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Was für ein Frieden, was für ein Behagen, wenn’s in Wiesen und duftenden Gärten summt und brummt. Die leisen Fluggeräusche pollensammelnder Bienen – sie wecken unwillkürlich Assoziationen an stille Sommernachmittage auf dem Land.
Dass unsere vertrauten Honigbienen noch ganz anders klingen können, macht eine temporäre Installation im Zoologischen Museum der UZH hörbar. Der Musiker Beat Hofmann hat mit aufwändiger Technik einen «Lausch-Angriff» auf einen Bienenstock unternommen. «Be a bee» heisst seine Installation. Wer sie betritt, kann hören, wie es zugeht, wenn die Arbeiterinnen ihre Waben bauen, ihre Larven päppeln und ihren Honig erzeugen.
Die Klangwelt, in die man hier eintaucht, hat mit dem lieblichen «Summ, summ, summ, Bienlein summ herum» aus dem bekannten Kinderlied wenig zu tun. Es ist der unendlich vielstimmige Klang der Masse, der sich einem hier eröffnet. Wo unzählige Insektenleiber sich auf engstem Raum aneinander vorbeidrängen, da entsteht der Sound einer Metropole mitten in der Rush Hour.
Faszinierend, wie dieses geschäftige Ein und Aus, dieses Hin und Her, dieses ununterbrochene Rangieren und Kommunizieren, dieses Wimmeln und Wuseln und Tänzeln akustisch erfahrbar wird. Es ist ein tausendfaches Wispern, Rascheln, Sirren, Trippeln, Kratzen, Schaben und Schmatzen in den oberen Tonlagen, ein volltönendes Brausen und Dröhnen in den unteren.
Der Höhepunkt dieser Sinfonie einer Bienen-Grossstadt ist in jenen Minuten erreicht, wo die alte Königin sich anschickt, einer jüngeren Königin den Stock zu überlassen und mit einem Teil des Volkes auszufliegen. Hörbare Unruhe erfasst in diesem Moment den Bienenstock. Dieser bisher noch wenig erforschte Vorgang der Spaltung eines Bienenvolkes macht sich akustisch durch ein bedrohlich anschwellendes Tremolo bemerkbar.
Beat Hofmanns begehbare Klanginstallation ist ein überdimensioniertes Modell jenes Bienenstocks im Zürcher Oberland, den er zusammen mit dem Sound-Designer Andrew Philipps «ausspioniert» hat. Die Lautsprecher sind exakt so angeordnet wie die Spezialmikrofone im Original-Bienenstock. Aufgezeichnet wurden nicht nur Luftschwingungen, sondern auch Körpervibrationen.
Dokumentiert werden aber nicht nur Naturklänge. Hofmann wollte in seinem transdisziplinären Projekt, das er als Abschlussarbeit an der Hochschule der Künste Zürich einreichte, Brücken zwischen Naturklang und Kulturklang schlagen. Zu diesem Zweck richtete er im Vorraum des begehbaren Bienenstock-Modells – der sogenannten «Anflugschneise» – eine zweite Klanginstallation ein. Hier ist auch Chormusik zu hören. Das Summen der an- und abfliegenden Insekten mischt sich hier mit dem Klang menschlicher Stimmen.
Hofmann, der selbst Sänger ist, will die von ihm komponierten Stücke nicht als Nachahmung verstanden wissen, sondern als eine musikalische Antwort auf die Klangwelt der Bienen.