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Akademische Laufbahn

Auf und davon und wieder zurück

Forschungsaufenthalte im Ausland sind ein Muss für Akademiker, die Karriere machen wollen. Eine Garantie für eine Professur sind sie allerdings nicht. Diesem Dilemma widmete sich ein Podium an der Jahresveranstaltung des Graduate Campus. Gleichzeitig wurden dabei die Mercator Awards 2016 an drei UZH-Nachwuchsforschende verliehen.
Marita Fuchs

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Podium Graduate Campus
Diskutierten über den Stellenwert von Auslandaufenthalten(von links): Moderator Michael Chiller-Glaus, Beatrice Beck-Schimmer, Katharina Dittrich, Martina Haug, Edda Humprecht und Nicolas Martin.

Eine wissenschaftliche Laufbahn gleicht zuweilen einer Ochsentour: Man sollte nicht zu spät seine Dissertation abgeben, die Konkurrenz schläft nicht. Oft springt man von einem befristeten Arbeitsvertrag zum nächsten, immer mit der Unsicherheit, nicht wieder angestellt zu werden. Zusätzlich muss man bereit sein, mit wenig Geld über die Runden zu kommen. Man sollte Forschungsaufenthalte im Ausland absolvieren, am besten an zwei oder mehreren Orten mit gutem Ruf. Eine Familie zu gründen wird schwierig, und eine Beziehung zu pflegen ist oft nur auf Distanz möglich. Und wie sehen dann die Zukunftsaussichten aus? Wer mit Mitte 40 feststellt, keine Professur zu bekommen, ist frustriert.

Dieses Dilemma war Thema eines Podiums am vergangenen Donnerstag. Im Rahmen der Jahresveranstaltung 2016 des Graduate Campus diskutierte UZH-Professorin Beatrice Beck-Schimmer mit Katharina Dittrich, Oberassistentin am Institut für Betriebswirtschaftslehre der UZH, Martina Haug, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Schweizerischen Nationalfonds, Edda Humprecht, Oberassistentin am UZH-Institut für Publizistikwissenschaft, und Nicolas Martin, Professor für Moderne Indologie an der UZH.

Ehrlich zu sich selbst sein

Beatrice Beck-Schimmer, Anästhesie-Professorin an der UZH, hat selbst lange in den USA geforscht. Weil das eine gute Erfahrung war, ermutigt sie nun ihre eigenen Postdocs, den Schritt ins Ausland zu wagen. Allerdings gebe es vier Punkte, die junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dabei beachten sollten:

Zum einen müssten sie mit Sorgfalt die Gastinstitution im Ausland auswählen und eruieren, wie etwa die Betreuung oder das Team sei. Das sei eminent wichtig, denn nichts sei ärgerlicher als ein Aufenthalt, von dem man nicht profitiere. Zweitens müsse man an die Rückkehr denken und diese auch planen. Drittens solle man beachten, dass Mobilität auch zum Selbstläufer werden könne: Wer dauernd von einem Ort zum anderen wechsle, verliere schnell den Fokus. Viertens solle man ganz ehrlich mit sich selbst sein und fragen, ob es wirklich die richtige Zeit sei, zu gehen.

Die Zeit nach der Dissertation ist häufig auch die Zeit, in der die jungen Akademikerinnen und Akademiker an eine Familiengründung denken. Die mangelnde Vereinbarkeit von Familie und Beruf als Postdoc ist oft ein Grund für fähige Leute, aus der Wissenschaft auszusteigen. So war es auch im Fall von Martina Haug. Sie hat in den Life Sciences promoviert und sich gegen einen Auslandsaufenthalt entschieden: «Ich habe gewusst, dass ich dann keine Chance auf eine akademische Karriere mehr habe.» Heute fördert sie dafür andere und ermuntert sie, zu gehen. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Schweizerischen Nationalfonds (SNF) in der Abteilung Karrieren zeigte sie sich davon überzeugt, dass ein Auslandaufenthalt von mindestens einem Jahr zu einer akademischen Karriere gehöre. Es sei eine wichtige Erfahrung, sich in ein neues Umfeld zu begeben. Es sei wertvoll, sich mit Kollegen im Ausland messen und ein Netzwerk aufbauen zu können. Nicht zuletzt förderten Auslandaufenthalte den Wissens-Transfer zwischen den Hochschulen.

Alle drei Monate zurück nach Zürich

Katharina Dittrich, Oberassistentin am Institut für Betriebswirtschaftslehre an der UZH, hat an einem Institut in Kalifornien geforscht. Sie erzählte, dass sie zwar wissenschaftlich profitiert, aber ihr vertrautes Umfeld vermisst habe. Da ihr Partner nicht mitkommen konnte, mussten sie eine Fernbeziehung führen. Alle drei Monate sei sie zurückgeflogen, um ihn, ihre Familie und Freunde zu treffen.

Für Edda Humprecht, Oberassistentin am UZH-Institut für Publizistikwissenschaft, die in Paris ihren Auslandaufenthalt absolvierte, und für Nicolas Martin, Professor für Moderne Indologie, war vor allem das Leben mit Kindern im Ausland ein Thema. Martin erzählte, dass es dann schwierig werde, wenn die Kinder älter werden und man sie nicht so einfach aus ihrem gewohnten Umfeld mit Kindergarten oder Schule lösen könne.

Mercator Awards 2016
Die Preisträgerinnen und der Preisträger der Mercator Awards 2016 (von links): Gabriela Medici, Uli Herrmann und Sarah Genner.

Mehr Tenure Track und Dual Career Couples

Wissenschaft lebt vom Wettbewerb. Doch Wettbewerb funktioniert nur gut, wenn die Besten die Herausforderung auch annehmen – und nicht durch zu schlechte Bedingungen abgeschreckt werden. Um hervorragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht an die besser zahlende Wirtschaft zu verlieren, seien Tenure-Tracks zu fördern, meinten die Podiumsteilnehmer. Dabei vereinbaren Hochschule und Wissenschaftler klare Vorgaben für den Zeitraum des Vertrages. Werden die Vorgaben erfüllt, stellt die Universität den Forscher oder die Forscherin anschliessend unbefristet ein. Zudem müsste es mehr Möglichkeiten für Akademiker und ihre Partnerinnen und Partner geben, waren sich die Podiumsteilnehmer einig. Das Dual-Career-Couples-System müsse gefördert werden – so könnten sich die Partner gegenseitig unterstützen und Kinder gemeinsam betreuen.

Trotz all dieser wichtigen Massnahmen, könne man seine Karriere nie voll und ganz planen, relativierte Beatrice Beck-Schimmer, es bleibe immer ein Risiko. Aber das bringe das Leben so mit sich.