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«Neues Testament und Kirche», so lautet der Titel des Studientags, mit dem die Theologische Fakultät den 100. Geburtstag des vielleicht wirkungsvollsten schweizerischen Bibelwissenschaftlers begeht. Eduard Schweizer (13.4.1913 - 27.6.2006) war von 1949 bis1979 Professor für Neues Testament an der Theologischen Fakultät und von 1964 bis 1966 zugleich Rektor der Universität Zürich.
Als Schüler zweier grosser Theologen des 20. Jahrhunderts – Rudolf Bultmann und Karl Barth – war er ein Gelehrter von großer internationaler Wirkung und zugleich ein Mann der Kirche, ein überzeugter Ökumeniker und ein beliebter Prediger im Fraumünster und anderswo. Mit seiner Wissenschaft und mit seiner Persönlichkeit prägte er Generationen von Pfarrerinnen und Pfarrern.
Eduard Schweizer war in der Kriegszeit Pfarrer und dann ab 1946 Professor für Neues Testament in Mainz, bevor er drei Jahre später auf den Lehrstuhl in Zürich berufen wurde. Er hat in der Johannesforschung Wege eröffnet, die Alternativen zu der seinerzeit herrschenden Auslegung von Rudolf Bultmann aufzeigten. Seine Kommentare zu den synoptischen Evangelien waren für Jahrzehnte Standard. Seine Arbeiten zum vielfältigen Christuszeugnis der Evangelien wiesen auf die lebendige Einheit in der Pluralität der Texte hin, und seine materialreichen Beiträge zur Ekklesiologie, nicht zuletzt im Theologischen Wörterbuch zum Neuen Testament, bieten eine bis heute wichtige Grundlage zur Darstellung des frühchristlichen Kirchenverständnisses aus reformierter Sicht.
Schliesslich hat Schweizer mit der «Erfindung» des Evangelisch-katholischen Kommentars, einer Kommentierung des Neuen Testaments in ökumenischer Zusammenarbeit, den ökumenischen Aufbruch in der Bibelwissenschaft nach dem 2. Vaticanum entscheidend gefördert. Auch die jetzigen Neutestamentler der Theologischen Fakultät, Samuel Vollenweider und Jörg Frey, arbeiten an dieser Kommentarreihe mit.