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Raumentwicklung

Das Universitätsspital bleibt im Herzen der Stadt

Das Universitätsspital (USZ) muss erneuert und erweitert werden. Der Regierungsrat hat sich nun für die bauliche Weiterentwicklung am heutigen Standort im Hochschulgebiet Zürich-Zentrum entschieden – und gegen eine Verlagerung in die Agglomeration. Erfreut darüber zeigen sich im Interview Klaus W. Grätz, Dekan der Medizinischen Fakultät, und Stefan Schnyder, Direktor Finanzen, Personal und Infrastruktur der UZH. 
David Werner

Erneuerungsbedürftig: Am Universitätsspital stehen grosse Veränderungen bevor.

Herr Grätz, was sagen Sie als Dekan der Medizinischen Fakultät zum Entscheid des Regierungsrates, den Ausbau und die Erneuerung des Universitätsspitals am jetzigen Standort voranzutreiben?

Klaus W. Grätz: Ich begrüsse diesen Entscheid. Für die Medizinische Fakultät ist es wichtig, dass  sich das Universitätsspital als grösstes der fünf universitären Spitäler in der Nähe der Universität befindet. Das USZ ist Teil der universitären Medizin und damit direkt der Medizinischen Fakultät und anderen Bereichen der Universität und der ETH verbunden. Lehre und Forschung sind untrennbar mit der praktischen Patientenversorgung verknüpft. Kurze Wege und unkomplizierte Kommunikationsmöglichkeiten zwischen diesen Bereichen sind für die universitäre Medizin wesentliche Voraussetzungen.

Wie stellt sich die Raumsituation für die medizinische Fakultät momentan dar?

Klaus W. Grätz: Die Situation ist sehr beengend. Im Nordtrakt 1 des Universitätsspitals und im Forschungszentrum an der Sternwartstrasse sind keine Plätze mehr vorhanden. Die klinische Forschung musste sich vom Standort Irchel verabschieden.  Labore und teilweise sogar ganze Forschungsabteilungen einzelner Kliniken müssen ausgelagert werden, etwa nach Schlieren. Die Raumbedürfnisse der gegenwärtig an der Fakultät tätigen Forschenden sind nur mit Mühe zu befriedigen, für zukünftige Forschende  sind Laborflächen kaum noch zu beschaffen. Wollen wir die Position Zürichs als Medizin-Standort sichern, kommen wir um einen Ausbau der baulichen Infrastruktur nicht herum.

Klaus W. Grätz, Dekan der Medizinischen Fakultät: «Die  räumliche Situation am USZ ist beengend.»

Ein Szenario, das in Testplanungen durchgespielt wurde, bestand darin, das USZ auf der grünen Wiese in Dübendorf neu aufzubauen. Was hätte dies für die universitäre Medizin bedeutet?

Klaus W. Grätz: Die räumliche Zersplitterung hätte noch zugenommen, die Patientenversorgung wäre von der Forschung und der Lehre abgeschnitten worden. Die medizinische Forschung hätte nicht mehr in derselben Intensität geführt werden können; und die Klinik wäre de facto zum normalen Spital geworden. Ein Universitätsspital, das seinem eigentlichen Merkmal – der engen Verbindung von Forschung, Lehre und Klinik – beraubt würde, wäre kein richtiges Universitätsspital mehr. Das «U» des USZ wäre dahin.

Herr Schnyder, entspricht der Entscheid des Regierungsrates dem Interesse der Universität Zürich?

Stefan Schnyder: Ja, vollkommen. Wir haben jetzt, was die räumliche Entwicklung anbelangt, eine gute Zukunftsperspektive. Der Standort im Zentrum ist der einzig richtige. Eine Auslagerung des USZ hätte die gut etablierte Zusammenarbeit von Universitätsspital, der UZH und der ETH empfindlich gestört.

Stefan Schnyder, Direktor Finanzen, Personal, Infrastruktur der UZH: «Der Standort im Zentrum ist für das Universitätsspital der einzig richtige.»

Die Medizinische Fakultät ist nicht die einzige Fakultät, die unter Platzmangel leidet, und auch nicht die einzige, die weiterhin im Hochschulgebiet Zürich-Zentrum vertreten sein möchte. Werden die Interessen der anderen Fakultäten durch den Entscheid tangiert?

Stefan Schnyder: Nein, definitiv nicht. Das Universitätsspital kann baulich innerhalb des bestehenden Areals weiterentwickelt werden. Die  Entwicklungsmöglichkeiten der anderen Fakultäten im Hochschulgebiet Zürich-Zentrum bleiben dadurch unbeeinträchtigt.

Ist es überhaupt möglich, das Raumangebot auf dem bestehenden Spital-Areal zu erhöhen?

Stefan Schnyder: Die Testplanung hat gezeigt, dass es möglich ist, den benötigten Platz durch Neubauten auf dem bestehenden Areal bereitzustellen. Dazu müssten grössere Teile der bestehenden Bausubstanz abgerissen werden.

Sind dazu Abstriche beim Denkmalschutz nötig?

Stefan Schnyder: Ja, gewisse denkmalschützerische Bestimmungen müssen hinterfragt werden. In welchem Umfang in geschützte Bausubstanz eingegriffen werden muss, hängt vom konkreten Gestaltungsplan und von den Bauprojekten ab. Doch angesichts der Schäden, welche dem Medizin-Standort Zürich durch eine Auslagerung des USZ erwachsen würden, wären solche Abstriche im Denkmalschutz wohl zu rechtfertigen.

Die Universität hat eine Flächenentwicklungsstrategie erarbeitet, die sie vor einem halben Jahr der Öffentlichkeit vorgestellt hat. Wie gut passt der jetzt getroffene Regierungsratsbeschluss zu dieser Strategie?

Stefan Schnyder: Er passt fugenlos. Er bestätigt unsere Absicht, zentrale universitäre Einrichtungen an den zwei Standorten Zentrum und Irchel zu konzentrieren, um für die Universitätsangehörigen bessere Rahmenbedingungen zu schaffen.

Wie geht es nach dem Entscheid des Regierungsrates nun weiter?

Stefan Schnyder: Der Regierungsratsentscheid ist der Startpunkt für konkretere Planungsarbeiten. Jetzt muss die Projektorganisation auf die Beine gestellt werden, es müssen Expertisen für den Denkmalschutz eingeholt und planungsrechtliche Grundlagen erarbeitet werden. An der UZH wird es unsere Aufgabe sein, die konkreten Bedürfnisse weiter aufzuarbeiten und mit Nachdruck einer Realisierung zuzuführen.

In welchem Zeitraum kann das  Bauprogramm verwirklicht werden?

Stefan Schnyder: Das ganze Bauprogramm ist auf zwanzig Jahre angelegt. Wenn zügig weitergearbeitet wird, könnten erste grössere Bauten 2020 bis 2023 realisiert werden. Ich bin optimistisch, dass wir rasch vorankommen. Der Wille, rasch zu einer guten Lösung zu kommen, ist bei allen Beteiligten spürbar. Wir haben die Unterstützung von Stadt und Kanton, und die drei betroffenen Institutionen UZH, USZ und ETH ziehen am selben Strang.