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Mäuse kooperieren, wenn es sich für sie lohnt

Hausmäuse ziehen ihre Jungen häufig in einem gemeinschaftlichen Nest auf. Wie eine neue Studie von Biologinnen der Universität Zürich zeigt, sind die Weibchen eher zur gemeinschaftlichen Jungenaufzucht bereit, wenn sich ihre Wurfgrössen ähneln und sich dadurch der Aufwand gleich verteilt. Sobald die Wurfgrössen variieren, gibt es weniger gemeinschaftliche Nester. Die Mäuse passen ihre Bereitschaft zur Kooperation den zu erwartenden Vorteilen an.

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Wurf von Hausmäsuen
Die Weibchen sind eher zur gemeinschaftlichen Jungenaufzucht bereit, wenn die einzelnen Würfe ähnlich gross sind. (Bild: UZH)

Vier Leute treffen sich zum Essen in einem Restaurant und teilen die Rechnung durch vier. Wer mehr oder etwas Teureres als die anderen bestellt hat, zieht einen Vorteil aus der Situation. Soziale Dilemmata wie etwa dieses finden sich auch im Tierreich – beispielsweise wenn es um die gemeinsame Aufzucht von Jungtieren geht. Biologinnen der Universität Zürich haben untersucht, wie Hausmäuse soziale Dilemmata verhindern können und dennoch kooperieren. Ihre Studienresultate zeigen, dass Hausmäuse ihre Kooperationsbereitschaft den für sie zu erwartenden Vorteilen anpassen.

Die Weibchen von Hausmäusen ziehen ihre Jungen zuweilen mit anderen Weibchen in einem Gemeinschaftsnest auf. Dabei legen zwei oder mehrere Weibchen ihre Würfe in ein Nest und kümmern sich gemeinsam um den Nachwuchs, auch wenn die Würfe einige Tage auseinander liegen. Da die Weibchen nicht mehr zwischen eigenen und fremden Jungtieren unterscheiden können, säugen sie gleichermassen alle Jungtiere im Gemeinschaftsnest. Wenn nun ein Weibchen mehr Jungtiere hat als die anderen, investiert es durchschnittlich weniger ins Säugen; es hat am Ende aber mehr entwöhnte Jungtiere und damit einen Vorteil.

Um diese Bevorteilung zu vermeiden, könnten Hausmäuse einerseits nur mit Weibchen kooperieren, die ähnlich viele Jungtiere haben wie sie selbst. Oder: Das Weibchen mit dem kleinsten Wurf könnte einige Jungtiere der anderen Weibchen töten. Da die Weibchen ihre eigenen Jungen allerdings nach Beginn der Kooperation nicht identifizieren können, müssten sie die fremden Jungen töten, bevor sie selbst werfen. Um zu sehen, wie die Tiere sich in dieser Situation verhalten, haben die UZH-Forscherinnen Abkömmlinge von wilden Hausmäusen im Laborexperiment beobachtet.

Ungleiche Wurfgrössen vermindern Kooperation

Die Wissenschaftler hielten jeweils zwei Schwestern in einer Gruppe – zusammen mit einem Männchen – und liessen sie Junge aufziehen. Mit Hilfe eines natürlich vorkommendenden Genelements konnten sie die Wurfgrösse der Weibchen vor der Geburt manipulieren. In der experimentellen Gruppe hatte jeweils eines der Weibchen aufgrund des genetischen Elements eine reduzierte Wurfgrösse – die beiden Schwestern unterschieden sich in ihren Wurfgrössen. In der Kontrollgruppe hatten beide Schwestern ähnliche Wurfgrössen. «Wir beobachteten, dass die Weibchen in der experimentellen Gruppe mit den ungleichen Wurfgrössen weniger kooperativ waren. Sie hatten weniger Gemeinschaftsnester als die Kontrollgruppe», erklärt Studienerstautorin Manuela Ferrari.

Die Doktorandin am Institut für Evolutionsbiologie und Umweltwissenschaften der Universität Zürich schliesst daraus, dass die Weibchen ihre Kooperationsbereitschaft dem Konfliktrisiko anpassen und eher zur gemeinschaftlichen Jungenaufzucht bereit sind, wenn sie ähnliche Wurfgrössen haben. «Dadurch können sie sich vor Ausbeutung schützen», so Manuela Ferrari.

Die Wissenschaftler beobachteten allerdings auch, dass jeweils einige Jungtiere des erstgebärenden Weibchens getötet wurden – unabhängig davon, ob die Weibchen ähnliche oder ungleiche Wurfgrössen hatten. Weibchen, die als zweites warfen, konnten also die Bedingungen zu ihren Gunsten verbessern und hatten oftmals einen Vorteil.

Literatur:

Manuela Ferrari, Anna K. Lindholm and Barbara König. A reduced propensity to cooperate under enhanced exploitation risk in a social manner. Proceedings of the Royal Society B. May 11, 2016. doi: 10.1098/rspb.2016.0068

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Kontakt

Manuela Ferrari

Institut für Evolutionsbiologie und Umweltwissenschaften

Universität Zürich

Tel. +41 44 635 52 79 

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