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Social Media und Karriere

Dem Zufall nachhelfen

Soziale Netzwerke gewinnen an Bedeutung – für Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Können Business-Netzwerke wie «LinkedIn» oder «Xing» bei der Karriereplanung hilfreich sein? Diese Frage diskutiert Roger Gfrörer, Leiter der Career Services der UZH, heute, am 22. Mai, an einer Lunch-Veranstaltung der Informatikdienste. 
Interview: Melanie Keim

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Ist vom Nutzen der Social-Media-Netzwerke bei der Stellensuche überzeugt: Roger Gfrörer, Leiter der Career Services der UZH.

Roger Gfrörer, benötigen Studierende auf Stellensuche heute ein Profil bei «Xing» oder «LinkedIn»?

Roger Gfrörer: Nicht zwingend, es gibt zahlreiche Wege, wie man zu einer Stelle kommt. Da es heute jedoch kaum mehr linear verlaufende Berufswege gibt, spielt der Zufall eine grosse Rolle. Professionelle Netzwerke im Internet wie Xing oder LinkedIn sind ein nützliches Instrument, um dem Zufall etwas nachzuhelfen.

Wie ist das möglich?

Gfrörer: Oft wissen Stellensuchende wenig von der Vielfalt der Berufsfelder. Professionelle Netzwerke sind diesbezüglich eine ideale Informationsquelle. Profile von Berufstätigen in interessanten Positionen können zudem als inspirierende Berufsbiografien gelesen werden.

Werden alle Stellen heute auch auf Internet-Portalen ausgeschrieben?

Gfrörer: Nein, der verdeckte Arbeitsmarkt ist noch immer sehr gross. Lediglich 60 Prozent der offenen Stellen werden auf Portalen ausgeschrieben, und selbst da werden in etwa 40 Prozent der Fälle bestehende Kontakte begünstigt. Deshalb bietet ein breites Netzwerk offensichtlich grosse Vorteile, ob online oder offline.

Nutzen viele Studierende Social Media für die Karriereplanung?

Gfrörer: Die wenigsten, die zu uns in die Beratung der Career Services der UZH kommen, sind auf LinkedIn oder Xing angemeldet. Auch staune ich immer wieder, wie viele Studierende behaupten, über gar kein Netzwerk zu verfügen. Hast Du keine Familie, Kommilitonen, Freunde auf Facebook?, frage ich jeweils. Dies sind alles Kontakte, die man nutzen sollte.

Zudem empfehlen wir den Studierenden, schon früh Personen, die in interessanten Bereichen oder Unternehmen tätig sind, für informelle Interviews anzufragen. So erhalten die Studierenden einerseits wichtige Informationen für die Berufswahl, andererseits stellen sie Kontakte her, die später wichtig werden können.

Business-Netzwerke im Internet sind dafür ein dankbares Organisationstool. Die Kontaktaufnahme wird erleichtert und die Reichweite vergrössert, da auch Kontakte von Kontakten sichtbar werden. Untersuchungen zeigen, dass gerade diese «week ties» – also entfernte Kontakte – bei der Stellensuche wertvoll sind, da sie mehr neue Informationen liefern als Personen aus dem engen Bekanntenkreis.

Sind solche Netzwerke nicht vor allem für Studierende der Wirtschaftswissenschaften relevant?

Gfrörer: Im Gegenteil. Gerade für Studierende aus der Philosophischen Fakultät, bei denen der Berufsweg weniger klar erscheint, sind solche Netzwerke von Vorteil. Da gilt es, das eigene Profil zu schärfen. Das ist vor allem für Studierende wichtig, die eine Fächerkombination gewählt haben, die Personalverantwortlichen nicht auf den ersten Blick einleuchtend erscheinen.

Social Media und Karriereplanung – das klingt nach einer Verschmelzung von Privatem und Geschäftlichem. Entsteht nicht ein enormer Druck, sich on- und offline von der besten Seite zu zeigen?

Gfrörer: Einen solchen Druck nehme ich bei unseren Studierenden nicht wahr. Natürlich werden Social Media bei der Rekrutierung genutzt, doch zum Karrierekiller werden diese nur in Extremfällen. Es ist sinnvoll, private und geschäftliche Netzwerke zu trennen. Wir empfehlen, Facebook für Privates und die anderen Netzwerke für Geschäftliches zu nutzen. Generell soll man den neuen Möglichkeiten, die Social Media bieten, möglichst unverkrampft begegnen. So überwiegt der Nutzen auf jeden Fall.