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Ist Bildung der Schlüssel zum Wohlstand eines Landes? Diese Frage stand im Zentrum einer Podiumsdiskussion der «Oec Alumni UZH», des Vereins der Absolventinnen und Absolventen der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Zürich. Über 140 Interessierte waren am Freitagabend der Einladung ins Zunfthaus zur Zimmerleuten gefolgt.
Die Bildungsqualität sei von grösster Bedeutung für ein Land, hielt Harald Gall, Dekan der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, in seiner Begrüssungsansprache fest. Er rühmte das duale Berufsbildungssystem der Schweiz und erinnerte daran, dass sich die Investition in unterschiedliche Begabungen volkswirtschaftlich lohne.
Mauro Dell’Ambrogio, Staatssekretär für Bildung, Forschung und Innovation, brach in seinem Referat eine Lanze für die duale Ausbildung. Er zeigte sich allerdings besorgt über die Kluft, die sich zwischen dem allgemeinbildenden und dem berufsbildenden Teil des Bildungssystems auftue.
Ob der gesunde Menschenverstand nicht eher trotz der Bildung statt dank der Bildung entstehe, fragte der britische Finanzjournalist Haig Simonian. Er moderierte die Podiumsdiskussion mit US-Ökonom und Nobelpreisträger Professor James Heckman sowie Professor Ernst Fehr, Direktor des Instituts für Volkswirtschaftslehre an der UZH.
Heckman und Fehr vertraten einhellig die Ansicht, dass Bildung für die Wohlfahrt immens wichtig sei. Auch wenn man, so James Heckmann, bisweilen den Eindruck erhalte, dass der gesunde Menschenverstand in der Schule aberzogen werde, verdeutliche doch gerade das Beispiel von Ländern wie China oder Irland, dass Investitionen in die Bildung «substanzielle Effekte» zeitigen. Ernst Fehr verwies in diesem Zusammenhang auf Studien, die belegen, dass die Ergebnisse kognitiver Tests und die Wachstumsrate von Ländern stark positiv korrelierten.
Einig gingen Heckman und Fehr auch darin, dass die Bildungspolitik auf Daten und nicht auf Ideologien fussen müsse. Als Erfolgsbeispiel für die evidenzbasierte Bildungspolitik führte Heckman Kolumbien an, wo sich das Bildungssystem positiv verändert habe.
Heckman plädierte allerdings für einen erweiterten Bildungsbegriff, der «weiche» Fähigkeiten sowie Schlüsselkompetenzen mit einbezieht. Diese lohnten sich wirtschaftlich, würden aber in verschiedenen Umgebungen generiert, «nicht nur in der Schule, sondern beispielsweise auch in der Familie, in der Glaubensgemeinschaft oder am Arbeitsplatz».
Fehr schloss sich dieser Meinung an und betonte den Nutzen der Frühförderung. Sie könne Kindern helfen, Kompetenzen wie Durchhaltevermögen und Selbstdisziplin zu erwerben. Über die gesellschaftliche Tendenz, für immer frühere Bildungsstufen Lernziele festzulegen und den Alltag von Kindern zu verplanen, äusserte sich Heckman skeptisch: «Die Kinder verlieren die Möglichkeit, die Welt selbst zu entdecken.»