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Bruno S. Frey, emeritierter Professor für theoretische und praktische Sozialökonomie, feiert am 4. Mai seinen 70. Geburtstag. Ihm zu Ehren fand an der Universität Zürich ein Jubiläums-Symposium statt unter dem Titel «Offbeat Economics». Organisiert von Margit Osterloh, emeritierte Professorin für Betriebswirtschaftslehre an der Universität Zürich und am Center for Research in Economics, Management and the Arts.
Das Symposiumsmotto «Offbeat Economics» ist ein Geistesblitz von Margit Osterloh. Unkonventionelle Gedanken, Forschungsthemen und -ansätze, die aus dem Mainstream herausragen, quasi einen eigenen Rhythmus schlagen, diese Eigenschaften haben Bruno S. Freys Verständnis von Ökonomie geprägt.
Und dies nicht zu knapp: Nicht weniger als 1067 wissenschaftliche Beiträge tragen seit 1965 seine Autorschaft. Darunter 522 Aufsätze, 192 Zeitungsbeiträge und 21 Bücher. Diese Fakten zusammengetragen hat Friedrich Schneider, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Linz. Am meisten erstaunt habe ihn, so Schneider an der Jubiläumsveranstaltung, dass 33 Prozent der Aufsätze in den letzten zehn Jahren erschienen seien. Bei den Zeitungsbeiträgen seien es gar 46 Prozent.
Daraus lasse sich leicht der Schluss ziehen, dass da «einer mit dem Alter nicht nur besser, sondern auch schneller wird». Ebenfalls bemerkenswert sei Freys grosses Netzwerk: Knapp ein Drittel seiner Arbeiten entstanden gemeinsam mit Co-Autoren oder Co-Autorinnen.
Freys Themenvielfalt ist enorm: In seinen Publikationen beschäftigte er sich unter anderem mit Fragen des Glücks: Wie beeinflusst die wirtschaftliche Lage das menschliche Wohlbefinden? Wie können föderalistische Staatsgebilde im politischen und fiskalen Wettbewerb besser organisiert werden? Oder am Beispiel des Untergangs der Titanic: Weshalb setzt sich in Extremsituationen der egoistische Überlebensinstinkt gegenüber altruistischem Sozialverhalten durch?
Dekan Josef Falkinger wies in seiner Laudation wiederholt darauf hin, welch grosse Verdienste sich Frey «als Motor» um die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Universität Zürich erworben habe. Zum Beispiel mit der Idee, 1999 die amerikanische Wirtschaftswissenschaftlerin Elinor Ostrom für ein Ehrendoktorat vorzuschlagen. Ein weiser und vorausschauender Gedanke: 2009 erhielt Ostrom als erste Frau den Nobelpreis für Wirtschaft für ihre Forschungen im Umgang mit knappen Ressourcen.
Die Nobelpreisträgerin selbst war zum Jubiläum in der Aula der Universität Zürich aus den USA angereist. Nicht nur um Bruno S. Frey persönlich zu gratulieren, sondern auch um in einem Referat die Bedeutung des sozialen Kapitals – etwa in der Form von Vertrauen oder starken Institutionen – für wirtschaftliches und politisches Wohlergehen zu betonen. Dabei unterstrich sie, dass «es ohne bedeutende Investitionen in öffentliche Güter und Institutionen keinen prosperierenden Privatsektor gibt».
Jean-Charles Rochet, Professor für Banking an der Universität Zürich, plädierte unter dem Titel «Reforming Capitalism» für eine Corporate Governance im Sinne der bekannten Genossenschaftsidee. Konkret: für den stärkeren Einbezug von Konsumenten und Kunden in unternehmerische Entscheidungsprozesse.
Und Siegwart Lindenberg, Professor für kognitive Soziologie an der Universität Groningen in den Niederlanden, sprach über seine Experimente zum Thema Vorurteile. Menschen würden sehr empfindlich auf Unordnung reagieren. «Eine Umgebung, die als unordentlich empfunden wird, lädt Menschen dazu ein, gegenüber anderen in Klischees zu denken.» Mit ein Grund, Wohngegenden nicht verkommen zu lassen.
Die Botschaft des Jubiläumssymposiums war klar: Anders als für neoklassische Ökonomen mit ihrem grenzenlosen Vertrauen in den Nutzen maximierenden Homo oeconomicus gibt es für Offbeat-Ökonomen keine immergültigen Wahrheiten, sondern nur ein ständig sich wiederholendes «trial and error», um den Verhaltensformen des Homo sociologicus schrittweise auf die Spur zu kommen.