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Frau Maurer, als Leiterin der Abteilung Gleichstellung waren Sie massgeblich am neuen Aktionsplan zur Förderung der Chancengleichheit der Universität Zürich beteiligt. Welche Stossrichtung hat er?
Elisabeth Maurer: Bisher haben wir Projekte gefördert, die eher auf einzelne Personen abzielten. Wir unterstützen etwa junge Wissenschaftlerinnen mit verschiedenen Nachwuchsförderungsangeboten und auch Väter, die Betreuungszeit für ihre Kinder aufwenden. Der neue Aktionsplan richtet sein Augenmerk nun stärker auf die Bedürfnisse der Fakultäten und die Universität als Ganzes. Das Ziel bleibt aber gleich: Wir möchten 25 Prozent Professorinnen und neu 40 Prozent Assistenzprofessorinnen an der Universität Zürich und insgesamt mehr Frauen in Leitungspositionen.
Angesichts eines Anteils von momentan knapp 18 Prozent Professorinnen klingt das ambitiös. Wie soll dieses Ziel an der UZH umgesetzt werden?
Elisabeth Maurer: Indem wir bei den Fakultäten ansetzen. Konkret haben wir die Dekane der sieben Fakultäten gefragt, welche Gleichstellungsmassnahmen sie an ihren Fakultäten im Zeitraum von 2013 bis 2016 umsetzen möchten. Es zeigte sich, dass jede Fakultät eigene Prioritäten hat. So sind verschiedene, auf die Bedürfnisse der Fakultäten abgestimmte, Pilotprojekte lanciert worden. (Siehe Kasten unten).
Im Aktionsplan ist von einem Kulturwandel die Rede, was genau verstehen Sie darunter?
Elisabeth Maurer: Signale zu setzen, die zeigen, dass die Universität familienfreundlich ist. Dazu gehören: Familientaugliche Sitzungszeiten und Kinderbetreuungsmöglichkeiten, die auf die Arbeitspensen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern abgestimmt sind. Das bedeutet auch: Mehr Verständnis dafür, wenn eine Professorin oder ein Professor sagt, dass er nach Hause geht, weil er oder sie mit dem Kind Aufgaben machen muss und vieles andere mehr.
Die meisten Wissenschaftlerinnen entscheiden sich gerade in der Zeit nach der Promotion für oder eben gegen eine akademische Karriere.
Elisabeth Maurer: Ja, das ist in allen Fakultäten der Fall, wie das Gleichstellungs-Monitoring der UZH jedes Jahr aufs Neue zeigt. Das gilt erstaunlicherweise auch für die so genannten Frauenfächer, wie zum Beispiel die Veterinärmedizin.
Welche Gründe stecken dahinter?
Elisabeth Maurer: Die Gründe sind vielfältig. Einer liegt sicherlich darin, dass viele Wissenschaftlerinnen in dieser Zeit an eine Familiengründung denken. Das gilt natürlich auch für junge Väter. Aus unserer Beratungstätigkeit weiss ich, dass junge Wissenschaftler, die wegen ihrer Kinder ihr Arbeitspensum reduzieren möchten, ähnlichen Schwierigkeiten begegnen wie Frauen.
Andere Gründe könnten sein: Befristete und unsichere Anstellungen, Mobilitätsanforderungen, die ausserordentlich hohe zeitliche Belastung, unsichere und teilweise unattraktive berufliche Aussichten, die Schwierigkeit, phasenweise das Arbeitspensum zu reduzieren, aber auch attraktivere Anstellungsbedingungen ausserhalb der Wissenschaft. Ich gehe aber auch davon aus, dass zu wenig Frauen an den Universitäten eine echte Laufbahnperspektive eröffnet wird.
Der Aktionsplan legt ein besonderes Augenmerk auf die Berufungsverfahren. Sind sie eine besondere Hürde für Wissenschaftlerinnen?
Elisabeth Maurer: Ja, Forschungsresultate zeigen, dass es immer wieder unbeabsichtigte geschlechterbezogene Verzerrungseffekte, so genannte Genderbias, geben kann. Diese zu analysieren, ist uns ein besonderes Anliegen. Deshalb freute ich mich sehr über das Angebot der Theologischen Fakultät, mich zu zwei Berufungsverfahren einzuladen, um sie aus Gleichstellungssicht zu beobachten. Ich bin nun daran, diese Beobachtungen auszuwerten und mich mit der Fakultät auszutauschen, um dann allenfalls Empfehlungen zu formulieren.
Eins möchte ich jedoch festhalten, es gibt keine fertigen Rezepte. Im Gegenteil: Wir wollen mit den Fakultäten zusammen nach besseren Rahmenbedingungen für Frauen an der Universität suchen.