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Liebe Leserinnen und Leser
Des Rätsels Lösung ist:
Pflanze 1: Muskatnussbaum (Myristica fragrans)
Pflanze 2: Gewürznelken-Baum (Syzygium aromaticum)
Wir haben zahlreiche Zusendungen erhalten. Herzlichen Dank dafür.
Gewonnen haben:
Die Gewinner erhalten ihr Geschenk in den nächsten Tagen per Post. Das Päckchen enthält Muskatnussblüten und kandierte Veilchen.
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Das Rätsel:
Sie waren begehrt, lange Zeit sehr teuer – und verursachten den ersten Börsencrash der Geschichte. Von welchen zwei Pflanzen ist die Rede?
Dass Pflanzen das Weltgeschehen beeinflussen, davon ist Botaniker Dirk Karger vom Institut für Systematische Botanik überzeugt. Karger ist selten in Zürich, oft reist er in exotische Länder, kraxelt auf Vulkane, immer auf der Suche nach Farnen, die er für seine Dissertation kartiert.
Neben seiner Forschung hält Karger Vorträge, die von seiner Passion für Pflanzen zeugen. Wir haben uns von einer seiner letzten Präsentationen am Botanischen Garten zu einer kleinen Rätselaufgabe inspirieren lassen: Erraten Sie die Namen der zwei Pflanzen, die zu Christoph Kolumbus‘ Zeiten in Europa weitgehend unbekannt waren.
Die gesuchten Pflanzen wuchsen auf den indonesischen Molukken-Inseln, ihre Früchte waren rar und nur vereinzelt durch arabische Händler zu bekommen.
Pflanze Nummer 1 entdeckten portugiesische Seefahrer 1511 auf den Banda-Inseln, die zu den Molukken gehören. Der begehrte Baum trägt Früchte, die botanisch übrigens eine Besonderheit darstellen: «Die gesuchte Pflanze gehört zu den Steinfrüchten», erklärt Dirk Karger. Ungewöhnlich: Sind die Früchte reif, platzen sie auf und geben den Samen frei.
Pflanze Nummer 2 fanden die seefahrenden Portugiesen 1522 auf den Inseln Tidore und Ternate, zwei weitere kleine Vulkaninseln der Molukken. Sie ist ein immergrüner Baum, dessen Blütenknospen ätherische Öle enthalten und noch heute in Medizin und Homöopathie verwendet werden. Die Öle wirken lokal betäubend, viren- und bakterienhemmend sowie entkrampfend auf die glatte Muskulatur von Atemwegen und Darm.
Durch den Handel mit den Früchten dieser beiden Pflanzen blühte Portugals Wirtschaft auf. Sie waren so wertvoll, dass sie mit purem Gold aufgewogen wurden. Man gab sie zum Wein oder trug sie in einem Medaillon um den Hals – zum Schutz vor Krankheiten oder der Pest. Die Früchte wurden auch genutzt, um verdorbenes Fleisch so aufzubereiten, dass es wieder annehmbar roch.
Bald machten die Niederländer den Portugiesen Konkurrenz. Mit grosser Flotte nahmen sie Fahrt zu den Molukken auf. Durch ihre schiere Übermacht gelang es ihnen, den Portugiesen die Inseln abzunehmen, ohne auch nur einen Schuss abzufeuern. Amsterdam wurde zum Umschlagplatz für die Früchte. «Pfeffersäcke» nannte man die holländischen Händler, die durch den Pflanzenhandel reich geworden waren. Und was machten die Begüterten mit ihren Gulden? Sie investierten in Hollands Lieblingspflanze: die Tulpe.
Eine besondere Tulpenknolle, die Semper Augustus, war plötzlich so viel wert wie ein grosses Haus in Amsterdam. 1673 platzte die Spekulationsblase mit den Tulpen, und es kam zum ersten Börsencrash der Geschichte.
Pfiffige Engländer kamen später auf die Idee, nicht nur die Früchte, sondern gleich die ganzen Pflanzen zu verschiffen, um sie in ihren Kolonien anzupflanzen. 1841 verluden sie Pflanze Nummer 1 von den Banda-Inseln und pflanzten sie in Singapur, Sri Lanka und Granada an.
Pflanze Nummer 2, welche nur bei sehr hoher Luftfeuchtigkeit gedeiht, wächst heute auch auf Mauritius und Madagaskar. Auf den Molukken werden ihre Früchte nach wie vor geschätzt, denn ganz Indonesien bezieht von hier den Grundstoff für «Kretek», eine Zigarette, die beim Rauchen laut knistert: eben «Krrretek».
Wie heissen die beiden Pflanzen?