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Ringvorlesung

Von Plagiaten, Frauenrechten und Wilhelm Tell

Eine interdisziplinäre Ringvorlesung der UZH und der ETH umkreist die Frage, wie Recht und Literatur miteinander verwoben sind. UZH News sprach mit einem der Organisatoren, dem Rechtswissenschaftler Matthias Mahlmann.  
Marita Fuchs

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Herr Mahlmann, wie sind Sie und Ihre Kollegen Professor Andreas Kilcher von der ETHZ und Germanistik-Professor Daniel Müller-Nielaba darauf gekommen, das Thema Recht und Literatur in einer interdisziplinären Ringvorlesung zu behandeln?

Die Beziehungen von Recht und Literatur zu erörtern, bildet ein eigentlich naheliegendes Thema: Recht ist ein Kernthema der Literatur seit der Antike, Recht wird sprachlich gefasst, was die Frage nach literaturwissenschaftlichen Zugängen aufwirft. Ich habe persönlich schon durch die Vorbereitung der Reihe durch die Zusammenarbeit mit meinen beiden Kollegen in vieler Hinsicht profitiert.

Wo berühren sich denn Recht und Literatur?

Eine wichtige Dimension bildet die literarische Reflexion des Rechts – die Gründe für religiöse Toleranz bei Lessing, der Umschlag von Gerechtigkeitsverlangen in Unrecht in Kleists «Michael Kohlhaas», die  politische Freiheitstheorie in Schillers «Wilhelm Tell», die schillernd-parabelhafte Gesetzes- und Rechtswelt bei Kafka – um nur einige in der Reihe behandelte Beispiele zu nennen.

Franz Kafka, «Der Prozess»: Gelungene Verbindung zwischen Literatur und Recht.

Recht kann aber auch noch in anderer Weise von der Literatur profitieren: Es kommt ja auch auf die Inhalte an, die in einer Rechtsordnung verwirklicht werden. Recht ist in eine Kultur eingebettet, zu der Literatur zentral gehört. Das Recht kann vom humanen Potential der Literatur profitieren – wie übrigens auch umgekehrt die Literatur vom humanen Potential des Rechts.

Nach welchen Kriterien haben Sie die Vorträge zusammengestellt?

Insgesamt haben wir uns bei der Zusammenstellung der Themen darum bemüht, die Problematik in aktuelle Zusammenhänge einzubetten. Dabei werden systematische, interreligiöse, philosophische Aspekte, aber auch thematische und literarische Beispiele berücksichtigt.

Matthias Mahlmann, Professor für Rechtstheorie und Rechtssoziologie: Hält am 9. Dezember einen Vortrag über: «Hölderlin und die Tragödie der Freiheit.»
Ein Vortrag widmet sich der Frage nach Urheberschaft und Plagiat, andere der Verarbeitung der Shoah in der Literatur, den Frauenrechten in Literatur und Recht, der Dekonstruktion des Rechts, dem Verhältnis von Anschauung und Konstruktion oder Narrativen der Gerechtigkeit in der islamischen Welt.

Wir konnten zudem den Historiker und Schriftsteller Doron Rabinovici für einen Vortrag gewinnen, dessen jüngster Roman gerade erschienen ist. Er spricht über Sprache und Schuld.

Sie konnten auch Professorin Jutta Limbach, die ehemalige Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts, für einen Vortrag gewinnen. Limbach spricht über Recht und Poesie.

Frau Limbach wird einige grundsätzliche Überlegungen zu Recht und Poesie anstellen, nicht zuletzt aus ihrer Erfahrung als Richterin.

Sie selbst sprechen über Hölderlin und die Tragödie der Freiheit. Was erwartet die Zuhörer?

Ich werde versuchen, einige Untiefen von Hölderlins Freiheitsbegriff auszuloten – ästhetisch und als Element der Tragik der politischen Welt.