Navigation auf uzh.ch
Sie kämpften gegen Widerstände, mussten Überzeugungsarbeit leisten und blieben beharrlich. Die Pionierinnen der Gleichstellung an den Universitäten brauchten einen langen Atem. Eine von ihnen war Emilie Kempin Spyri (1853 – 1901). Sie war die erste Schweizerin, die Rechtswissenschaft studierte. Vom Senat der Universität Zürich als Dozentin wegen ihres Geschlechts wiederholt zurückgewiesen, wurde sie erst auf Druck der politischen Behörden erste Privatdozentin der UZH.
«Emilie Kempin Spyri ist die grosse Wegbereiterin der Gleichstellung von Mann und Frau, nicht nur an der UZH, sondern weit darüber hinaus», sagte Brigitte Tag, Präsidentin der Gleichstellungskommission der UZH anlässlich der Jubiläumsveranstaltung vom vergangenen Montag in der Aula der UZH. «Als Kempin Spyri an unserer Universität Eintritt begehrte, waren die Türen fest verschossen. Sie hat sie Stück für Stück aufgestossen. Seitdem ist der Fortschritt nicht mehr aufzuhalten», so Brigitte Tag.
Die Jubiläumsfeier «25 Jahre Gender Policy UZH» bot Gelegenheit, auf das Erreichte zu blicken, Pionierinnen und heutige Engagierte zu ehren (vgl. Kasten) und die bestehenden Herausforderungen zu diskutieren.
Vor 25 Jahren begann die UZH ihre Gleichstellungsarbeit zu institutionalisieren. Der Auslöser: Am 27. Juli 1989 hatten die Frauen genug. In einem Positionspapier an den Rektor beklagten mehrere Professorinnen den geringen Frauenanteil von nur 2,4 Prozent in der Professorenschaft an der UZH.
Ihre Forderung: Frauen an der Universität müssten auf allen Ebenen adäquat integriert sein, rollenspezifische Wertvorstellungen und Hemmschwellen seien abzubauen. Nicht die biologische Geschlechtszugehörigkeit, sondern Persönlichkeit, Fähigkeit und Neigung seien für eine akademische Karriere ausschlaggebend.
Was seither geschah, zeigte Elisabeth Maurer, Leiterin der Abteilung Gleichstellung der UZH, in ihrer Festrede auf. Noch im Jahr 1989 wurde eine mit 20 Stellenprozenten dotierte Frauenbeauftragte, 1991 zusätzlich eine Frauenkommission eingesetzt. Daraus entstanden die heutige Abteilung Gleichstellung und die Gleichstellungskommission.
Sie initiierten die heute bestehenden Grundlagenpapiere und konkreten Angebote wie etwa den Verhaltenskodex Gender Policy, die Stiftung Kinderbetreuung kihz, das Reglement zum Schutz vor sexueller Belästigung sowie Peer-Mentoringprogramme und gezielte Beratungsangebote für den weiblichen akademischen Nachwuchs. Ein jährliches Gleichstellungsmonitoring erfasst die Geschlechterverhältnisse an der UZH und zeigt den Handlungsbedarf auf.
Den Handlungsbedarf geht die UZH derzeit insbesondere mit dem Aktionsplan Chancengleichheit an. Damit werden die Fakultäten stärker in die Gleichstellungsarbeit einbezogen. Die Fakultäten lancieren Projekte, die beispielsweise den Gründen für den geringen Frauenanteil in höheren akademischen Positionen nachgehen und Massnahmen zur Verbesserung der Situation entwickeln.
Auch Gleichstellungskommissions-Präsidentin Brigitte Tag sieht die UZH mit dem Aktionsplan auf gutem Weg: «Es zeichnet sich schon heute ab, dass die Projekte des Aktionsplans für die Gleichstellung an der UZH als Turbobeschleuniger wirken.»
Unterstützung für das Anliegen der Gleichstellung sicherte an der Veranstaltung auch Rektor Michael Hengartner zu: Diversität stärke nicht nur die Produktivität von Ökosystemen. Das Neben- und Miteinander verschiedener Kulturen und Denkweisen diene auch der Wissenschaft: «Gerade für moderne Universitäten stellt Gleichstellung nicht nur ein politisches Gebot, sondern eine Grundlage des Erfolgs dar.»
Zuviele Frauen verliessen die Wissenschaft noch immer nach dem Studium, sagte Hengartner. Er hat die Abteilung Gleichstellung deshalb beauftragt, ein Konzept für eine «familienfreundliche Universität» auszuarbeiten. Daraus sollen Modelle entstehen, mit denen die UZH auch zum Vorbild für andere Universitäten und Unternehmen werden kann.
Vorher aber gilt es ein konkretes Ziel zu erreichen: Bis 2016 soll der Anteil Professorinnen von derzeit 20 auf 25 Prozent steigen.