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Rektorwahl

«Das Beste, was ich mir denken kann»

Der Universitätsrat hat gestern den Molekularbiologen Michael Hengartner zum neuen Rektor der UZH gewählt. Der Senat hatte ihn am 29. Mai mit deutlicher Mehrheit nominiert. Hengartner wird die Nachfolge von Andreas Fischer im Sommer 2014 antreten.
David Werner

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«Ich spüre sehr viel Goodwill», sagt Rektor designatus Michael Hengartner.

Stolz und glücklich fühle er sich, sagt ein strahlender Michael Hengartner unmittelbar nach der Wahl zum Rektor. Er sei dankbar für das Vertrauen, das ihm der Senat und der Universitätsrat ausgesprochen haben – und neugierig darauf, was ihn im neuen Amt erwartet. «Die Vorfreude ist riesig», sagt er. Zugleich habe er grossen Respekt vor den bevorstehenden Herausforderungen. «Baff» sei er, wie viele Leute sich bei ihm gemeldet hätten, um ihn zu beglückwünschen. «Ich spüre sehr viel Goodwill.»

Die UZH, so Hengartner, sei voller intelligenter, ideenreicher und motivierter Menschen, die sich mit aller Kraft für ihre Universität einsetzten. «Unter solchen Voraussetzungen Rektor zu sein ist das Beste, was ich mir denken kann.»

Zeit zum Einarbeiten

Michael Hengartner, Professor für Molekularbiologie und seit vier Jahren Dekan der Mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät, wird sein Amt als Rektor am 1. August 2014 antreten. Er hat also rund ein Jahr Zeit, sich mit seinen zukünftigen Aufgaben vertraut zu machen. Rektor Andreas Fischer wird ihn in die Arbeitsprozesse und die Dossiers der Universitätsleitung einführen.

Als Rektor designatus wird Hengartner auch an den Sitzungen der fünfköpfigen Universitätsleitung teilnehmen. Er wird aber nicht mitentscheiden und nicht in die laufenden Geschäfte eingreifen. Die Rollen sind klar verteilt. Bis nächsten Sommer führt Andreas Fischer die UZH. «Ich werde mich zurückhalten und in erster Linie beobachten», sagt Hengartner.

Interessenskonflikte ausschliessen

Langweilig wird es ihm in der Zeit bis zu seinem Amtsantritt nicht werden: «Es gibt viel Neues zu lernen, gleichzeitig muss ich vieles abschliessen». Zum Beispiel gilt es, sein Amt als Dekan einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin zu übergeben. Die Nachfolge wird kommendes Jahr geregelt.

Zurücktreten wird Hengartner auch von seinen diversen Nebenämtern: So wird er in den kommenden Monaten sein Engagement bei der Kreisschulpflege Waidberg und bei der Schulkommission der Kantonschule Zürich Nord beenden und seine Verwaltungsratsmandate bei den Firmen EvalueScience und Genohm SA niederlegen.

«Ein Rektor muss sich voll auf die Herausforderungen seines Jobs konzentrieren», sagt Hengartner. Ausserdem wolle er mögliche Interessenskonflikte ausschliessen. Einzig bei einer kleinen Anzahl von Stiftungen – etwa der Schweizerischen Studienstiftung – , deren Zwecke mit den Zielen der UZH kompatibel seien, werde er sich weiterhin engagieren.

Auch seine Forschungsgruppe am Institut für Molekulare Biologie muss Hengartner auflösen. Die Doktorierenden, hofft er, werden ihr Studium bis nächsten Sommer erfolgreich abgeschlossen haben.

Entdeckerglück

Mit seiner Forschung zur Genetik und Entwicklung des Fadenwurms Caenorhabditis elegans hat Hengartner sich international einen hervorragenden Ruf als Molekularbiologe erworben. Seine Arbeit wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Nationalen Latsis-Preis (2006).

Mit erst 47 Jahren beendet Hengartner nun seine glänzende Forscherlaufbahn, um sich ganz der Führung der Universität zu widmen. Ein schmerzlicher Abschied? Hengartners Antwort ist überraschend eindeutig: «Nein», sagt er mit Nachdruck. «Ich hatte schon als junger Forscher das Glück, bedeutende Entdeckungen machen zu können – mit all den phänomenalen Emotionen, die dazu gehören. Doch ich habe auch schon früh erkannt, dass ich viel mehr Ideen habe, als ich als Forscher jemals selbst realisieren kann.»

Sein Wissensdurst habe das, was er in einem wissenschaftlichen Spezialgebiet als Einzelperson zu leisten imstande war, immer überstiegen. Und seine Entdeckerfreude sei stets vom Wunsch begleitet gewesen, sich in grösserem Massstab für die Forschung einzusetzen.

Verlust und Gewinn

«Jeder meiner wissenschaftlichen Karriereschritte», so Hengartner rückblickend, «war verbunden mit einem Verlust an unmittelbarer Forschungspraxis.» Das sei bereits beim Übergang vom PhD-Studenten zum Forschungsgruppenleiter so gewesen.

«Als Forschungsgruppenleiter war ich plötzlich nicht mehr der Erste im Team, der von einem Durchbruch erfuhr, sondern der Letzte», erzählt er lachend. Er habe das nie bedauert, denn dieser Nachteil konnte wettgemacht werden: durch einen weiteren Horizont, mehr Kontaktmöglichkeiten und die Befriedigung, die es ihm bringe, talentierte junge Forschende anzuregen, zu fördern und ihnen ein gutes Umfeld für ihre Forschung bereitzustellen.

Der bevorstehende Abschied von der eigenen Forschung ist also nicht so abrupt, wie es scheinen mag. Hengartner sieht ihn eher als Ergebnis einer kontinuierlichen Entwicklung. Er macht keinen Hehl daraus, dass er sich schon seit mehreren Jahren für das Amt des Rektors interessiert. Die Kernaufgabe des Rektors, so sieht es Hengartner, sei eine Fortführung der Aufgaben eines Professors in grösserem Massstab: «Es geht darum, für Rahmenbedingungen sorgen, in denen Forschung und Lehre gut gedeihen können.»

Neugierig auf andere Fächer

Hengartner freut sich darauf, als Rektor vermehrt Einblicke in die Forschungsprojekte anderer Fächer und Fakultäten zu erhalten. Er beschreibt sich als extrem neugierigen Menschen, der sich gern und rasch in fremde Forschungsgebiete hineindenke. Er habe deshalb immer Mühe gehabt, sich nur auf eine einzige Sache zu konzentrieren. «Schon als blutjunger Studienanfänger», erzählt er, «fiel es mir schwer, mich auf ein Studienfach festzulegen, weil mich vieles zugleich fasziniert hat.»

Diese Begeisterungsfähigkeit und Vielseitigkeit hat sich Hengartner bewahrt. «Meiner Forschung», meint er selbstkritisch, «hätte es manchmal besser getan, wenn ich fokussierter gewesen wäre.» Es existiere aber eine Stelle an der Universität, die bestens geeignet sei für einen Wissenschaftler mit sehr breit gestreuten Interessen wie ihn: «Es ist die Stelle des Rektors.»