Navigation auf uzh.ch

Suche

UZH News

Nachhaltigkeitswoche an UZH und ETH Zürich

Lorenz Hilty wird Delegierter für Nachhaltigkeit

Was können Hochschulen zu einer nachhaltigen Gesellschaft beitragen? Dieser Frage widmete sich ein Podium im Rahmen der Nachhaltigkeitswoche an UZH und ETH Zürich. Rektor Michael Hengartner nutzte die Gelegenheit, um Lorenz Hilty als neuen Delegierten für Nachhaltigkeit der UZH vorzustellen.
Adrian Ritter

Kategorien

Wird an der UZH Delegierter der Universitätsleitung für Nachhaltigkeit: Professor Lorenz Hilty.

Es war eine Steilvorlage. Moderatorin Barbara Bleisch fragte UZH-Rektor Michael Hengartner zu Beginn des Podiumsgesprächs am Donnerstag an der Universität Zürich: «Vor einem Jahr versprach die UZH an der Nachhaltigkeitswoche, die Stelle eines Delegierten für Nachhaltigkeit zu schaffen. Was ist daraus geworden?» 

Michael Hengartner verwies als Antwort auf die erste Zuschauerreihe, um Lorenz Hilty zu begrüssen, der Ende Februar von der Universitätsleitung zum Delegierten für Nachhaltigkeit der UZH gewählt worden war. Hilty ist seit 2010 Professor für Informatik und Nachhaltigkeit an der Universität Zürich. Er arbeitet zudem an der Empa, der Materialforschungsinstitution des ETH-Bereiches.  

«Hochschulen sind von ihrem Wesen her nachhaltige Institutionen: Sie produzieren Wissen, welches sich vermehrt, wenn man es teilt», sagte Hilty. Zu seinen Aufgaben als Delegierter wird es gehören, an der UZH Projekte für einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen in Lehre und Forschung zu initiieren. Gleichzeitig will Hilty die Betriebsabläufe der UZH auf mögliche Verbesserungen im Umgang mit Energie und natürlichen Ressourcen untersuchen.

Nachhaltigkeit als Chefsache

Die ETH Zürich verfügt bereits über einen Delegierten für Nachhaltigkeit. Derzeit würden weitere mögliche Massnahmen in Sachen Nachhaltigkeit diskutiert, gab Lino Guzzella, Rektor und designierter Präsident der ETH Zürich, bekannt.

Energie und Ressourcen gehörten zum Kerngeschäft der ETH Zürich, insofern seien Nachhaltigkeit und ETH fast schon synonyme Begriffe, so Guzzella: «Ohne ein nachhaltiges Denken kann ein Ingenieur nicht erfolgreich sein, das vermitteln wir auch in der Ausbildung.» 

Für Hengartner und Guzzella ist klar: Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema und dessen Verankerung an den Hochschulen auch Chefsache. Schon heute bestünden viele Aktivitäten zu Nachhaltigkeit – von Vorlesungen über Summer Schools bis zu Forschungsschwerpunkten.

Diskussion über nachhaltige Hochschulen (von links): Lino Guzzella (Rektor ETH Zürich), Michael Hengartner (Rektor UZH), Gabi Hildesheimer (ehem. Geschäftsleiterin Öbu), Daniel Dubas (Bundesamt für Raumentwicklung) und Nationalrätin Tiana Angelina Moser.

Freiräume statt Vorschriften

Noch mehr Engagement seitens der Leitungsgremien der Hochschulen wünschte sich Daniel Dubas, Leiter der Sektion Nachhaltige Entwicklung im Bundesamt für Raumentwicklung. Systemisches Denken und nachhaltige Entwicklung sollten in allen Studiengängen thematisiert werden, regte er an.

Die konkrete Ausgestaltung der Lehrpläne sei Sache der einzelnen Fächer, betonten demgegenüber Hengartner und Guzzella. Die Hochschulleitung habe die Aufgabe, für gute Rahmenbedingungen zu sorgen, so Hengartner. ETH-Rektor Guzzella schloss sich dem an: «Die Erfahrung zeigt, dass Kreativität sich am besten entfalten kann, wenn Freiräume geschaffen werden.»

Hengartner zeigte sich auch skeptisch ob der Idee, Studierende zu Veranstaltungen über Nachhaltigkeit zu verpflichten und dafür ECTS-Punkte zu vergeben: «Die Punktesammler-Mentalität ist ohnehin schon zu ausgeprägt», so der UZH-Rektor. Ziel einer Hochschule müsse es sein, kritisch denkende Menschen auszubilden. Sinnvoll sei, die Curricula so zu gestalten, dass genügend Raum etwa für die interdisziplinäre Vernetzung vorhanden sei.

Antworten für die Politik

Tiana Angelina Moser, Zürcher Nationalrätin der Grünliberalen, deponierte am Podiumsgespräch ein Anliegen an die Hochschulen. Bei der Nachhaltigkeit seien nicht nur ökologische, sondern auch ökonomische und soziale Aspekte zu berücksichtigen.

Was die sozialen Aspekte anbelange, sehe sie Verbesserungspotenzial etwa bei der Nachwuchsförderung und der Gleichstellung der Geschlechter. Als Politikerin erwarte sie von den Hochschulen nicht nur gute Lehre und Forschung, sondern auch Antworten auf die komplexen Fragen unserer Gesellschaft. Eine hohe Zahl an Publikationen scheine aber in der heutigen Wissenschaft höher gewichtet zu werden als die Teilnahme an öffentlichen Debatten.

Komplexe Fragen, komplexe Antworten

Dem widersprachen Hengartner und Guzzella. «Man kann durchaus publizieren und sich gleichzeitig an öffentlichen Diskussionen beteiligen», so Hengartner. Die UZH sei sehr interessiert, gesellschaftsrelevante Fragen anzugehen.

Die Politik müsse aber auch akzeptieren, dass Antworten auf komplexe Fragen auch komplexe Antworten seien und die Wissenschaft nicht auf alles eine Antwort habe, betonte Guzzella: «Es ist Aufgabe der Politik, auch unter unsicheren Rahmenbedingungen vernünftige Lösungen zu finden.»

Sie erwarte durchaus differenzierte Antworten seitens der Wissenschaft, erwiderte Tiana Angelina Moser. Genau deshalb vermisse sie in den oft polarisierten politischen Diskussionen die Stimme der Hochschulen: «Ich wünsche mir mehr Präsenz von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in der öffentlichen Debatte.»