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Knapp 3600 Erstsemestrige beginnen heute ihr Studium an der Universität Zürich – darunter auch 300 angehende Medizinerinnen und Mediziner. In diesem Semester wurde das Kontingent für Humanmediziner um 60 Studienplätze erhöht. Ein Grund, den Aufbau eines Medizinstudiums einmal unter die Lupe zu nehmen. Was genau kommt auf die Studierenden zu, die nun den Weg zum Dr. med. antreten? Im Durchgang vom ersten bis zum sechsten Studienjahr zeigen wir, wie das Medizinstudium aufgebaut ist und welche Elemente neu sind.
Im ersten Studienjahr erarbeiten sich die angehenden Medizinerinnen und Mediziner naturwissenschaftliche Grundlagen. Die Dozierenden der medizinischen und der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät spannen zusammen und vermitteln den Studierenden im Rahmen von Vorlesungen und Praktika Grundlagen in Physik, Chemie und Zellbiologie.
Neu ist, dass bereits ab dem ersten Semester zusätzlich medizinische und humanwissenschaftliche Inhalte gelehrt werden. So können die Studierenden früh in ihr eigentliches Fachgebiet einsteigen und Kurse in «Kommunikation und Interaktion», «Ethik in der Medizin» oder «Wissenschaftstheorie» belegen. Und sie erlernen erste praktische Techniken: Im klinischen Untersuchungskurs zur Anatomie des Bewegungsapparates nehmen die Studierenden selbst unterschiedliche Rollen ein: Patient oder Arzt.
Nachdem das erste Studienjahr geschafft ist und die strengen Prüfungen bestanden sind, stehen im zweiten Studienjahr die medizinischen Grundlagenfächer auf dem Programm.
Im zweiten Studienjahr werden lehrintensive Vorlesungen und Kurse angeboten, in den praktischen Kursen wird das Wissen vertieft. So können Studierende selbst an Gewebeproben und Leichen von Körperspendern die Histologie und Anatomie des menschlichen Körpers studieren. Zudem gibt es Vorlesungen und Kurse in Humanbiologie und Physiologie und Biochemie. Alle Studierenden müssen neben dem Hauptstudium Wahlpflichtmodule belegen, wobei Sie zwischen zahlreichen Modulen mit unterschiedlichen Themen wie Neurobiologie, biomedizinischer Technik, Chirurgie, Ethik oder Hausarztmedizin wählen können.
Das medizinische Basiswissen und die ärztlichen Grundfertigkeiten, die sich die Studierenden im zweiten Studienjahr angeeignet haben, sind die Voraussetzung für die so genannte «Klinik» im dritten Studienjahr. Jetzt wird es konkret: Nach einem umfassenden Untersuchungskurs prägen erste Erfahrungen am Krankenbett diesen Studienabschnitt. Auch in diesem Jahr müssen Wahlpflichtmodule gewählt werden.
Medizinstudierende erhalten nach Vollendung des dritten Studienjahrs den Bachelorabschluss. Voraussetzung sind 180 ECTS Punkte, die nach erfolgreichem Bestehen der Kurse, der Wahlpflichtmodule und der Prüfungen vergeben werden. Die medizinische Fakultät erfüllt damit die Vorgaben der Bologna Reform. Als weitere Neuerung im Medizinstudium wird jetzt das Thema für die Masterarbeit ausgewählt, das dann kontinuierlich während des Masterstudiums bearbeitet wird. Geeignete Themen werden auf einer Masterarbeiten-Börse (http://www.med.uzh.ch/Medizinstudium/masterarbeit.html) angeboten.
Im vierten Studienjahr werden die Inhalte des dritten Jahres vertieft, die Ausbildung ist organbezogen und interdisziplinär ausgerichtet. In Themenblöcken gruppiert werden Unterrichtsinhalte aus unterschiedlichen Perspektiven behandelt. Beispielsweise kommen im Themenblock «Niere und Elektrolyte» Dozenten aus der Urologie, Nephrologie, Pharmakologie und Radiologie zu Wort.
Im fünften Studienjahr, dem Praxisjahr, arbeiten die angehenden Mediziner neun Monate in einem Spital als sogenannte Unterassistenten. Die Studierenden können sich während dieser Zeit verschiedene medizinische Fachgebiete genauer anschauen und auch überlegen, in welche Richtung sie sich später spezialisieren wollen. Interessiert sich zum Beispiel ein Student für Chirurgie, darf er seinem zugeteilten Mentor bei Operationen über die Schulter schauen und zuweilen auch selbst Hand anlegen.
Die angehenden Ärztinnen und Ärzte gehen noch einmal aus der Praxis im Spital zurück an die Universität. Im letzten Jahr vor dem Masterabschluss können sie das praktisch Gelernte theoretisch noch einmal vertiefen und sich auf die Abschlussprüfung vorbereiten. Sie lernen jetzt Differenzialdiagnosen zu stellen, indem sie Krankheiten mit ähnlichen Symptomen durch unterscheidende, abgrenzende Gegenüberstellung bestimmen. Denn ein Patient kommt ja später auch nicht als «Herzinfarkt» ins Spital, sondern hat bestimmte Beschwerden,die richtig erkannt und gedeutet werden müssen.
Vor der Zulassung zum Staatsexamen muss nun auch die Masterarbeit abgeschlossen werden. Am Ende des Studiums steht dann die national einheitliche Eidgenössische Prüfung für Humanmedizin.
Allerdings sollten sich die Studierenden jetzt noch nicht mit «Herr oder Frau Doktor» anreden lassen. Während es früher möglich war, während des Medizinstudiums eine Doktorarbeit zu verfassen, kann die Doktorarbeit für den «Dr. med.»-Titel inzwischen erst nach dem Studium im Rahmen eines mindestens einjährigen Doktoratsstudiums geschrieben werden. Damit werden neu auch grössere Anforderungen an eine medizinische Dissertation gestellt.