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Der Graduate Campus der Universität Zürich bietet Doktorierenden und Postdoktorierenden aller Fachrichtungen eine Plattform, um sich über die eigene Arbeitsgruppe hinaus auszutauschen und zu vernetzen.
Eines der Mittel, um dieses Ziel zu erreichen, sind die «Graduate Campus Grants». Dieses Fördermittel erlaubt Nachwuchsforschenden, eigene Projekte zu initiieren. In welcher Form dies geschieht, ist ihnen überlassen: Workshops werden ebenso unterstützt wie Vorlesungsreihen, Tagungen, Peer Mentoring Gruppen oder Podiumsdiskussionen. Gesprochen werden Gelder bis zu 10'000 Franken.
Doch eine Bedingung gibt es: Die Nachwuchsforschenden müssen eine aktive Rolle übernehmen. Ein wichtiger Teil der Wissenschaft bestehe in der Präsentation und Diskussion der eigenen Forschungsarbeit mit anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, erklärt sagt Katharina Weikl von der Geschäftsstelle des Graduate Campus. «Doktorierende und Postdocs sind keine Studierenden mehr. Sie produzieren wichtige Forschungsergebnisse und sollten sie kommunizieren. Das wird von ihnen erwartet und darin möchten wir die Nachwuchsforschenden unterstützen.»
Wie gross die Bandbreite der unterstützten Projekte ist, zeigen im Folgenden drei Beispiele.
Unter dem Namen «Hot Topics in Linguistics» haben Charlotte Meisner vom Romanischen Seminar, Simon Clematide von Institut für Computerlinguistik und Martin Businger vom Deutschen Seminar im vergangenen Herbst eine Vortragsreihe auf die Beine gestellt. An sechs Vortragsabenden im Frühlings- und Herbstsemester 2013 werden Themen aus verschiedenen Forschungsgebieten der Linguistik aufgegriffen, die gegenwärtig kontrovers diskutiert werden. Allerdings beschränken sich die Themen nicht ausschliesslich auf Fragestellungen aus sprachwissenschaftlichen Disziplinen – eingeladen werden auch Referierende aus der Computerlinguistik, Psychologie oder Soziologie.
«Was findet ihr ‚hot’ in der Linguistik?», fragten die Initianten bei verschiedenen Instituten an. So entstand eine öffentliche Vortragsreihe, die nicht nur Einblick in offene Forschungsfragen gab, sondern auch die Reichweite linguistischer Forschung aufzeigte und verschiedene Fachgebiete zusammenbrachte. Um das Kontroverse einer Thematik im Veranstaltungsformat abzubilden, waren jeweils zwei Referierende eingeladen, die konträre Positionen vertraten. So diskutierten am ersten Vortragsabend im Februar beispielsweise ein Computerlinguist und eine Slawistin darüber, ob regelbasierte oder statistische Methoden der Sprachverarbeitung eher gerecht werden. Eine Frage, die alle Benutzerinnen und Benutzer elektronischer Übersetzungsdienste betrifft und daher auch ein grosses Publikum anzog.
Mit diesem fächerübergreifenden Ansatz folgt die Vortragsreihe einem grossen Anliegen der Graduate Campus Grants: die Vernetzung der Nachwuchsforschenden über Fachbereiche und Institutsgrenzen hinaus.
Eine weitere Form des Austausches, die vom Graduate Campus gefördert wird, ist der Zusammenschluss zu Peer Mentoring Gruppen. Eine solche Gruppe nennt sich «Career Elixier», an der 14 Doktorandinnen und Post-Doktorandinnen der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät aktiv beteiligt sind. Im Zentrum ihrer Arbeit stehen weniger fachliche Themen, sondern vielmehr Fragen zur Laufbahnplanung.
«Frauen tun sich noch immer schwer in einem kompetitiven Umfeld», sagt die Verhaltensökonomin und Leiterin von «Career Elixier» Donja Darai. Die gegenseitige Unterstützung sei sehr wichtig, damit Unsicherheiten – die jede(r) Nachwuchsforschende kenne – nicht zum Entscheid gegen eine wissenschaftliche Laufbahn führe.
Neben informellen Treffen führt die Gruppe regelmässige Workshops zu Themen wie etwa der Fördermittelbeschaffung durch, zu denen auch Expertinnen und Experten herbeigezogen werden. Im April organisierte die Gruppe zudem ein öffentliches Podiumsgespräch zum Thema: «Vereinbarkeit der akademischen Karriere und Familie», ein zentrales Thema der Gruppe. Eingeladen wurden drei Professorinnen aus verschieden Forschungsrichtungen, die einen sehr persönlichen Einblick in ihre Laufbahn gaben. «Von aussen erscheint eine Professorenlaufbahn schnell einmal perfekt», meint Darai. «Es war gut, auch von den Zweifeln und Schwierigkeiten dieser erfolgreichen Frauen zu hören.»
Ein weiteres ambitioniertes Projekt wurde im vergangenen Herbst von einem Team von Nachwuchsforschenden der Life Sciences und der Rechtswissenschaften initiiert: Eine sechstägige Winter School zum Thema personalisierte Medizin. Die Winter School, die im Januar 2014 durchgeführt wird, soll Nachwuchsforschende für das aktuelle Thema sensibilisieren. «Zur personalisierten Medizin gibt es sehr unterschiedliche Meinungen. Es ist wichtig, sich mit verschiedenen Positionen auseinanderzusetzen», sagt Susanna Bachmann. Sie ist als Programmverantwortliche des PhD-Programms «Molecular Life Sciences» an der Organisation der Winter School beteiligt.
Die Winter School richtet sich bewusst an Doktorierende und Postdocs unterschiedlicher Fachgebiete: An Naturwissenschaftlerinnen und Naturwissenschaftler, die zum Beispiel das menschliche Genom erforschen; oder an Doktorierende aus den Bereichen Ethik und Rechtswissenschaften, die sich mit Persönlichkeitsschutz und Versicherungsfragen beschäftigen.