Navigation auf uzh.ch

Suche

UZH News

Einstiegskurs für Lehrende

Début im Hörsaal

Rund 50 junge Doktorierende beginnen an der UZH demnächst eine Karriere als Dozent oder Dozentin. An der Einstiegsveranstaltung «Début» drückten sie zwei Tage die Schulbank und erhielten Tipps für ihren ersten Einsatz in der Lehre. Ein didaktischer Schnellkurs vor dem Sprung ins kalte Wasser.  
Claudio Zemp

Kategorien

Lebhafte Diskussion im Didaktik-Kurs: «Welche Konsequenzen ziehe ich aus dem Gehörten für meine eigene Lehrpraxis?»

Jahrelang besuchten sie Vorlesungen und Seminare, lernten und studierten. Nun sind sie Assistentin an der Medizinischen Fakultät oder Assistent der Theologie und werden ab dem Wintersemester als Dozierende an der Universität Zürich lehren. Aber wie lernt man das? Die Hochschuldidaktik der UZH bietet den angehenden Dozierenden einen Kurs an, der ihnen das didaktische Rüstzeug vermitteln soll. Der Kurs zeigt unter dem Namen «Début» in eineinhalb Tagen, worauf es bei der Lehrplanung ankommt.

Selbstredend ist der Aufbau des Einstiegskurses didaktisch vorbildlich. So formuliert Programmleiterin Sanaz Schröder die Lernziele gleich zu Beginn: A. Die wichtigsten Methoden zur Durchführung der Lehre kennen. B. Fragen zur Lehre gezielt identifizieren und wissen, wo man Unterstützung holen kann. C. Mit Zuversicht die ersten Schritte als Dozierende angehen.

Sabine Brendel, Leiterin der Hochschuldidaktik, vergleicht in ihrem Vortrag Lernen mit Atmen. «Das Einatmen von Informationen ist nur die eine Hälfte. Um zu verstehen, muss ich auch ausatmen: Erst was ich selbst jemandem mitteilen kann, habe ich wirklich verstanden.» Dieser Befund wird mit einer einleuchtenden Grafik illustriert: Unser Gedächtnis behält am Besten, was man selbst getan oder erzählt hat.

Aktivieren lautet also das didaktische Zauberwort. Der theoretische Auftakt des Einstiegskurses ist mit Interaktionen durchsetzt. So sammeln die Teilnehmenden in einer «Zurufabfrage» Stichworte, wie sich das «Ausatmen» im Unterricht erzeugen lasse: Durch Fallstudien, Exkursionen, Übungen, oder Hausaufgaben. «Schreiben Sie vorerst nichts auf», mahnt die Dozentin und lässt die Teilnehmenden in ihre eigene Vergangenheit als Studierende eintauchen. Wo habe ich besonders gut gelernt? Wie war das Gefühl –  zweifelnd, euphorisch oder unter Druck? Wo habe ich gar nichts gelernt?

Sabine Brendel, Leiterin der Hochschuldidaktik: «Lernen heisst, Neues an vorhandenes Wissen anzuknüpfen.»

Murmeln bis zum Buzzer

Lernen heisse, neue Infos an vorhandenes Wissen anzuknüpfen, sagt Brendel. Das ist immer individuell. Eine Krux liegt folglich in der Arbeit mit grossen Gruppen: «In einer Vorlesung mit 500 Personen kann man nie allen Individuen gerecht werden», sagt Brendel. Durch einige Prinzipien könne man aber die Lernsituation für möglichst viele fruchtbar gestalten. Wichtig sei zum Beispiel: Die Motivation aufrecht erhalten, indem man alle Mitglieder der Gruppe miteinbezieht. Und: «Achten Sie darauf, dass die Prüfungsfragen sich mit den Lernzielen decken.»     

Wieder werden in den Bänken die Köpfe zusammen gesteckt, es wird lebhaft gestikuliert und diskutiert. Natürlich hat dies Methode. Und es ist auch eine: Die Murmelgruppe, auch «Buzz group» genannt. Sie stellt sich gerade folgende Frage: Welche Konsequenzen ziehe ich aus dem Gehörten für meine eigene Lehrpraxis? Nach drei Minuten Austausch klingelt das Glöcklein, ein wichtiges Detail, so die Moderatorin: «Vergessen Sie nicht, die Aufmerksamkeit nach dem Brainstorm wieder zurück zu holen.»

Kollegen und Vorbilder fragen

Am zweiten Tag des Einstiegskurses tauschen sich die zukünftigen Dozierenden in Gruppen mit ihren Fachkolleginnen und Kollegen aus. Mit erfahrenen Lehrpersonen aus ihrer Fakultät und Experten der Fachstelle für Hochschuldidaktik werden individuelle Fragen beantwortet. Zum Abschluss gibt es einen Erfahrungsaustausch mit drei Lehrexperten der UZH. Die Lehrpreisträger Brigitte Tag, Michael Hengartner und Marc-Joachim Wasmer diskutieren am runden Tisch ihre Erfahrungen. Alle drei Lehrexperten nennen als zentralen Faktor für gutes Lernen, wie wichtig es sei, die Studierenden aktiv ins Geschehen einzubeziehen. Im Dialog mit den Lernenden gehe es darum, diese mit der eigenen Begeisterung zu infizieren, sagte der Molekularbiologe Hengartner.

Das Podium ist eine letzte Gelegenheit für den Nachwuchs, um zu fragen, bevor er in der neuen Rolle als Teil des Lehrkörpers vornehmlich Antworten liefern wird. «Wie motiviere ich Studierende, die in meiner Veranstaltung sitzen, weil sie müssen?», fragte ein Teilnehmer, der bald ein Pflichtseminar leiten wird. Der Tipp der Hochschuldidaktik: Geben Sie den Studierenden Gelegenheit, sich zu fragen, warum sie hier seien. Viele Wege führen nach Rom. Als Motivation könnte es sich aber lohnen, die Studierenden nach ihrer «Art zu Reisen» in Gruppen aufzustellen: Wer ist Galeerensklave, wer Tourist und wer gehört zu den Forschungsreisenden? Je nach Aufteilung wird die Reise zum Ziel mehr oder weniger spannend – sowohl für Lernende wie für Lehrende.