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Kann ein Gebäude den Forschergeist beflügeln? UZH-Nobelpreisträger Alfred Werner hätte diese Fragen sicherlich positiv beantwortet, sorgte er doch dafür, dass das ehemalige Chemiegebäude an der Rämistrasse 74/76 zu einer modernen Forschungsstätte wurde. Seine Strategie ging auf: 1913 erhielt er den Nobelpreis für Chemie.
Werner war seit 1893 als Professor an der Universität Zürich. Zunächst arbeitete er unter abenteuerlichen Bedingungen in einem Nebengebäude an der Rämistrasse 45. Die Laborräume waren hier primitiv, düster, kalt und ohne Belüftung. Studierende und wissenschaftliche Mitarbeiter nannten sie die «Katakomben». Um diese Missstände zu beheben und Geld für ein neues Gebäude einzufordern, drohte Werner damit, einen Ruf an die Universität Wien anzunehmen.
Das Ultimatum zeigte Wirkung – der Kantonsrat sprach 1.4 Millionen Franken für den Neubau an der Rämistrasse 74/76. Die neubarocke Vierflügelanlage mit einer reich ausgestalteten Hauptfassade konnte im Sommersemester 1909 bezogen werden. Die Innenausstattung wurde nach den Wünschen Werners gestaltet. Alle Labors waren hell und genau so wie die Hörsäle mit der damals modernsten Technik ausgestattet. Werner legte damit die Grundlage für seine eigene erfolgreiche Forschung, und die seines Nachfolgers Paul Karrer, der im Jahr 1937 mit einem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet wurde.
Um an die Bedeutung des Gebäudes an der Rämistrasse 74/76 für die Geschichte der Chemie in der Schweiz zu erinnern, vergab die Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT) am vergangenen Freitag in der Calatrava-Bibliothek einen Gebäudepreis, den so genannten «Chemical Landmark». Damit werden historische Stätten der Chemie in der Schweiz ausgezeichnet. Bisher wurden insgesamt sieben Gebäude zu Chemical Landmarks, darunter auch das ehemalige Chemiegebäude der ETHZ an der Universitätstrasse 6.
1978 zog die Chemie von der Rämistrasse auf den Campus Irchel, auch hier wieder in neue Räumlichkeiten, die auf die Bedürfnisse der damaligen chemischen Forschung zugeschnitten waren. «Die Chemie hat sich auf dem Irchel hervorragend entwickelt und steht international heute sehr gut da – ich denke, ich darf dies ohne falsche Bescheidenheit sagen», sagte der Studiendekan der Mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät, Roland Sigel, an der Feier zur Gedenktafel.
Rektor Michael Hengartner betonte in seiner Ansprache den Zusammenhang von erfolgreicher Forschung und gelungener Infrastruktur und wies darauf hin, dass heute, 100 Jahre nach Werner, wiederum ein Modernisierungsschub anstehe. Die UZH wird mit dem «UZI 5» auf dem Campus Irchel den Chemikerinnen und Chemikern ein äusserst modernes Gebäude zur Verfügung stellen.
Dieser Neubau entspreche – dank eines gemeinsam mit den Forschenden entwickelten Laborkonzepts – ganz den Bedürfnissen von Forschung und Lehre. Damit steht die UZH ganz in der Tradition ihrer berühmten Chemie-Nobelpreisträger Alfred Werner und Paul Karrer.