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Neue Standorte in Oerlikon und Schlieren, mehr Studierende, Professorinnen und Professoren sowie Lehrbeauftragte und dadurch auch verbesserte Betreuungsverhältnisse: Die Amtszeit von Bildungsdirektorin Regine Aeppli von 2003 bis 2015 fiel in eine Zeit des steten Wachstums der Universität Zürich.
Zum Abschluss der Regierungstätigkeit von Regine Aeppli organisierten die UZH und die Bildungsdirektion am vergangenen Donnerstag gemeinsam die Tagung «Bildungspolitik als Beruf».
Die Veranstaltung bot Gelegenheit, die Verdienste von Bildungsdirektorin Regine Aeppli zu würdigen. UZH-Rektor Michael Hengartner dankte ihr für das Engagement als Regierungsrätin. Sie habe sich «mit Überzeugung, viel Einsatz und dem Willen, etwas für die Gesellschaft zu bewirken» für die Bildung eingesetzt. Er hoffe auf eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger, der oder die die UZH ebenso verlässlich, dialogbereit und wohlwollend begleiten werde – «und die Überzeugung teilt, dass Bildung und Wissenschaft in der Schweiz eine Priorität erster Güte sind».
Die Universität Zürich schätze die kooperative Begleitung durch die Regierung und brauche das Gefühl, vom Zürcher Volk getragen zu werden. Er habe Regine Aeppli als eine der Sache verpflichtete, lösungsorientierte Person kennen und schätzen gelernt, so Rektor Hengartner.
Auch Otfried Jarren, Prorektor Geistes- und Sozialwissenschaften der UZH, dankte der scheidenden Bildungsdirektorin. Die Universität brauche Politikerinnen und Politiker, welche «die Universität achten und sie mit ruhiger, gelassener Hand hegen und pflegen», sagte er.
Nach der Würdigung von Regine Aeppli durch Christoph Eymann, Präsident der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren, widmete sich die Tagung der Frage, welche Bedeutung der Bildungspolitik in der Schweiz zukommt. In einzelnen Referaten wurde die Bildungspolitik als Beruf sowie als Kultur-, Sprachen-, Wissenschafts- und Sozialpolitik beleuchtet.
Zu den Referierenden gehörten Professor Lucien Criblez sowie Anja Giudici und Professor em. Jürgen Oelkers vom Institut für Erziehungswissenschaft, Werner Inderbitzin als ehemaliger Rektor der Zürcher Hochschulen für Angewandte Wissenschaften, Christoph Maeder von der Pädagogischen Hochschule Zürich und UZH-Prorektor Otfried Jarren.
Jarren stellte in seinem Referat grundsätzliche Überlegungen zur Hochschulpolitik im Spannungsfeld zwischen universitärer Selbstverwaltung und externer Einflussnahme an. Die zunehmende Autonomie der Hochschulen, sagte er, sei relativ. Universitäten würden zwar mehr und mehr aus dem administrativen Bereich des Staates ausgegliedert, stünden aber nach wie vor in Abhängigkeiten, die durch die zunehmende Komplexität des Hochschulsystems immer vielfältiger würden. Durch seine Rolle als Geldgeber übe der Staat noch immer einen beträchtlichen Einfluss aus. «Zugleich sind die Hochschulen massiven Verrechtlichungsprozessen ausgesetzt», stellte der Prorektor fest.
Zunehmend hätten sich Universitäten über Leistungen zu legitimieren. «Hochschulen sind nicht länger Reservate, die man in Ruhe und sich selbstverwaltend entwickeln lässt, sondern an ihre Institutionen und Organisationen werden konkrete Erwartungen gestellt. Die Leitung soll Managementqualitäten haben. Das Politikfeld der Wissenschaftspolitik wird von Innovations- und Wettbewerbsanforderungen überwölbt, und so ist es kein Zufall, dass hier in der Schweiz der Wirtschaftsminister für die Hochschulen Zuständigkeiten erhalten hat. Der Wandel im Politikfeld führt zu neuen Akteuren, zu neuen Regimen der Aushandlung und zu neuen Regeln wie Normen.»
Die wissenschaftliche Autonomie sei «ein hohes und funktional zwingendes Gut», sagte Jarren. Doch nur durch Koppelung der Universität an den Staat und die Politik könnten die Hochschulen die Vorteile der Autonomie zur Entfaltung bringen. «Die durch den Staat gewährte institutionelle Unabhängigkeit und die Zusprache von Mitteln im Wissen auch um die Risiken des Scheiterns von teuren Forschungsvorhaben ist keine Selbstverständlichkeit», sagte der Prorektor, und fügte die rhetorische Frage an: «Würden private Geldgeber – vergleichbar dem Staat – zur Übernahme dieser allgemeinen Risikobereitschaft bereit sein?»
Zum Abschluss der Veranstaltung zog Regine Aeppli ein kurzes Résumé zu ihrer Zeit als Bildungsdirektorin. Das Interesse an Bildungsthemen in der Politik und in der Öffentlichkeit sei enorm, stellte sie fest. Bildung werde – oft gar nicht zu unrecht – als Heilmittel für alle möglichen gesellschaftlichen Probleme angesehen. Entsprechend genau werde jeder Schritt in der Bildungspolitik verfolgt, und entsprechend hart würde um die Durchsetzung von Interessen gerungen.
Die anspruchsvollste ihrer Aufgaben als Bildungsdirektorin sei das Aushandeln von bildungspolitischen Entscheidungen unter Kostendruck gewesen. «Die Bildung ist uns lieb und teuer», sagte Aeppli, und fügte mit einem Anflug von Ironie an: «In der Bildungspolitik wird öfters mit der Keule gearbeitet – mit der Moralkeule.»
Als Regierungsrätin ist Regine Aeppli auch Präsidentin des Universitätsrates, dem Aufsichtsgremium der Universität. Auf die Diskussion angesprochen, die vor einiger Zeit über Vor- und Nachteile dieser Personalunion geführt wurde, riet Aeppli dazu, dieses Modell beizubehalten: «Es ist wichtig für die Universität, dass ein direkter Draht zur Politik besteht.» Zum Schluss wurde Regine Aeppli von Moderatorin Esther Girsberger gefragt, was sie ihrer Nachfolgerin oder ihrem Nachfolger im Regierungsrat raten würde. Aepplis Antwort: «Mit allen im Gespräch bleiben.»