Navigation auf uzh.ch

Suche

UZH News

Arthur Steindler Award

Hohe Anerkennung für Schulterspezialisten

Christian Gerber, UZH-Professor und Direktor der Universitätsklinik Balgrist, hat den Arthur Steindler Award erhalten. Der Preis wird Wissenschaftlern verliehen, die die Medizin substanziell weiter gebracht haben. In Zürich wurde Schulterspezialist Christian Gerber mit einer Feier geehrt. In einem Podiumsgespräch ging es dabei um die Frage, wie auch in Zukunft Spitzenleistungen in der Chirurgie erbracht werden können.
Marita Fuchs

Christian Gerber, UZH-Professor für Orthopädie, ist ein weltweit anerkannter Schulterspezialist. Der nach ihm benannte «Gerber-Test», ist ein gängiges Verfahren, mit dem Risse in den Sehnen des Schultermuskels diagnostiziert werden können.

Gerber beschrieb zudem als Erster eine typische Verletzung des Schultermuskels, die vor allem in den USA als «Swiss disease» bekannt wurde. Und er entwickelte eine Operationsmethode, die in den vergangenen 22 Jahren Tausenden von Patientinnen und Patienten vor einer Implantation einer Schulter-Totalprothese bewahrten konnte.

Für seine wissenschaftlichen Beiträge im Bereich der Schulter sowie für sein Bestreben, diese Erkenntnisse zum Nutzen der Patienten in der Klinik umzusetzen, wurde er im März im New Orleans mit dem Arthur Steindler Award ausgezeichnet. Am vergangenen Mittwoch feierten geladene Gäste seinen Preis in Zürich mit einer Laudatio auf den Preisträger und einem hochkarätig besetzten Podium zum Thema: «Wie werden auch in Zukunft hervorragende chirurgische Leistungen erbracht?»

Chirurgen – Top-Athleten der Medizin

Die Diskussion wurde von Fernsehmoderator Ueli Heiniger geleitet. Teilnehmer waren Gian Gilli, Chef der Mission der Schweizer Olympia-Delegation, UZH-Professor und Leberspezialist Pierre-Alain Clavien, Roman Boutellier, Vizepräsident für Personal und Ressourcen an der ETH Zürich, Hans-Rudolf Lüscher, Mitglied des Universitätsrats der UZH, sowie Preisträger Christian Gerber.

Gibt es Parallelen zwischen Top-Athleten und Chirurgen, wollte Moderator Heiniger von Gian Gilli wissen. «Unbedingt», antwortete dieser. Chirurgen erbrächten Höchstleistungen. Wie beim Sport müssten dazu 15 bis 20 Leistungsbereiche zusammen wirksam werden – etwa Konzentration, das richtige Werkzeug, das Ausschalten von Störfaktoren, die Bewahrung des Überblicks über das Team.

Podium zu Spitzenleistungen in der Chirurgie (von links): Hans-Rudolf Lüscher, Pierre-Alain Clavien, Roman Boutellier, Ueli Heiniger, Christian Gerber und Gian Gilli.

Roger Feder das Training verbieten

Das Team sei zwar wichtig, doch sei es der einzelne Mensch, der Spitzenleistungen erbringe, sagte Hans-Rudolf Lüscher. Persönlichkeiten wie der Preisträger seien es, die zur Weiterentwicklung ihres Faches beitrügen. Auf die Frage Heinigers, ob Spitzenleute nicht auch immer spezielle Menschen seien, die am Rand der Gesellschaft lebten, meinte Gilli: «Ja, denn sie bringen ein hohes Mass an Eigenmotivation mit und sie sind bereit, konsequent ihre Pläne durchzuziehen.»

Gerber selbst betonte, dass man niemanden zu Spitzenleistungen drängen könne. Er verstehe sich als Rollenmodell für die Nachwuchsmediziner. Er selbst habe einen Chef gehabt, der ihm ein grosses Vorbild gewesen sei.

Boutellier brachte die Sichtweise des Patienten ins Spiel. Für diesen sei es wichtig, wie spezialisiert der ihn behandelnde Mediziner sei und wie oft er die anstehende Operation schon ausgeführt habe.

Spezialisierung sei ein wichtiges Thema, fand auch Clavien. Ein guter Mediziner müsse etwa 10‘000 Stunden in seinem Spezialgebiet gearbeitet haben, bis er ein Könner sei. Es sei deshalb eine Zumutung, die Arbeitszeit der Mediziner in den Spitälern auf 50 Stunden in der Woche zu beschränken. Das sei etwa so, als wolle man Roger Federer vorschreiben, nur zwei Mal in der Woche zu trainieren.

Spitzenleistungen verhindern?

Das Eidgenössische Arbeitsgesetzes definierte 2005 für alle Assistenz- und 2012 auch für fast alle Oberärzte eine Höchstarbeitszeit von 50 Stunden pro Woche, maximal sieben aufeinanderfolgende Arbeitstage und höchstens 140 Überstunden im Jahr.

Das Podium war sich einig, dass diese Beschränkungen Spitzenleistungen in der Medizin verhindern könnten. Die Arbeitszeitbeschränkungen seien auch nicht gut für die Patienten, so Clavien. Wenn der beste Spezialist aufgrund der Arbeitszeitregelungen bei einer anstehenden Operation zu Hause bleiben müsse, so könne das nicht gut gehen. Die von der Politik festelegten Rahmenbedingungen seien kontraproduktiv und verhinderten sowohl Spitzenleistungen in der Chirurgie als auch in der Forschung.