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161 Studenten, 55 Dozenten: Bescheiden startete die Universität Zürich 1833 in ihr erstes Jahr. Die Gründer allerdings hatten Grosses vor mit ihrer «Universitas Turicensis», einem Zusammenschluss der kantonalen höheren Schulen für Theologie, Jurisprudenz und Medizin. In einem Brief liess der geistige Vater der neuen Hochschule, Johann Caspar von Orelli, verkünden: «Wir mussten eine zürcherische Hochschule gründen, damit etwas zustande kam. Allein sie kann, sie soll die schweizerische werden.»
Auch wenn der Traum einer gesamtschweizerischen Universität verpuffte: Heute ist die Universität Zürich mit 26`000 Studenten und 7`600 Angestellten, darunter 500 Professoren, die grösste Hochschule der Schweiz und eine von 100 Top-Forschungsanstalten weltweit.
31`500 Menschen brauchen vor allem eins: Platz. Momentan verteilen sich Personal, Studenten und Dozenten auf die drei Hauptstandorte Zentrum, Campus Irchel und Campus Oerlikon sowie ein kleingliedriges Netz angemieteter Gebäude in den zentrumsnahen Wohnquartieren Hottingen, Fluntern und Oberstrass. Eine Raumlösung, die förmlich aus allen Nähten platzt: «Wir wachsen ständig weiter», kommentiert Rektor Andreas Fischer an diesem sommerlichen Dienstagabend die nahe Zukunft der Universität Zürich.
Zur Informationsveranstaltung hatten die Quartiervereine Fluntern und Hottingen geladen. Fischer spricht – gemeinsam mit Roman Boutellier, ETH-Vizepräsident für Personal und Ressourcen – über die räumlichen Entwicklungsplanungen beider Zürcher Hochschulen. Im Zusammenwirken von Stadtentwicklung, Denkmalschutz und Finanz- und Investitionspolitik wurde bereits 2003 der sogenannte «Masterplan Hochschulmeile» verabschiedet. Schwarz auf Weiss ist im Masterplan jener Perimeter definiert, innerhalb dem sich die Hochschulen entwickeln dürfen. «Die Entscheidungsgrundlagen sind vorbereitet», gibt Andreas Fischer der Zuhörerschaft bekannt.
Das Zürcher Hochschulgebiet umfasst eine Fläche von 518`588 Quadratmetern: Klassizistische Villen stehen neben funktionellen Neubauten und Klinikgebäuden. Die städtebauliche Vision, die den Zürcher Hochschulen vor Augen schwebt, lässt sich am besten unter dem Schlagwort Verdichtung zusammenfassen. Neue Grossbauten im Zentrum für ETH, UZH und Universitätsspital – etwa der geplante «Kronenbau» auf dem Schanzenberg und der «Gloriabau» gegenüber dem UZH Hauptgebäude – sollen die bestehende räumliche Infrastruktur ergänzen, hochschulübergreifende Zusammenarbeiten fördern und für mehr Wirtschaftlichkeit sorgen.
Andreas Fischer erklärt, die Universität Zürich habe zwar Expansionsbedarf, man wolle deswegen aber nicht auf die «grüne Wiese» ausweichen – ganz im Gegenteil: «Die UZH versteht sich als eine Stadtuniversität.» Im Rahmen des erarbeiteten Entwicklungskonzepts sollen die Oerlikoner daher aus der Peripherie zurückgeholt und zweckentfremdeter Wohnraum ausserhalb des Perimeters aufgegeben werden. «Konzentration auf zwei zentrale, örtlich nahe Hauptstandorte – Zentrum und Irchel – ist das Ziel.»
Auch Roman Boutellier als Vertreter der ETH spricht sich dafür aus, die Identität des Hochschulgebiets Zürich-Zentrum und die bestehende Nutzungsmischung zu stärken. 300 Millionen Franken will die Eidgenössische Technische Hochschule in den nächsten sechs Jahren für Erweiterungsbauten sowie Sanierungen von Gebäuden im Zentrum investieren.
Den Anfang macht der Neubau «Oberer Leonhard» entlang der Leonhardstrasse, für den bereits erste Bauvorhaben laufen. Ab voraussichtlich 2013 wird das bis zu zehn Stockwerke hohe Gebäude Sitz des Departements Maschinenbau und Verfahrenstechnik (D-MAVT). Im Gegenzug hat sich die Hochschule gegenüber der Stadt verpflichtet, angemietete Büroräume in Wohnquartieren zurückzugeben.
Eine Verdrängung der Quartierbewohner durch stille Umnutzung, so versichern die Vertreter beider Hochschulen, werde also nicht eintreten. Vielmehr sei man bemüht, das akademische Viertel attraktiv für eine breite Öffentlichkeit zu gestalten, etwa durch grosszügige Frei- und Grünräume sowie eine zweckmässigere Vernetzung von Fuss- und Radwegverbindungen. Die Hochschulmeile soll eine attraktive Bildungszone mit kultureller Atmosphäre werden.