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«Gute Lehre steht und fällt mit fachlicher Souveränität», sagte Neuropsychologe Martin Meyer zu Beginn des Roundtable-Gesprächs, das als zentraler Teil der zweitägigen hochschuldidaktischen Lehrveranstaltung «Début – Einstieg in die Lehre» letzte Woche stattfand. Meyer ist Assistenzprofessor für Plastizitäts- und Lernforschung des gesunden Alterns und Lehrpreisträger 2012. Das A und O guten Unterrichts, sagte er, sei die Identifikation mit dem eigenen Fach, darauf aufbauend seien didaktisch-methodische Kompetenzen unabdingbar.
Um die Vermittlung dieser didaktisch-methodischen Grundlagen geht es in der Lehrveranstaltung «Début», die jeweils zu Semesterbeginn stattfindet. Etwa 50 Personen nahmen diesmal daran teil. Nur noch wenige Wochen, dann wird für sie aus Theorie dann Praxis: Sie werden als Dozierende vor Studierenden stehen und sich bewähren müssen.
Entsprechend interessiert lauschten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim Roundtable-Gespräch, was gewiefte Lehr-Profis wie der Hirnforscher Martin Meyer und Marc-J. Wasmer, Kunsthistoriker und Lehrpreisträger des Jahres 2008, für Tipps und Ratschläge gaben. Moderiert wurde das Gespräch von Sabine Brendel, Leiterin der Abteilung Hochschuldidaktik, und von Sanaz Schröder, der Programmleiterin Début.
Am Roundtable sassen den beiden Lehrpreisträgern zwei Studierende gegenüber, die aus ihrer Sicht berichteten, was sie von guter Lehre erwarten. Bettina Leibundgut, Co-Präsidentin des Studierendenrats, plädierte dafür, dass Studierenden auch Platz zum Scheitern gewährt werden müsse, ohne sie zu frustrieren. Tobias Pfenninger, der sich in der Studienberatung des Geographischen Instituts stark engagiert, erwartet von Dozierenden, dass sie die Begeisterung für ihr Fach auf die Studierenden überspringen lassen.
Nur, wie? Patentrezepte gebe es nicht, meinte Wasmer, man müsse sich immer wieder neu auf die Studierenden einlassen. Auch Meyer betonte, dass es wichtig sei, die Lehre auf die jeweilige Gruppe abzustimmen. Erstsemestern müsse man klarmachen, was die Inhalte des Studiums mit dem Alltag zu tun haben. In die Vorlesung bringe er zu diesem Zweck zuweilen Texte aus der Boulevardpresse ein, in denen unsägliche Behauptungen aufgestellt würden, so zum Beispiel, dass jemand nach einem Schlaganfall schwul geworden sei. Er bespreche diese Behauptung aus der Sicht des Neuropsychologen mit den Studierenden. Beim nächsten Gespräch mit ihren Eltern könnten die Studierenden dann eine solche Behauptung wissenschaftlich widerlegen und erleben sich selbst als Experten, was sie sehr motiviere.
Bei den älteren Semestern gehe er anders vor, sagte Meyer. Hier gehe es darum, die Studierenden in die Forschung mit einzubeziehen und sie auf Kongresse mitzunehmen, damit sie «im Maschinenraum lernen, wie Forschung funktioniert», so Meyer.
Wasmer vermittelt seine Forschung eher nach einem dialogischen Prinzip. Er versuche mit Studierenden zusammen Forschungsthemen aufzugreifen und weiterzuentwickeln. Er gebe dadurch den Studierenden das Gefühl, am Puls der Forschung zu sein. Am Ende des Semesters entstehe aus den einzelnen Puzzlestückchen fundiertes Wissen. «Das ist es, was man Bildung nennen kann», sagte Wasmer. Weiter betonte er, dass man neben der Forschung und der Lehre keinesfalls die Betreuung – also die persönliche Begleitung der Studierenden auf ihrem Bildungsweg – vernachlässigen dürfe.
Die beiden Lehrpreisträger gaben den angehenden Dozierenden noch weitere Tipps mit auf den Weg: Frei sprechen zum Beispiel, dazu müsse der Stoff jedoch sitzen. Und: keine Angst vor Fehlern! Denn wie man weiss, können auch Lehrende aus Fehlern lernen.
Die Studentin Bettina Leibundgut machte zum Abschluss der Veranstaltung den angehenden Dozierenden augenzwinkernd Mut: Studierende seien in der Regel nette Menschen, vor denen man keine Angst haben müsse.