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Gut besuchte Vorlesungen mit mehreren hundert Teilnehmenden sind für Dozierende eine grosse Herausforderung. Die sogenannten «Massive Open Online Courses» (MOOCs) sind eine Chance, die Lehr- und Lernatmosphäre solcher Grossveranstaltungen interaktiver zu gestalten. Es handelt sich dabei um Online-Vorlesungsreihen, die dem Prinzip des «Flipped Classroom», des umgekehrten Hörsaals, folgen: Die Dozierenden lagern ihre Präsentationen aus den Hörsälen ins Internet aus und schaffen im Präsenzunterricht dafür Platz für Übungen, Gruppendiskussionen und konkrete Unterstützung bei Fragen.
Abraham Bernstein, UZH-Professor für Informatik, erklärte an einem Vortrag am «Tag der Lehre», wie er dieses Prinzip in seiner Online-Vorlesungsreihe «Informatik für Ökonomen I» umsetzt. Die 900 Informatik- und Wirtschaftsstudierenden, die im Kurs eingeschrieben sind, schauen sich vor den einzelnen im Hörsaal stattfindenden Präsenz-Veranstaltungen die jeweils 10 bis 15 Minuten langen Theorie-Häppchen zuhause in Videoform online an.
Die Videoclips sind aufwändig produziert: Drei Tage dauerten allein die Aufnahmen mit Abraham Bernstein im Studio der Multimedia und E-Learning Services (MELS) der Universität Zürich. In den Clips spricht Bernstein direkt die imaginären Kursteilnehmenden an, unterstützt von Grafiken und Animationen.
In den Präsenzveranstaltungen selbst gibt der Informatikprofessor den Studierenden Übungen auf, die sie im Hörsaal lösen müssen. Der Vorteil: Der Stoff wird intensiver durchdrungen. Der Hörsaal wird wieder zum Ort, an dem zumindest ansatzweise diskutiert werden kann – auch bei einer Saalgrösse von 450 Personen.
Während die eingeschriebenen Studierenden über die Online-Lernplattform OLAT auf die Videoclips zugreifen, kann die Vorlesung auch ausserhalb der Universität besucht werden. Auf der MOOC-Plattform «coursera» steht die Vorlesungsreihe von Abraham Bernstein kostenlos zur Weiterbildung zur Verfügung.
3000 Anmeldungen von externen Hörern hat «Informatik für Ökonomen I» bereits verbuchen können. Diese externen Teilnehmenden können keine Übungen vor Ort besuchen und ihre Leistungen werden nicht mit ECTS-Punkten abgegolten.
Als erstes rein deutschsprachiges Angebot auf «coursera» wird der Kurs häufig en passant zum Deutsch Lernen genutzt, wie Bernstein aus den erhobenen Teilnahmedaten schliesst. Im Vergleich zu den üblicherweise englischsprachigen Kursen auf der Plattform sind in Bernsteins Vorlesung überdurchschnittlich viele Ukrainer, Russen, Griechen und Ungaren eingeschrieben.
Dass die soziale Komponente auch bei Online-Vorlesungen wichtig ist, zeigen die Bezeichnungen der Forumsgruppen, die zu Abraham Bernsteins Online-Kurs entstanden: Als eine der ersten sei ihm die «Lerngruppe Rhein-Main» aufgefallen, berichtete Bernstein schmunzelnd.