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Universitäts-Frauenfussball

Sieben Freundinnen sollt ihr sein

Im Juli treffen im finnischen Tampere Fussballerinnen der UZH und der ETH auf universitäre Teams aus Spanien, Polen und Portugal. Die europäischen Indoor-Universitätsmeisterschaften werden nach den Futsal-Regeln gespielt: in Siebener-Teams auf kleinem Feld. Die Wirtschaftsstudentin Steffi Zaugg ist Coach der Uni-Damen. Die schnelle Flügelstürmerin züchtet privat Rennmäuse. 
Claudio Zemp

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Ballspiele faszinierten sie schon immer. Steffi Zaugg (24) war aber auch eine talentierte Tennis-Juniorin. Bis sie merkte, dass das Tollste am Tennistraining eigentlich der kleine Fussballmatch zum Aufwärmen war. Als Kind spielte sie im Friesenberg-Quartier nach der Schule täglich Fussball. Steffi war flinker als mancher Junge.   

Wirtschaftsstudentin Steffi Zaugg: als Fussballspielerin auch auf dem Rasen daheim.

Leider aufgestiegen

Rasch spielte sie sich nach oben. Mit zehn Jahren fing Steffi beim «DFC Blue Stars» an und stieg ein paar Jahre später mit der ersten Mannschaft in die Nationalliga A auf. Nach dem direkten Wiederabstieg wechselte sie noch als Schülerin zum «SV Seebach» und wurde um ein Haar Cupsiegerin im Sankt Jakob Park. Nach der Matura spielte sie mit dem Gedanken, ihr Fussballglück an einem College in den USA zu versuchen. «Aber jetzt ist dieser Zug abgefahren.» In den USA war sie trotzdem: als Aupair. Fussball spielte sie zum Spass. Die Reisen in Privatautos zu den Auswärtsspielen waren meilenweit und voller Überraschungen: «Manchmal waren die Gegnerinnen dann gar nicht da.»

Der Auslandaufenthalt bedeutete für Zaugg vorerst das Ende des Spitzensports. Vom Fussball hatte sie aber noch nicht genug. Zurück in der Schweiz schloss sie sich dem NLB-Verein FC Schlieren an. Und wieder stieg die Mannschaft auf. «Leider», sagt Zaugg, die mit ihren Toren am Aufstieg nicht unschuldig war. Doch sie erlebte schon zum zweiten Mal ein sportliches Phänomen: Solange man gewinnt, läuft alles rund, und die Harmonie im Team führt manchmal wider Erwarten zum Erfolg. Doch nach den Aufstiegsfeiern folge allzu oft der Kater. Wenn man dann plötzlich Spiel um Spiel verliert, fällt manch ein Team auseinander und steigt gleich wieder ab. Zauggs Fazit: «Es ist nicht lustig, mit einem kleinen Verein aufzusteigen.»

Zwischen zwei Karrieren

Der Frauenfussball wurde professioneller, die Trainingspläne rigider, die Konkurrenz immer giftiger. Der schlanken Technikerin wurde der Spielraum zu eng: «Auf dem Platz gegen diese täglich trainierenden Maschinen anzutreten, die dich nur ummähen?» Nein, Steffi Zaugg hatte dazu keine Lust mehr: «Ich hatte es gesehen.»  

Das Frauenfussball-Team der UZH: nach dem Gewinn der Silbermedaille der Schweizer Hochschulmeisterschaft im Mai 2011 mit Steffi Zaugg (hinten Mitte).

Schliesslich hatte die vielseitige Studentin nicht nur Fussball im Kopf: «Ich habe halt gern Abwechslung.» In ihrer Freizeit züchtet die schnelle Flügelstürmerin übrigens Rennmäuse.Gerade hat sie ihre Prüfungen nach dem zweiten Master-Semester hinter sich. Halbzeit im Studium, der Abschluss ist für 2013 geplant. Bereits hat Zaugg ihre berufliche Karriere im Blick. Im Herbst legt sie ein Praktikumssemester als Wirtschaftsprüferin in Zürich ein. Schon seit dem Beginn des Bachelors an der UZH arbeitet sie zwei Tage pro Woche bei einer Bank, um sich das Studium zu finanzieren.

Tacklings nicht erlaubt

Mit 24 ist Steffi Zaugg nun wieder dort, wo ihre Fussballkarriere begann. Bei den «Blue Stars» in der 1. Liga, wo sie in der letzten Saison Torschützenkönigin wurde. Ihre beste Freundin spielt auch dort. Beide studieren Wirtschaftswissenschaften und sind auch im Team der UZH.

Zürich ist die Hochburg des Schweizer Uni-Damenfussballs. Die Frauen der ETH und der UZH dominierten die letzte Hochschul-Meisterschaft. Für die Hochschul-EM in Tampere vom 15. bis 25. Juni haben sich die beiden Teams zusammengeschlossen. Eigentlich spiele sie ja lieber draussen Fussball, auf dem grossen Feld, sagt die Spielertrainerin. Doch der Termin der Futsal-Universade passte besser in den Prüfungsplan der Studentinnen.

Nach den Futsal-Regeln spielen Siebener-Teams auf dem kleinen Feld. Es gibt keine Banden, sondern Linien, zudem sind Tacklings nicht erlaubt. Beim Tackling versucht ein Spieler seinen Gegner robust, aber fair vom Ball zu trennen; dazu gehört der Grätschschritt oder das gezielte Rutschen über das Spielfeld, um den Ball zu blockieren.

Höhepunkt des Sportjahres

Als Coach der Unidamen kümmert sich Zaugg um Trainings, Auswahl und Organisatorisches. Sie ist sehr gespannt auf das Turnier in Finnland: «Ich weiss nicht, was uns erwartet.» Auf jeden Fall ist die zehntägige Reise aber ein Höhepunkt des Sportjahres. Zaugg liebt Turniere, weil die Stimmung ganz anders sei als in der Meisterschaft. Jedes Spiel ist ein Cupspiel. Und bei allem Sportsgeist seien die Teilnehmenden eher lockerer: «Bei einer Niederlage geht die Welt nicht gleich unter.»

Nicht zuletzt macht die Atmosphäre neben dem Platz für die Fussballerin den Reiz von Turnieren aus: «Das sind ideale Aktivferien!» Das Futsal-Turnier in Finnland ist schon ihre dritte Teilnahme an einer Hochschul-EM. Am abenteuerlichsten war die EM in Kiew, 2008. Das Team logierte in Viererbarracken mit rostigem Bad. Zudem wurden die Spielerinnen von zwei ukrainischen Betreuern ständig beschattet, damit ihnen ja nichts zustiess.

So schlimm wird es nicht sein in Tampere im Süden Finnlands, 100 Kilometer von Helsinki entfernt. Und vielleicht spielt das Team Zürich wieder einmal um den Sieg mit. Wie bei der ersten Frauen-Hochschul-EM auf Rasen in Eindhoven, als sie Europameisterinnen wurden.