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Geht es um die Klärung aussergewöhnlicher Todesfälle, sind Forensiker gefragt. In der Schweiz werden sie jährlich etwa 2000 bis 3000 Mal gerufen, um Todesfälle zu untersuchen, die plötzlich, unerwartet oder mit Verdacht auf Gewalteinwirkung eingetreten sind.
So auch am Rechtsmedizinischen Institut in Zürich. Doch hier blicken die Rechtsmediziner mithilfe von Scannern, Computertomographen und Magnetresonanztomographen in das Innere von Leichen. Dank dieser Kombination aus Hightech-Methoden entdecken sie winzig kleine Spuren von Verletzungen im Körper und können danach ganze Tathergänge vor Gericht anschaulich visualisieren. «Virtopsy» nennt sich diese virtuelle Autopsie mithilfe von Computertechnik. Und noch einen Vorteil hat die neue Methode: Es ist es möglich, auch Jahre nach der Tat auf die digitalen Bilder zuzugreifen und einen Tathergang zu rekonstruieren.
Entwickelt wurde die neuartige Autopsie-Methode von Michael Thali, Direktor des Rechtsmedizinischen Instituts der UZH. Dafür wird er nun mit dem «Swiss ICT Special Award 2015» ausgezeichnet. Thali arbeitete zusammen mit dem «Austrian Center for Medical Innovation and Technology». Im Rahmen dieser Kooperation wurde das Virtobotsystem für die vollautomatische, robotergestütze Erfassung von 3D-Oberflächenscandaten der Leichen sowie für die minimalinvasive Gewinnung von Gewebs- und Flüssigkeitsproben entwickelt.
Michael Thali begann bereits Mitte der 1990er-Jahre mit den ersten Versuchen in virtueller Autopsie. Heute kommen Interessierte aus der ganzen Welt, um am Zürcher Institut für Rechtsmedizin die Methoden der virtuellen Autopsie zu lernen. Rund 1000 Leichen werden dort jährlich untersucht, bei 500 davon wird eine Autopsie durchgeführt. In 10 Prozent der Fälle kann die Todesursache heute bereits ausschliesslich mittels bildgebender Verfahren geklärt werden. In Zukunft, ist Thali überzeugt, werde die Auswahl durch die virtuellen Methoden immer wichtiger.