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Die akademische Wissenschaft wird vom Steuerzahler finanziert. Was die Forschenden mit dem Geld anfangen, ist deshalb Gegenstand von öffentlichem Interesse. Doch wie können Wissenschaftler hoch komplizierte Forschungsergebnisse unter die Leute bringen?
Die Kommunikationsabteilungen der Universitäten helfen dabei: Medienmitteilungen informieren die Presse über neue Forschungsergebnisse, hochschuleigene Print- und Online-Medien berichten über Forschung und Lehre.
Unter der Fragestellung «Wissenschaftskommunikation: PR für die Hochschulen oder mehr?», diskutierten am letzten Freitag an der Universität Zürich Nik Walter, Ressortleiter «Wissen» von der Sonntagszeitung mit Roland Gysin, Leiter Publishing der Abteilung für Kommunikation der UZH, Michael Hengartner, Professor für Molekularbiologie und Dekan der Mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät und Heinz Bonfadelli, Professor für Publizistikwissenschaft vom Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung an der UZH. Isabel Klusman, Wissenschaftskommunikatorin von «Life Science Zurich» moderierte die Veranstaltung.
Roland Gysin berichtete in seinem Eingangsreferat von einem besonderen Glücksfall in der Wissenschaftskommunikation: Als im April dieses Jahres eine neue Hominidenart entdeckt wurde – die Universität Zürich war mit einem ihrer Forscher massgeblich an diesem Fund beteiligt – war eine Geschichte geboren, die sich nicht nur spannend erzählen liess, sondern auch ein weltweites Medienecho fand.
Obwohl viele Wissenschaftler sich bemühen, ihre Forschung der Öffentlichkeit zu erklären, sagte Gysin, hätte es nicht jedes Thema so einfach, die Mauern des Elfenbeinturms zu überwinden. «Mathematical Models around Brownian motion an random matrices», wäre wohl kaum ein Thema für eine Gratis-Zeitung. Und auch für die Kommunikationsabteilungen sei es manchmal schwer, Themen auf ihre Relevanz hin abzuklopfen, spannend zu erzählen und in eine Dramaturgie zu packen. Das gelte nicht zuletzt für die Grundlagenforschung in Medizin und Naturwissenschaften.
Nik Walter sagte in seiner Einführung, dass das Interesse der Öffentlichkeit an wissenschaftlichen Themen sehr gross sei. Für Journalisten gehe es darum, aus einer Fülle von Angeboten die spannendsten Geschichten auszuwählen. «Die besten Geschichten, sind in der Regel diejenigen, die man abseits des Medien-Mainstreams entdeckt, solche, die durch persönliche Kontakte zustande kommen», sagte Walter und lobte die Medienbeauftragte der Mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät, die ihm schon manchen interessanten Tipp gegeben hätte. Schlechte Noten gab er dem Universitätsspital, die Mediziner hätten nie Zeit und die Pressestelle übe eine Kontroll-Politik aus, die Informationen aus erster Hand verzögere und unnötig erschwere.
Insgesamt sei die Öffentlichkeitsarbeit der Universität Zürich jedoch in Ordnung, so Walter. Zähle man die Quellenzitate in den Geschichten der Sonntagszeitung der letzten zwei Jahre zusammen, stehe die Universität Zürich recht gut da. 44 Mal werde sie erwähnt – im Vergleich dazu die Universität Basel 17 Mal oder Havard 30 Mal. Mit insgesamt 85 Nennungen erreichen «US-Forscher» die Spitze.
Als Journalist schätze er es sehr, wenn die Forscher offen und unkompliziert reagieren und sich auch spontan zu einem Gespräch bereit erklären. «Keine Aufpasser, nix. So schätze ich das Arbeiten. »
Heinz Bonfadelli meinte, dass Wissenschaftler heute nicht nur gute Lehrer und Forscher sein sollten, sondern auch Kommunikationskompetenzen haben müssten. Ohne Aufgeschlossenheit den Medien gegenüber gehe es nicht.
Angesprochen auf die Integration in den Social Media meinte Michael Hengartner: «Wir von der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät haben einen Eintrag in Facebook. Wir wollen damit Studierende weltweit ansprechen und ihnen zeigen, wie interessant unsere Forschung ist.»
Die Universitäten müssten schliesslich für sich werben. Das ginge – um auf das Thema der Podiumsdiskussion zurückzukommen – weit über PR hinaus. Wissenschaft und Öffentlichkeit ständen in einem Dialog, der auch diskursiv sein könne und in jedem Fall gesellschaftspolitisch relevant sei. Wissenschaftskommunikation sei viel mehr als nur PR.