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Kantonsratswahlen: Frank Rühli

«Mehr Geld, aber nicht zwingend mehr Subventionen»

Frank Rühli ist Privatdozent für Anatomie. Er kandidiert für die FDP für den Zürcher Kantonsrat. Die Wahlen finden am 3. April statt. In Sachen Finanzierung der Universität will Rühli aktiv auf Kritiker zugehen und sie von der Notwendigkeit und der «Ausstrahlungskraft» einer exzellenten Universität überzeugen.
Fragen: Roland Gysin

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An fünf von sieben Fakultäten der Universität Zürich studieren mehr Frauen als Männer. Bei den Professuren hingegen verharrt der Frauenanteil bei gut 16 Prozent. Braucht die Universität Zürich eine Frauenquote?

Das Ungleichgewicht ist bedauerlich. Starre Quoten sind aber meiner Meinung nach nicht die richtige Lösung, gerade auch im Interesse der Direktbetroffenen.  Professorinnen sollen keine «Quotenfrauen» sein. Das würde jahrelange Bemühungen um Gleichstellung untergraben.

Frank Rühli: «Zugangsbeschränkungen sind mir grundsätzlich unsympathisch.»

Wir müssen auf allen Ebenen bewusst versuchen, gute Frauen für universitäre Laufbahnen zu gewinnen. Und wir müssen Laufbahnstrukturen schaffen, die Ihnen dies im Alltag auch tatsächlich ermöglichen.

Der Kanton Zürich deckt mit über 550 Millionen Franken fast die Hälfte des gesamten jährlichen Aufwandes der Universität Zürich. Reicht das?

Grundsätzlich braucht die UZH, genauso wie das Universitätsspital, mehr Geld; vor allem wenn wir Spitzenforschung und Spitzenlehre betreiben wollen. Das bedingt aber nicht zwingend höhere Subventionen. Die zusätzlichen Mittel können grundsätzlich auch durch Kooperationen erarbeitet werden.

Hier verfügt die UZH aber immer noch über «kürzere Spiesse» als viele ausländische Universitäten. Ich persönlich würde mich deshalb gerne im Kantonsrat wie ein «Löwe» dafür einsetzen, dass der nachhaltige Wert von exzellenter Bildung in allen doch so unterschiedlichen politischen Fraktionen erkannt wird.

Wir müssen aktiv auch auf Kritiker zugehen und sie von der Notwendigkeit und der «Ausstrahlungskraft» einer exzellenten Universität überzeugen. Leider unterschätzen gerade Wissenschaftler oft die Bedeutung dieser persönlichen Überzeugungsarbeit. In Zeiten des Spardrucks muss sich auch die Wissenschaft je länger desto mehr politisch rechtfertigen und behaupten.

Die Universität Zürich wächst. Immer mehr Projekte und immer mehr Mitarbeitende und Studierende brauchen immer mehr Platz. Was tun?

Auch hier ist gezielte politische Überzeugungsarbeit angesagt. Wenn die UZH qualitativ und quantitativ wachsen soll, muss ihr die Politik auch den personellen – vor allem auch für den Mittelbau – und infrastrukturellen Zusatzbedarf gewähren. Hier bestehen Engpässe, die Forschung und Lehre behindern.

Neben verdichtetem Bauen sind weitere neue Campusareale in Betracht zu ziehen. Räumliche Flexibilität und gewisse Prioritätensetzungen innerhalb von Instituten – etwa nach eingeworbenen Drittmitteln – sind aber trotzdem notwendig.

Meine eigenen Erlebnisse in Universitäten in den USA, in England, Deutschland und Australien haben mir gezeigt, dass wir uns betreffend räumlicher Infrastruktur glücklicherweise immer noch auf sehr hohem Niveau beklagen. Aufgrund dieser Auslanderfahrungen bin ich dankbar für den «Goodwill» des schweizerischen Steuerzahlers.

Braucht es eine Zugangsbeschränkung für Studierende aus dem Ausland? Aus der Schweiz? Falls ja, wie soll das gehen?

Zugangsbeschränkungen sind mir grundsätzlich unsympathisch. Die Matura gibt per definitionem Zugang zur Universität. Dennoch sehe ich ein, dass in Ausnahmefällen ein Numerus clausus unumgänglich sein kann. Allerdings beklagen wir gerade in der Medizin gleichzeitig einen Mangel an jungen Fachkräften.

Der Numerus clausus für Studierende aus der Schweiz kann also keine langfristig befriedigende Lösung sein. Dass hingegen Studierende aus dem Ausland nur aufgenommen werden, soweit Studienplätze verfügbar sind, kann ich mir durchaus vorstellen. Zudem ist hier die Kostenfrage zu klären.

Der Kantonsrat wird nächstens über die öffentlich-rechtliche Körperschaft der Studierenden abstimmen. Ihre Meinung dazu?

Die Universität lebt vom Engagement ihrer Mitglieder. Mich hat es schon während meiner Studienzeit gestört, dass aus den eigenen Reihen so wenig Engagement kam.

Gerade auch als Mittelbauvertreter habe ich gesehen, wie wichtig und geschätzt persönliche Aktivitäten in Kommissionen sind. Deshalb begrüsse ich eine möglichst breit abgestützte Studierendenschaft, die Selbstverantwortung auf sich nimmt, um das Leben der UZH mitzugestalten.

Der vorliegende Vorschlag ist ein guter Ansatz: Die Mitgliedschaft soll freiwillig sein und die Stellungnahmen der Studierendenschaft sollen sich auf bildungspolitische Fragen konzentrieren.

Mit wem würden Sie an der UZH gerne einmal den Arbeitsplatz tauschen und weshalb?

Mit einem Vertreter der Studentenschaft. Die Bedürfnisse und Anforderungen der Studierenden haben sich seit meiner eigenen Zeit an der UZH vor über zehn Jahren stark verändert. Weil ich mich als Dozent in hohem Masse dem «Ausbildungswohl» der Studierenden verpflichtet fühle, hätte ich hier gerne einen vertieften Einblick.