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7. Bologna-Tag der CRUS

«Wir müssen mehr miteinander reden»

Die Bologna-Reform ist in der Schweiz grundsätzlich umgesetzt – auch an der Universität Zürich. Dennoch besteht Handlungsbedarf: zum Beispiel bei der Organisation und der Ausrichtung der Bachelor-Stufe. Gefragt sind jetzt vor allem die Fakultäten und Institute.
Roland Gysin

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Die Rektorenkonferenz der Schweizer Universitäten (CRUS) lud nach Zürich zum 7. Bologna-Tag. Und es kamen fast 200 Bildungsexperten aus der ganzen Schweiz, um über den «Bachelor – Bilanz und Ausblick» zu diskutieren.

Otfried Jarren (l.), Prorektor Lehre, und Andreas Fischer, Rektor Universität Zürich: für einen Bologna-Diskurs zwischen den Fakultäten.

Gleich zu Beginn der Tagung hielt Andreas Fischer, Rektor der Universität Zürich, fest, dass die Universitäten seit 2004 grosse Arbeit geleistet hätten. Damals erliess die CRUS verbindliche Empfehlungen für die Umsetzung des Bologna-Prozesses. «Jetzt, nur sechs Jahre später, ist die Reform grundsätzlich umgesetzt», freut sich Fischer.

Dennoch: Die Aufteilung des Studiums in eine Bachelor- und eine Master-Stufe sei nicht in jedem Fachbereich gleich einfach verlaufen. Und nicht alle Fächer mussten die gleich langen Wege gehen. Vor allem die Naturwissenschaften mit ihren strukturierten Studiengängen hätten es bei der Umsetzung leichter gehabt als die traditionell weniger strukturierten Geisteswissenschaften. Persönlich hätte sich Fischer im Rückblick manchmal fast etwas mehr Eingriffe und Vorgabe für die Studienarchitektur gewünscht.

Den Bachelor entschlacken

Aktuell ortet Fischer auf Bachelor-Stufe vor allem Reformbedarf bei den Curricula. Um etwa der Arbeitsbelastung von Professoren, Assistierenden und Studierenden Herr zu werden, seien die vielen Leistungsnachweise zu überdenken.

Ein konkreter Vorschlag, wie dieses Problem angegangen werden kann, machte Reinhard Schulze, Direktor des Islamwissenschaftlichen Instituts der Universität Bern: Studierende der Islamwissenschaften müssen in Bern nicht mehr zwei, sondern nur noch ein Nebenfach belegen. Der Vorteil: Die Bachelor-Stufe ist inhaltlich entschlackt, und es bleibt mehr Zeit, sich Methodenwissen anzueignen.

Für Thomas Hildbrand, Leiter Bereich Lehre der Universität Zürich, eine Idee, die auch für einzelne Fakultäten in Zürich sinnvoll sein könnte.

Kaum Anerkennung bei Arbeitgebern

Die Studierenden waren an der CRUS-Tagung vertreten durch Andrea Blätter, Leitungsmitglied der «European Students’ Union», und Romina Loliva, Vorstandsmitglied des Verbandes Schweizer Studierendenschaften. Sie bemängelten unter anderem das Missverhältnis von Lernaufwand und Lernerfolg. 50 Prozent aller Studierenden gaben 2008 gemäss der «Nationalen Studienbefragung zu den Studienbedingungen an den Schweizer Universitäten» an, dass die veranschlagten 30 Arbeitsstunden je Leistungspunkt viel zu niedrig angesetzt seien.

Problematisch auch, dass der Bachelor als berufsqualifizierender Abschluss bei Arbeitgebern kaum Anerkennung gefunden hat. Gegen Aussen sollen die Universitäten mit einem Bachelor-Abschluss signalisieren, dass die betreffenden Studierenden nicht nur eine wissenschaftliche Grundausbildung haben, sondern prinzipiell auch «beschäftigungsfähig» sind.

Fakultäten und Institute gefragt

In der abschliessenden Podiumsdiskussion rechtfertigte Antonio Loprieno, Präsident der CRUS, die «Politik der kleinen Schritte» und der offenen Vorgaben, die den Universitäten grosse Freiheiten bei der Umsetzung gaben und geben. Richtig sei es auch gewesen, sich zuerst mit den Strukturen, den Studienarchitekturen, zu befassen und erst danach mit den Inhalten.

Ofried Jarren, Prorektor Lehre der Universität Zürich, sieht den anstehenden Reformen auf Bachelor-Stufe gelassen entgegen. Gefragt seien nun primär die Fakultäten und Institute, die ihre Studiengänge auf Bachelor-Stufe fallweise überdenken müssten. Absolut notwendig dabei, sagt Jarren, sei der Diskurs zwischen den Universitäten, aber auch innerhalb der Hochschulen, zwischen den Fakultäten. «Wir müssen mehr miteinander reden.»