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Im Geo-Relief gehen Kunst, Handwerk und Wissenschaft eine einzigartige Verbindung ein. Es zeigt Landschaft und Berge im Kleinstformat, massstabsgetreu und detailliert, aber auf einen Blick erfassbar und nicht prospektbunt, sondern aquarellzart koloriert. Eine ganze Welt aus Gips.
Eine «originale Begegnung» sei durch die Reliefs möglich, sagt Max Maisch, Professor für Geografie an der UZH. «Für meine Lehre stellen sie eine Bereicherung dar: Ich gehe mit den Studierenden aus dem Hörsaal heraus und mache eine kleine ‹Exkursion› zu den quasi ‹echten› verkleinerten Landschaften». Die Reliefs sind echtes 3D, man kann um sie herumgehen und erfährt dank der hohen Detailtreue deren Wesen besonders anschaulich.
Dieses Erlebnis ist auf dem Campus Irchel nun nicht nur für Studierende möglich. Eine neue Dauerausstellung präsentiert zehn Relief-Exponate auf drei Stockwerken. Kurze Erläuterungen geben Hinweise zu den Ausstellungsstücken. «Die UZH beheimatet eine der grösseren Sammlungen von Geo-Refliefs in der Schweiz», sagt Max Maisch stolz.
Das Matterhorn, das jüngste Geschenk des bekannten Reliefbauers Toni Mair, gehört zu Maischs bevorzugten Objekten, auch weil es afrikanische Wurzeln habe, erklärt Maisch augenzwinkernd. Tatsächlich waren der Alpenraum und das Schweizer Mittelland, etwa da, wo heute Bern und Fribourg zu finden sind, vor Jahrmillionen ein riesiges Meer. Erst indem sich die afrikanische Platte über die eurasische schob, entstanden die Gebirgsketten der Alpen und des Jura. Deshalb ist der obere Teil des Matterhorns auch afrikanischer «Abstammung».
An der Vernissage, die Mitte letzter Woche stattfand, wurden die Geo-Reliefs in einem Rundgang gezeigt. Der eigentliche Anlass für die Ausstellung war jedoch eher profan, erklärte die Geschäftsführerin des Geographischen Instituts Ruth Hunkeler. Die Brandschutzpolizei beanstandete nämlich vor etwa einem Jahr die Holztische, auf denen die Reliefs ruhten. Neuere Untersätze mussten her. Jetzt ruhen die Reliefs auf einem modern gestalteten Corpus, was den Objekten eine neue künstlerische und auch historische Aura gibt.
Im Gegensatz zu früher wird heute in der Wissenschaft und der Lehre kaum mehr mit Geo-Reliefs gearbeitet. Kartografen nutzen die Möglichkeiten der Digitalisierung, mit der man die Landschaft in 3-D leicht visualisieren kann. Und falls doch ein Modell entstehen soll, so druckt es ein 3-D-Drucker in einem Tag. Für die Geo-Reliefs alter Provenienz brauchte ein Modellbauer dagegen etwa 500 Stunden.