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Es war eine Premiere. Semesterpreise für hervorragende studentische Arbeiten werden an der UZH zwar schon seit über 60 Jahren vergeben. Anlässlich der Abschlussveranstaltung des «Tages der Lehre 2012» wurden die 50 Preisträgerinnen und Preisträger aber erstmals nicht im kleinen Rahmen, sondern an einer gesamtuniversitären Veranstaltung gewürdigt. 24 der prämierten Arbeiten waren im Herbstsemester 2011, 26 im Frühjahrssemester 2012 entstanden.
Nicht erst beim Doktorat
Doch wozu Semesterpreise? Die Mühen des wissenschaftlichen Arbeitens können nicht immer allein von der – wie Albert Einstein sagte – «Freude am Verstehen» belohnt werden, erklärte Rektor Andreas Fischer in seiner Rede. Es brauche auch die Anerkennung der Umwelt: «Preise sind eine gute Möglichkeit, im akademischen Umfeld Wertschätzung zum Ausdruck zu bringen.»
Den Semesterpreisen komme eine besondere Bedeutung zu, da sie aussergewöhnliche Leistungen bereits auf der Bachelor- und Masterstufe honorierten. Die Nachwuchsförderung beginne meist erst auf der Stufe Doktorat. Dabei sei es auch für die Universität wichtig, das Potenzial begabter Studierender früh zu erkennen und zu fördern, so Fischer.
Seesicht statt Trockenschwimmen
Vor der Preisverleihung gaben drei Kurzreferate Einblick in verschiedene Facetten von Lehr- und Lernprozessen. Cornelia Ritter-Schmalz, Studentin der Latinistik und Germanistik sowie Trägerin von gleich zwei Semesterpreisen, berichtete über die Freuden und Leiden des schriftlichen Arbeitens. «Für mich als Studentin haben schriftliche Arbeiten viel von Trockenschwimmen», meinte sie in ihrer metaphernreichen Rede.
Gelungene studentische Arbeiten genügten zwar wissenschaftlichen Anforderungen, doch ihre Erkenntnisse würden nicht in den wissenschaftlichen Diskurs eingehen. Da sei es umso motivierender, wenn einem die Betreuerin oder der Betreuer einen Einblick in die eigene Forschung – gewissermassen «Seesicht» – gewähre.
Weiterdenken statt nur kritisieren
Wie förderlich eine gute Atmosphäre für den wissenschaftlichen Erfolg ist, unterstrich Rolf Pfeifer, Professor für Informatik an der UZH und Leiter des Artificial Intelligence Laboratory. Er wies darauf hin, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fast immer mit dem «Yes, but …»-Reflex ausgestattet seien. Statt fremde Ideen produktiv weiterzudenken, würden sie lieber nur kritisieren.
«Die Fähigkeit zum kritischen Denken, die immer so hoch gelobt wird, bringt letztlich nichts Neues, sondern sagt nur, weshalb etwas Existierendes nicht gut genug ist», so Pfeifer. Deshalb gilt in seinem Labor die Regel, Rückmeldungen mit «Yes, and …» statt mit «Yes, but …» einzuleiten. Die Pflicht, Gehörtes um eigene Ideen zu ergänzen, zwinge zum genauen Zuhören und schaffe eine Atmosphäre, in der sich Kreativität viel freier entfalten könne.
Schreiben im Fach
Melanie Paschke, Geschäftsleiterin Lehre am Zurich–Basel Plant Science Center von UZH, Universität Basel und ETHZ, referierte zum Thema Schreibkompetenz. Als Expertin für wissenschaftliches Schreiben plädierte sie dafür, den Studierenden Zeit zu geben, um diese Kompetenz aufzubauen. Es sei noch kein Meister vom Himmel gefallen.
Bei der Gestaltung der Curricula müsse darauf geachtet werden, dass von der Bachelorstufe an immer wieder Gelegenheiten zum Üben vorhanden seien. Paschke unterstrich, dass Studierende innerhalb des Fachunterrichts schreiben sollten: «Die Vermittlung der Schreibkompetenz ist Aufgabe der Fachlehrenden.»
Genug Luft für Ideen
Anschliessend bat Otfried Jarren, Prorektor Geistes- und Sozialwissenschaften und Verantwortlicher für den Bereich Lehre an der UZH, die drei Vortragenden zu einer Gesprächsrunde. Die Teilnehmenden waren sich einig, dass angemessene Feedbacks der Betreuenden viel zur Motivation und zum Lernerfolg der Studierenden beitragen.
Dass Lernprozesse eine vertiefte Auseinandersetzung mit den Inhalten und somit Zeit erforderten, war ebenfalls unbestritten. Rolf Pfeifer wies darauf hin, dass die Curricula, zumindest in einigen Fächern, hoffnungslos überladen seien. Cornelia Ritter-Schmalz bestätigte seine Ansicht als Studierende: «Wenn wir genügend Luft haben, kommen die Ideen fast von allein.»