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Zuerst wollten wir wissen, wie Osterhasen miteinander reden. Wir fragten den Linguisten Heiko Hausendorf, Professor für Deutsche Sprachwissenschaft: Was weiss man über die Osterhasensprache?
Heiko Hausendorf: In der Allgemeinen und Vergleichenden Sprachwissenschaft ist über das Osterhasische mit seinen Dialekten (wie dem zum Beispiel in Zürich verbreiteten Sprünglisch) bis heute wenig bekannt. Anders als die geschriebene und gesprochene – und seit einigen Jahren auch: gebärdete – Sprache ist die gegessene Sprache lange vergessen geblieben.
Das
Osterhasische, verkürzt manchmal auch Häsisch
und immer wieder leicht verächtlich zu den «Schmatzsprachen» gezählt, gehört
zur grösseren Familie des Schokoladischen, das selbst – trotz heute weltweiter
Verbreitung – wie überhaupt die essbaren Sprachen (wie auch das Kuchenesisch
oder die Keks-Sprachen) wenig bis kaum empirisch untersucht worden ist. Das hat
sicher damit zu tun, dass es als Kunst zu gelten hat, den Osterhasen überhaupt
zum Sprechen zu bringen und damit, dass sich der Osterhase beim Sprechen, wie
Linguisten sagen, selbst verzehrt. In
phonetischer Hinsicht ist auffällig, dass die Sprechorgane in diesem Fall mit
den Essorganen zusammenfallen. Prominent sind neben den bilabial vor allem die
labiodental gebildeten Laute. Wie die nächsten Tage wieder zeigen werden,
gehört das Osterhasische zum Glück nicht zu den akut bedrohten Sprachen.
Als Zweites interessierte uns der Osterhase als Geschäftsmann. Von Uschi Backes-Gellner, Professorinfür Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, wollten wir wissen: Warum ist der Osterhase so erfolgreich?
Uschi
Backes-Gellner: Das Wichtigste, was man
vom Osterhasen lernen kann ist, wie bedeutend Reputation für den Erfolg – auch
von Geschäftsleuten – ist. Das Beispiel des Osterhasen zeigt ganz klar, dass
man nur erfolgreich sein kann, wenn man immer zum richtigen Zeitpunkt da ist,
die Erwartungen der Kunden zuverlässig erfüllt und seine Arbeit mit einem
freundlichen Lächeln erledigt.
Die dritte Frage ging an die Veterinärmedizinerin Brigitte von Rechenberg, Professorin für Experimentelle Chirurgie: Wie wäre das weitere Verfahren, wenn der Osterhase sich nach Ostern wegen physischer und psychischer Erschöpfung im Tierspital anmelden würde?
Brigitte von
Rechenberg: Wir würden
ihn liebevoll in der Klinik für Zootiere als Notfall aufnehmen, ihn hegen und
pflegen und mit Karotten verwöhnen und für sein Burn-Out einen Spezialisten aus
dem Europäischen College of Animal Welfare and Behavioural Medicine beiziehen, um ihn für das nächste
Jahr wieder in den Arbeitsprozess zu re-integrieren. Auch würden wir
untersuchen, ob es in seinem Osterhasen-Business ev. strukturelle Defizite
gibt, wie zum Beispiel ob Arbeitsgesetze eingehalten werden, Personal
aufgestockt werden sollte oder etwa gar ein Nachwuchsförderungs-Programm für
junge Osterhasen aufgegleist werden müsste, um die künstlerische Arbeit auf
mehrere Hasenschultern verteilen zu können. Zuletzt würden wir uns um die
Gleichberechtigung in der Hasenpopulation kümmern und im Akutfall unsere
Erfahrungen aus dem Kids & Career Programm zielführend in «Osterhasien»
einbringen.
Die vierte Frage stellten wir dem Rechtswissenschaftler Hans-Ueli Vogt, Professor für Privat- und Wirtschaftsrecht: Wie sollte sich ein geschäftstüchtiger Osterhase unternehmensrechtlich am besten aufstellen?
Hans-Ueli Vogt: Der Osterhase sollte sich als Aktiengesellschaft
organisieren. Als Zweiohrhase riskiert er dann nicht, persönlich haftbar und
zum Keinohrhasen oder Zweiohrküken zu werden. Die Eier sollte er allerdings
nicht im Garten verstecken. Er sollte ein Initial Public Eye Offering (kurz:
EiPO) machen. Das Bemalen der Eier übernimmt eine Investmentbank. Je farbiger
und phantasievoller die Eier bemalt sind, umso teurer können sie verkauft
werden. Die Kinder, die die Eier kaufen, glauben, das seien keine gewöhnlichen,
sondern besonders wertvolle Eier. Man muss die Kinder endlich vor solchen
Betrügereien schützen! Dem Zweiohrhasen ist das alles egal, er macht das grosse
Geschäft. Im Rahmen einer «eggquistion» verkauft er seine Gesellschaft einem
anderen Hasen. Zum Abschied lässt er sich 72 goldene Eier schenken. Dann macht
er sich aus dem Staub, um mit den anderen Hasen den Frühling zu geniessen.
Fünftens beschäftige uns die Work-Life-Balance des Osterhasen. Der Osterhase hat nur einmal im Jahr viel zu tun. Wie schafft er es, den Rest des Jahres über nicht depressiv zu werden? Die Frage ging an Martin Kleinmann, Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie.
Martin Kleinmann:
In der Tat ist bekannt, dass Arbeitslosigkeit wie auch
Arbeitsplatzunsicherheit zu Depressionen führen können. Osterhasen weisen in
der Regel keine Arbeitsplatzunsicherheit auf, da Ostern in den vergangenen 2000
Jahren meines Wissens noch nie ausgefallen ist. Aus der Erholungsforschung
wissen wir, dass das «Abschalten» nach der Arbeit sehr wichtig ist, um künftig
wieder leistungsfähig und motiviert zu sein. Bei der gigantischen
Arbeitsleistung von Osterhasen, die ja u.a. die ganze Schweiz versorgen müssen,
sei ihnen gegönnt, sich nach Auslieferung der Ostereier etwas Ruhe zu genehmigen,
bevor sie sich der logistischen Meisterleistung, der Planung und zeitgerechten
Lieferung für das nächste Jahr, wieder zuwenden.
Fremde Sitten und Gebräuche interessieren auch den Osterhasen. Unsere sechste Frage richtet sich deshalb an die Kulturwissenschaftlerin Ingrid Tomkowiak, Professorin für Populäre Literaturen und Medien mit dem Schwerpunkt Kinder- und Jugendmedien: In Spanien finden Ostereier eine besondere Verwendung. Um 12 Uhr mittags läuten im ganzen Land die Kirchenglocken zwölf Mal und bei jedem Schlag werden Eier aus dem Fenster geworfen. Was sagt der Osterhase dazu?
Ingrid Tomkowiak: Der Osterhase sagt: «Das ist eine unglaubliche Verschwendung, die eigentlich genauso
verboten gehört wie der Glockenlärm, der für meine langen, empfindlichen Ohren
gar nicht angenehm ist. Doch muss ich diese Eier nicht mehr tragen und
verstecken, das hat dann doch auch sein Gutes.»
Bei der siebten und allerletzten Frage richten wir den Blick ins All. Der Astrophysiker Ben Moore, Professor für Theoretische Physik, gibt uns eine Antwort auf die Frage: Gibt es auch ausserirdische Osterhasen?
Ben Moore: Hasen gelten schon seit langer Zeit als Fruchtbarkeitssymbole. Da sie sich im Frühling äusserst zahlreich fortpflanzen, wurden sie Teil der Osterbräuche. Ihr ausserirdisches Gegenstück wären in diesem Sinne wohl die «Tribbles». Tribbles sind kleine, ballförmige Kreaturen mit langem, weichem Pelz, die in der Star-Trek-Episode Kennen Sie Tribbles? (orig. The Trouble with Tribbles) aus dem Jahr 1967 vorkommen. Sie lassen sich gerne streicheln und geben dabei wohlige Laute von sich, ähnlich wie eine Katze. Obwohl sie so harmlos aussehen, sind sie eine Gefahr für anderes Leben, denn sie vermehren sich extrem schnell und konsumieren eine exponentiell zunehmende Menge an Nahrung, während sie sich vervielfachen. Commander Spock errechnet in der Episode, dass aus einem Tribble innerhalb von drei Tagen 1'771'561 weitere entstehen. Dank dieser Information kann ich abschätzen, dass sich Tribbles mindestens einmal in drei Stunden reproduzieren!