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Die Umweltverschmutzung gehörte in meiner Kindheit in Mexiko City zum Alltag. Der Autoverkehr war schon damals enorm und die Luftqualität entsprechend schlecht. Gerade in den ärmeren Quartieren wuchs die Bevölkerung zudem sehr stark, wobei Umweltaspekte kaum eine Rolle spielten. Entsprechend türmten sich Abfallberge in den Strassen und verunreinigten auch das Grundwasser. Vielleicht ist es deshalb kein Zufall, dass mich Fragen der Nachhaltigkeit besonders interessieren.
Als Doktorandin am Organisch-chemischen Institut der Universität Zürich habe ich zwar nicht direkt mit solchen Fragen zu tun – ich erforsche die Synthese von Molekülen und ihre physikalischen Eigenschaften. Für mich ist aber klar, dass ich später im Bereich Nachhaltigkeit tätig sein möchte und etwa alternative Energien erforschen.
Kein Wunder, war ich hell begeistert, als ich von der ersten Summer School der LERU hörte. Ziel sollte es sein, die Kommunikation wissenschaftlicher Forschung am Beispiel des Themas «Nachhaltigkeit» zu studieren und verbessern. In Vorträgen und Workshops erfuhren wir Vieles über die psychologischen Grundlagen erfolgreicher Kommunikation und übten uns im verständlichen Schreiben.
Schon vor der Summer School habe ich oft ein grosses Interesse von Nicht-Akademikern erlebt, die wissen wollten, worüber ich forsche. Es gelang mir jeweils recht gut, dies beispielsweise auch Kindern verständlich zu erkären.
In der Summer School war es für mich besonders lehrreich, zu erleben, wie anders die Kommunikation mit Wirtschaftsvertretern und Politikerinnen funktioniert. Wissenschaft, Politik und Wirtschaft haben einen unterschiedlichen Umgang mit Zeit und Geld.
Politikerinnen und Politiker wollen Probleme schnell gelöst haben und suchen nach klaren, einfachen Antworten. Auch Unternehmen sind unter Zeitdruck, weil sie die Bedürfnisse ihrer Geldgeber befriedigen und neue Produkte lancieren wollen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kennen zwar Publikationsdruck, müssen aber auch die Zeit haben, Seitenwege von Forschungsfragen zu verfolgen.
Vor allem aber haben Forschende die moralische Pflicht, die verschiedensten Aspekte und Optionen einer Frage zu berücksichtigen, wenn sie der Politik Antworten liefern. Ein Beispiel dafür ist der Klimawandel. Die Politiker wollen klare Antworten, was passieren wird und was zu tun ist. Die Wissenschaft muss aber bemüht sein, sehr differenziert verschiedene Szenarien und mögliche Folgen davon aufzuzeigen.
Eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen dabei auch die Medien, die auf der Suche nach Sensationen bisweilen Themen aufbauschen und damit nicht zuletzt auch der Glaubwürdigkeit der Wissenschaft schaden. Ein Beispiel dafür ist die Berichterstattung über angebliche Fälschungen von Klimaforschern, die in den vergangenen Monaten für Unruhe sorgte und sich schliesslich als falsch erwies.
Das Grundproblem ist meines Erachtens, dass Politik, Wirtschaft und Wissenschaft viel zuwenig darüber wissen, wie die jeweils anderen Systeme funktionieren. Es fehlt an Transparenz. Politiker wissen oft nicht, wie Wissenschaftlerinnen zu ihren Ergebnissen kommen und Wissenschaftler kennen die Hintergründe und Ideen zuwenig, welche in die Gesetzgebung einfliessen.
Dieses Verständnis zu fördern, ist aber unabdingbar, um gegenseitig Vertrauen aufzubauen und damit die Kommunikation zu erleichtern. Ich würde es deshalb sehr begrüssen, wenn die Wissenschaft nicht nur immer interdisziplinärer wird, sondern auch vermehrt den Kontakt zu Politik und Wirtschaft sucht.
Praktika in Wirtschaftsunternehmen tragen dazu ebenso bei wie etwa das Programm «Politikstipendien», bei welchem Wissenschaftler Einblick in die politischen Prozesse im Bundeshaus erlangen. Die LERU Summer School hat mich motiviert, solche Kontakte vermehrt zu suchen und mich allenfalls später um ein Politikstipendium zu bewerben.