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«Who cares?» bedeutet übersetzt zweierlei: «Wer kümmert sich?» und «Wen interessiert das?» Die Doppeldeutigkeit weist auf das Dilemma der heutigen Kranken- und Altenpflege hin. Versorgungsrichtlinien aus der ambulanten Pflege geben heute den Takt des Sich-Kümmerns vor: Stuhlgang hat drei bis sechs Minuten Zeit, Haare-Kämmen eine Minute. Zeit zum Zuhören oder zur Sterbebegleitung fehlt mancherorts.
Spätestens beim Schwerpunkt «Zeit» ist die neue Ausstellung im Medizinhistorischen Museum in der Gegenwart angelangt. Andere Schwerpunkte gewähren einen Blick in die Vergangenheit der Pflege.
«Who cares?» wurde als Wanderausstellung vom Berliner Medizinhistorischen Museum der Charité konzipiert und dort ausgestellt. Die Kuratoren nehmen für sich in Anspruch, die Krankenpflege erstmalig zum Gegenstand einer historischen Ausstellung zu machen.
Das hat den Leiter des hiesigen Medizinhistorischen Museums, Professor Flurin Condrau, davon überzeugt, die Ausstellung nach Zürich zu holen. Sie sei zwar auf Deutschland ausgerichtet, doch biete sie die Möglichkeit, in Bezug auf die Pflegegeschichte in einen Dialog zwischen der Schweiz und Deutschland zu treten. Zudem wählte Condrau die Exponate für die Zürcher Show aus. «Wir konnten die Ausstellung nicht eins zu eins übernehmen, denn wir haben in unserem Museum nur 80 Quadratmeter Ausstellungsfläche, die Berliner hatten mehr als dreimal so viel.»
«Who cares?» wird durch ein auf Schweizer Verhältnisse ausgerichtetes Begleitprogramm ergänzt. Es greift vielfältige Themen auf wie «Männer und ihr Umgang mit Gesundheit» oder das Thema «Ekel» in der Pflege und der Medizin (siehe auch Kasten weiter unten). Die Zukunft der Pflegeberufe ist eines der viel diskutierten gesundheitspolitischen Themen dieser Tage. «Die demographische Entwicklung wird in den kommenden Jahren neue Strukturen in der pflegerischen Versorgung und angemessene Lösungen für den steigenden Pflegebedarf erfordern», ist Condrau überzeugt.