Rechtsnachfolger der damals enteigneten Besitzer kontaktiert, um mit ihnen über eine einvernehmliche Lösung der Angelegenheit zu sprechen. Im Sinne einer den besonderen Verhältnissen gerecht werdenden Lösung haben sich die Rechtsnachfolger Mosses bereit erklärt, der Universität Zürich im Austausch mit den beiden Objekten einen finanziellen Beitrag an deren Lehr- und Forschungstätigkeit zu leisten.
Die Archäologische Sammlung der Universität Zürich am Institut für Archäologie umfasst heute rund 6'600 antike Objekte und 1'500 Abgüsse antiker Skulpturen. Darunter befinden sich auch 12 Mumienportraits derselben Art wie jene, die nunmehr übereignet wurden. Aufgrund der bisherigen Recherchen geht das Institut für Archäologie davon aus, dass es sich bei den übergebenen Werken um einen Einzelfall handelt.
Das Mosse Art Restitution Project dankt dem Institut für Archäologie und der Universität Zürich, dass sie an die Mosse Erben gelangt sind und diesen die beiden Werke restituiert haben.
Informationen zum Mosse Art Restitution Project: www.mosseartproject.com