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Künstlerische Darstellungen von Frauen gibt es an der Universität Zürich zuhauf. Eine davon ist die liegende Frau beim Eingang zum Zoologischen Museum an der Karl-Schmid-Strasse. Sie ist Station einer der Führungen zum Jubiläum «100 Jahre Hauptgebäude der UZH». Während man männlichen Persönlichkeiten an der Universität mit Büsten ein Denkmal gesetzt habe, seien Frauen lediglich als Allegorie dargestellt worden, sagt Lilian Carpenter, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Gleichstellung: «Dabei gibt es genug Frauen an der Universität Zürich, die ein Denkmal verdient hätten.» Sie nennt als eines von vielen Beispielen Marie Heim-Vögtlin, eine Vorkämpferin für die berufliche Selbstverwirklichung der Frauen.
Die 23-jährige Pfarrerstochter nahm als erste Schweizerin ein Studium auf. 1868 schrieb sie sich im Fach Medizin ein, vier Jahre nachdem Zürich als zweite Universität in Europa – neben Paris – Frauen zum regulären Studium zugelassen hatte. Heim-Vögtlins Entscheid stellte das traditionelle Rollenbild der Frau radikal in Frage und löste weitherum Entrüstung aus. Die Öffentlichkeit war überzeugt, dass Frauen körperlich zu schwach seien, um ein Studium durchzustehen. Erst als ihr Vater intervenierte, erhielt sie die Zulassung zum Staatsexamen und später die Bewilligung zur Eröffnung einer Arztpraxis. Nach der Geburt ihrer drei Kinder blieb sie berufstätig. Als erste Gynäkologin Europas gehörte sie 1901 zu den Mitbegründerinnen der Pflegerinnenschule in Zürich. Doch für ein Denkmal im Neubau der Universität von 1914 reichte das nicht.
Die anderen Führungen im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten vertiefen die architektonische Entstehungsgeschichte des Gebäudes, die Kunst am Bau oder historische Ereignisse. Lilian Carpenter und ihre Kollegin Ursula Wunderlin erzählen die Geschichte der ersten Frauen an der Universität Zürich anhand verschiedener Kunstobjekte im 100jährigen Kollegiengebäude Eine weitere Station gilt der Aula. Zehn Portraitbüsten sind dort übers Halbrund verteilt. Zehn Männer. Vorne aber zeigt das grosse Wandbild Gruppen von Frauen. Ursula Wunderlin erklärt, warum der Maler Paul Bodmer – er hatte den Auftrag 20 Jahre nach dem Eklat um seine Fresken vor dem Dozentenzimmer erhalten – das Wandbild um junge Männer ergänzen musste.
1968 ernannte die Universität Zürich mit der Experimentalphysikerin Verena Meyer die erste Frau zur ordentlichen Professorin, zwei Jahre später wurde Hedi Fritz-Niggli erste Professorin der Medizinischen Fakultät. Die Führung zeigt, weshalb es nach der Öffnung des Studiums für Frauen über hundert Jahre bis zu diesen Schritten dauerte. Zu erfahren ist auch, wann die Anrede «Fräulein» offiziell abgeschafft wurde und wie es dazu kam, dass der Anteil der Professorinnen nun auf 18 Prozent gestiegen ist. Ein Aktionsplan will jetzt sicherstellen, dass das ursprüngliche Ziel – 25 Prozent – bis Ende 2016 tatsächlich erreicht wird. Erst dann können sich die Frauen auf der Chaiselongue, die ihnen die Künstlerin Pipilotti Rist als Erinnerung an die Frauenrechtlerlin Emilie Kempin-Spyri im Lichthof gewidmet hat, eine kleine Pause gönnen.