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In Anwesenheit von zahlreichen Gästen aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Kultur feierte die Universität Zürich zur Erinnerung an ihre Gründung am Samstag, den 26. April 2014 in festlichem Rahmen den Dies academicus.
Rektor Michael Hengartner skizzierte in seiner Rede anhand der drei Stichworte «Mensch», «Raum» und «Diversität», in welche Richtung die Entwicklung der UZH gehen soll.
Er umriss das Bild einer Universität, die Magnet für motivierte Studierende und hervorragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist und die ihre Vitalität aus ihrer inneren Vielfalt bezieht. Die Universität Zürich werde ihre Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern verstärken und ihre internationale Sichtbarkeit erhöhen, um aus aller Welt die besten Köpfe anzuziehen.
Ein Anliegen der UZH sei es zudem, dass sich Forschende und Studierende aus dem Ausland gut in Zürich integrierten. Denn die UZH verstehe sich nicht nur als international ausstrahlende, sondern zugleich auch als lokal gut verankerte Universität. «Wir sind kein Elfenbeinturm, sondern Teil des Ökosystems Zürich», sagte Hengartner.
Den Forschenden der Universität, so Hengartner, sollte ein möglichst hohes Mass an Freiraum zum Denken und Experimentieren geboten werden. Aber auch die Studierenden benötigten Freiräume, damit sie nicht nur lernen, sondern sich umfassend bilden könnten. In den letzten Jahren seien viele dieser Freiräume limitiert worden. Eine «Punktesammelmentalität» bedränge die erwünschte «Bildungsmentalität».
Dem soll Gegensteuer gegeben werden: Nicht durch ein Zurückbuchstabieren der Bologna-Reform, sondern durch eine Weiterentwicklung des bestehenden Systems. «Ein einziger gelungener Studiengang kann hunderte, ja tausende Studierende positiv beeinflussen», sagte Hengartner. Wegen dieser enormen Hebelwirkung seien Verbesserungen in der Lehre besonders wichtig für die UZH. Das Ziel seien Studiengänge «mit einfachen Regeln, klaren Strukturen und genügend Freiraum».
Auch im wörtlichen Sinn ist Freiraum ein Herzensanliegen des neuen Rektors der UZH. So sieht er die vom Regierungsrat vorgeschlagene Übertragung der Bauherrenfunktion vom Kanton auf die Universität als grosse Chance: Die UZH würde damit künftig bei der baulichen und räumlichen Planung selbständiger agieren und diese besser an den eigenen Bedürfnissen ausrichten können.
In der anschliessenden Rede widmete sich André C. Wohlgemuth der Frage, wie Reformen an einer Universität erfolgreich durchgeführt werden können. Wohlgemuth ist Vorstandsmitglied der Vereinigung der Privatdozierenden der UZH, Titularprofessor in Betriebswirtschaftslehre und Inhaber einer Unternehmensberatung. Wichtige Bedingungen für den Erfolg einer Reform seien der Einbezug aller Betroffenen sowie das richtige Tempo.
Wohlgemuth erwähnte in seiner Rede auch den bedeutenden Beitrag, den Privatdozierenden an der UZH für Lehre und Forschung leisten. Er appellierte an die Universität, das Potential der Privatdozierenden weiterhin zu nutzen.
Prorektor Otfried Jarren, der von November 2013 bis Ende Januar 2014 Interimsrektor der UZH war, blickte im «Bericht des Rektors» auf das vergangene Jahr zurück. Er hob hervor, dass es sich bei rund 40 Prozent der 65 Professorinnen und Professoren, die im Jahr 2013 an die UZH berufen worden seien, um Nachwuchskräfte handle und wertete dies als Zeichen einer dynamischen Entwicklung. Dem strategischen Ziel, junge Leute für eine akademische Karriere zu gewinnen, komme die UZH damit näher.
Otfried Jarren richtete einen grossen Dank an alt Rektor Andreas Fischer, der im November 2013 vorzeitig zurückgetreten war. Fischer habe der Universität gewissenhaft, mit Umsicht und dem sicheren Blick für das Nötige und Notwendige gedient. «Ich habe Andreas Fischer als einen der Sache verpflichteten, äusserst engagierten, aufmerksamen, zuhörenden und gewissenhaften Kollegen kennen- und auch schätzen gelernt», sagte Jarren.
Auch Rektor Michael Hengartner würdigte alt Rektor Andreas Fischer. Er beschrieb ihn als einen Mann der leisen, aber bestimmten Worte, der sich durch Glaubwürdigkeit und Integrität sowie einen ausgeprägten Sinn für die Würde des Amtes ausgezeichnet habe. Fischer habe die Universität mit grossem Einsatz geleitet und dabei Hervorrandes geleistet. Die wesentlich von ihm geprägten «Strategischen Ziele 2020» seien ein ausgezeichnetes Führungsinstrument und würden der Universität Zürich weiterhin als Kompass dienen, sagte Hengartner.
Brigitte Tag, Rechtsprofessorin und Präsidentin der Gleichstellungskommission der UZH, stellte am Dies academicus Prof. Kathleen Digre von der University of Utah, USA, vor. Kathleen Digre ist Spezialisitin für Neuro-Ophthalmologie und Kopfschmerz. Sie ist die erste Professorin, welche für die neu geschaffene Hedi-Fritz-Niggli-Gastprofessur eingeladen wurde. Mit ihrer hohen fachliche Reputation in Kombination mit ihrem ausgewiesenen Engagement für Chancengleichheit in der Wissenschaft sei Kathleen Digre eine ideale Besetzung für die Hedi-Fritz-Niggli-Gastprofessur, sagte Brigitte Tag.
Die neue Gastprofessur ermöglicht es den Fakultäten, exzellente Wissenschaftlerinnen zu sich einzuladen, die als Role Models für den akademischen Nachwuchs wirken können.
Die Würde eines Doktors ehrenhalber beziehungsweise einer Doktorin ehrenhalber wurde an folgende Persönlichkeiten verliehen:
- Prof. Linda Woodhead für ihre Forschung im Bereich der Veränderungsprozesse von Religion in modernen Gesellschaften. Sie zeichnet sich insbesondere dadurch aus, dass sie vielseitige empirische Ansätze mit theoretischer Reflexion verknüpft.
- Bundesrichter Heinz Aemisegger in Anerkennung seines langjährigen Wirkens als Bundesrichter, seiner herausragenden Verdienste um die Konsolidierung und Weiterentwicklung des Öffentlichen Rechts sowie seiner besonderen Bemühungen um den Austausch zwischen Praxis und Wissenschaft.
- Alt Oberrichter Daniel Steck in Anerkennung seines jahrzehntelangen Engagements in Praxis, Lehre und Forschung des schweizerischen Familien- und Familienverfahrensrechts, mit einer Vielzahl grundlegender Publikationen und seiner Expertentätigkeit für Bund und Kantone.
- Prof. Anat Admati in Anerkennung ihrer grossen Verdienste in der Finanzmarktforschung, insbesondere auf den Gebieten Informationsökonomie, Corporate Governance und Bankenregulierung.
- Prof. Péter Somogyi in Anerkennung seiner fundamentalen und technisch hochkarätigen Beiträge zur Aufklärung der strukturellen und funktionellen Organisation von neuronalen Schaltkreisen in der Grosshirnrinde.
- Prof. Felix W. Wehrli in Anerkennung seiner fundamentalen Leistungen auf dem Gebiet der Magnetresonanztomographie und -spektroskopie mit bedeutenden Beiträgen zur nicht-invasiven Charakterisierung von Gewebeeigenschaften und deren Beziehung zur Physiologie des menschlichen Körpers.
- René E. Honegger in Anerkennung seiner Verdienste im Einsatz für eine artgerechte Haltung und Präsentation von Reptilien und Amphibien in Zoos. Mit zahlreichen Publikationen hat er einen international anerkannten Beitrag zum Tier- und Artenschutz geleistet.
- Penny Boyes Braem in Anerkennung ihrer Verdienste um die Förderung der Gebärdensprachforschung in der Schweiz. Das gilt insbesondere für ihre bahnbrechenden empirischen Studien zur Deutschschweizer Gebärdensprache und für ihr Engagement bei der Verbreitung gebärdensprachlinguistischer Erkenntnisse.
- Prof. Susan Reynolds Whyte, eine herausragende und engagierte Wissenschaftlerin, die empirisch, theoretisch und methodisch und mit Blick vor allem auf Afrika zentrale ethnologische Perspektiven auf soziale Themenfelder wie Behinderung, AIDS, Fragilität des Alterns, körperliche Sicherheit und Kriegsfolgen eröffnet hat.
Johannes Schlaefli wurde für sein Engagement, mit dem er über drei Jahrzehnte hinweg als Dirigent des Akademischen Orchesters gewirkt und dabei den Alltag der Universität mit unvergesslichen musikalischen Darbietungen auf hohem Niveau bereichert hat, zum Ständigen Ehrengast der Universität Zürich ernannt.
Den diesjährigen Credit Suisse Award for Best Teaching erhielt Heiko Hausendorf, Professor für Deutsche Sprachwissenschaft an der UZH, für sein gelungenes Lehren ausserhalb von Hörsaal und Seminarraum. Im Rahmen seiner Vorlesung «Linguistik der Kommunikation» im Hauptbahnhof Zürich leitete Hausendorf die Studierenden zur Durchführung von eigenen Untersuchungen an. Besonders beeindruckt waren die Studierenden von den verwendeten technischen Geräten sowie vom weit über das Übliche hinausgehende Engagement und der guten Vorbereitung des Dozenten. Mit viel Humor hat Professor Hausendorf theoretische und abstrakte Denkmodelle mit der Realität verknüpft und so den Studierenden die Beziehung von Theorie und Forschung mittels alltäglichen Vorgängen klar vor Augen geführt.
Das Forschungsstipendium der Walter und Gertrud Siegenthaler Stiftung ging an Thomas Schrepfer. Der Wissenschaftspreis der Walter und Gertrud Siegenthaler Stiftung erhielt Prof. Isabelle Schmitt-Opitz.
Die Jahrespreise der Fakultäten 2014 erhielten
- Kathrin Messner, Theologische Fakultät,
- Frederik von Harbou, Rechtswissenschaftliche Fakultät,
- Susanne Suter, Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät,
- Verena Dirks, Medizinische Fakultät,
- Dr. Ann-Kathrin Brons, Vetsuisse-Fakultät,
- Livia Isabella Schubiger, Philosophische Fakultät und
- Jitin Bali, Mathematisch-naturwissenschaftliche Fakultät.