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In 12 Tagen findet die Internationale Physik-Olympiade 2016 an der UZH statt. Um die Faszination an physikalischen Phänomenen nicht nur mit einer Handvoll Eingeweihter zu teilen, sondern eine breite Öffentlichkeit dafür zu gewinnen, verwandelte sich Professor Christof Aegerter vom Physik-Institut der UZH an zwei Freitagabenden im Theater Rigiblick in einen Lichtmagier, Formeljongleur, Schwungradler und Eisblumenknaller. Musikalisch untermalt wurde seine originelle Performance von einem furiosen Trio, als Special Guest trat die bekannte Slam-Poetin Hazel Brugger auf – siehe Video.
«Quattro Stagioni» – die vier Jahreszeiten – hiessen die beiden Aufführungen im Theater Rigiblick. Der erste Freitag (17. Juni) war dem Frühling und Sommer, der zweite (24. Juni) dem Herbst und Winter gewidmet.
Doch weshalb gerade «Jahreszeiten»? Weil Frühling, Sommer, Herbst und Winter nur erklärt werden können, wenn man tief in die Physik eintaucht. Denn die Jahreszeiten treten nicht etwa deshalb zutage, weil die Erde innerhalb eines Jahres auf einer Ellipsenbahn einmal um die Sonne kreist (wie viele meinen). In unserem Winter zum Beispiel hat die Erde den geringsten Abstand zur Sonne, und es ist trotzdem kalt. Die Jahreszeiten entstehen durch die Neigung der Rotationsachse der Erde zur Bahnebene um die Sonne. Wegen dieser Äquator-Neigung von zirka 23 Grad wird einmal die Nordhalbkugel stärker von der Sonne beschienen, einmal die Südhalbkugel. Und je länger und intensiver die Erdoberfläche besonnt wird, desto mehr steigen die Temperaturen – es wird Sommer.
Und so führt beim Erklären der Jahreszeiten ein physikalisches Phänomen zum nächsten. Von der Sonne kommt man zur Energie des Lichtes, dann zu den Farben, die an der Luft unterschiedlich stark gestreut werden. Und zwar mit der vierten Potenz der Frequenz, also bei doppelt so hoher Frequenz wird das Licht 2 mal 2 mal 2 mal 2 = 16 mal besser gestreut. Und am Schluss sehen wir einen roten Sonnenuntergang, den blauen Dunst und weissen Nebel …
Doch wer «Die vier Jahreszeiten» hört, denkt nicht nur an physikalische Phänomene, sondern auch an die gleichnamigen Konzerte von Antonio Vivaldi. Diesen Umstand hat sich Theaterregisseur Philipp Egli zunutze gemacht und Ausschnitte von Vivaldi gekonnt mit der Physik-Performance von Christof Aegerter verwoben. Das Trio Julien Quentin (Piano), Rosanne Philippens (Violine) und Martynas Levickis (Akkordeon) liess keinen Zweifel daran, dass auch in Schallwellen geballte Energie steckt.
Als Special Guest der beiden Abende trat die Slam Poetin Hazel Brugger auf und setzte mit ihren messerscharfen Worten und ihrem schwarzen Humor einen Kontrapunkt zu jugendlichen Frühlingsgefühlen und unbeschwerten Sommerfreuden. Das Publikum kam in Scharen und genoss den besonderen Theaterabend, an dem die Physik die Hauptrolle spielte.