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Die Gäste waren zahlreich, die Aula gefüllt, die Spannung auf den neuen Film spürbar. In seiner Begrüssungsansprache verlieh Rektor Michael Hengartner seiner Freude über die Filmpremiere Ausdruck, die durch die finanzielle Beteiligung der Universität Zürich, der Ius-Alumni, der Rechtswissenschaftlichen Fakultät und des Zürcher Universitätsvereins ermöglicht wurde. Emilie Kempin-Spyri (1853 – 1901) seien im Laufe ihres Lebens viele Steine in den Weg gelegt worden. Durch den Film werde der Juristin, die sich stets für die Sache der Frauen eingesetzt habe, eine späte Anerkennung zuteil, sagte Hengartner.
Rechtsprofessorin Brigitte Tag zeichnete kurz den Lebensweg der ersten Schweizer Juristin und ersten Privatdozentin der Universität Zürich nach. «Sie wollte die Welt verändern, doch die Welt war noch nicht dazu bereit», sagte Tag und verwies auf die finanziellen Nöte und die schwere Krise, in die die kluge und engagierte Frau, die sich im Laufe ihres Lebens gegen mannigfache Widerstände durchgesetzt hatte, am Ende geriet.
Kaum waren die Lichter gelöscht, wurde es still im Saal. Über 52 Minuten hinweg verfolgte das Publikum gebannt den Dokumentarfilm, in dem sich die Filmemacherin Rahel Grunder auf die Spurensuche nach Emilie Kempin-Spyri begibt. Der Film mit dem Titel «Emilie Kempin-Spyri – Europas erste Juristin» zeichnet die Geschichte Emilies chronologisch nach. Dabei nutzt er die Freiheiten des Mediums Film: Eine Schauspielerin schlüpft in die Rolle Emilies und begibt sich in historischem Gewand an Schauplätze, an denen Kempin-Spyri gewohnt und gewirkt hat.
Ergänzt werden diese Szenen durch historisches Dokumentationsmaterial, Fotos und Filme sowie kurze Interviews mit Juristinnen wie etwa Beatrice Weber-Dürler, der zweiten Juristin nach Emilie Kempin-Spyri, die an der UZH habilitierte und lehrte. Die neugewählte Regierungsrätin Carmen Walker Späh – ebenfalls eine Juristin – und UZH-Rechtsprofessorin Brigitte Tag erzählen von den Stolpersteinen in einer Juristinnenkarriere.
Vertiefende psychologische Einsichten in das Leben von Emilie Kempin-Spyri vermitteln die eingestreuten Beiträge der Schriftstellerin Eveline Hasler, die durch ihren Roman «Die Wachsflügelfrau» Emilie Kempin-Spyri schon vor Jahren ein fiktionales Denkmal gesetzt hat.
Nach der Vorführung war das Lob gross, der Film wurde begeistert beklatscht. Die Leiterin der Abteilung Gleichstellung, Christiane Löwe, lud im Anschluss an den Film zu einem Apéro im Lichthof.