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Barbara Basting, geboren 1963, ist seit 1. Januar 2010 Mitglied des Universitätsrates der Universität Zürich (UZH), dem obersten Leitungsgremium der Universität. Sie ersetzt die aus privaten Gründen zurückgetretene Myrtha Welti.
Basting leitet seit Anfang 2009 hauptberuflich die Kulturredaktion von Radio DRS 2. Sie studierte an der Universität Konstanz und der Pariser Sorbonne Romanistik, Germanistik und Philosophie und legte 1988 in Konstanz das Staatsexamen ab. Von 1989 bis 1999 war sie Redaktorin der Zeitschrift «Du» und ab 2001 zeichnende Redaktorin im Kulturressort des Zürcher Tages-Anzeigers.
Die neue Universitätsrätin äussert sich im Interview mit UZH News über Bologna, ihre Ideen zur Zukunft der UZH oder zu einer verfassten Studierendenschaft.
UZH News: Frau Basting, welches Anforderungsprofil muss eine Universitätsrätin mitbringen?
Barbara Basting: Dass mich Regierungsrätin Regine Aeppli zur Bewerbung für diese Aufgabe angefragt hat, hängt wohl damit zusammen, dass jemand mit einem geisteswissenschaftlichen Hintergrund und Verankerung in der Kultur gefragt war.
Vielleicht auch jemand, der weiss, wie die Medien funktionieren. Jemand, der nicht unbedingt wirtschaftsnah ist. Jemand, der ein Verständnis für die Universität mitbringt – jenseits vom linearem Input-Output-Denken.
Was reizt sie besonders?
Ich habe mich beworben, weil Bildung und Ausbildung zu den wichtigsten und verantwortungsvollsten Aufgaben unserer Gesellschaft zählen. Hier werden die Fundamente für die Zukunft unseres Gemeinwesens gelegt, und da denke ich gerne mit.
Wie werden Sie sich einbringen?
Ich werde den Kontakt zu den Fakultäten suchen und möchte möglichst viele Leute und ihre Anliegen kennenlernen. Von meiner journalistischen Tätigkeit her hatte ich bis anhin vor allem den Kontakt zu Professorinnen und Professoren.
Ich werde mich bemühen herauszufinden, wo der Schuh drückt, etwa bei Berufungen, bei der Umsetzung von Bologna oder bei der Nachwuchsförderung.
Mit welchem zeitlichen Aufwand rechnen Sie?
Die Sitzungen dauern jeweils mehrere Stunden, die Lektüre dicker Packen von Unterlagen geht voraus. Aber es geht ja grundsätzlich auch um eine Aufmerksamkeit, mit der man das universitäre Geschehen begleitet. Das ist schlecht quantifizierbar.
Der Universitätsrat ist vergleichbar mit einem Verwaltungsrat, einem Gremium, dass strategische Leitplanken vorgibt. Was sagen Sie zum Vorwurf, der Universitätsrat sei zu weit weg vom Tagesgeschäft und kaum in der Lage, die komplexen Sachverhalte angemessen zu beurteilen?
Es ist klar, bevor die Geschäfte, etwa Berufungen, im Universitätsrat ankommen, sind sie quasi wasserdicht gemacht. Die Fakultäten haben ein Interesse daran, dass ihre Anliegen durchkommen. Anhand der Unterlagen, die einem im Voraus zugestellt werden, lässt sich aber trotzdem feststellen, ob ein Geschäft problematische Seiten hat oder nicht.
Man muss ein Sensorium für Widersprüche entwickeln und nachhaken können, wenn etwas unklar ist. Ein Verwaltungsrat muss nicht jedes Detail kennen. Vielmehr muss er die Geschäfte auf ihre Konformität mit dem Universitätsgesetz oder den vom Universitätsrat festgelegten strategischen Zielen hin überprüfen.
Universitäten bewegen sich in einem Spannungsfeld zwischen Spitzenforschung und Breitenbildung. Wohin soll die Reise der UZH gehen?
Genau diese strategische Weichenstellung ist eine zentrale Aufgabe des gesamten Gremiums. Für mich ist klar, dass Universitäten zunehmend einem internationalen Wettbewerb ausgesetzt sind. Stichwort: Rankings. Es ist wichtig, dass man eine gute Reputation hat. So lassen sich gute Universitätslehrer und Studierende gewinnen.
Gleichzeitig ist die Universität auch eine Ausbildungsstätte für Studierende, die nicht Spitzenforscher werden möchten. Und das soll meiner Ansicht nach auch so bleiben.
Die SVP der Stadt Zürich sagt, es gibt zu viele deutsche Professoren an der Uni Zürich. Ein Thema für Sie?
Nein. Diese populistische Polemik ist sehr destruktiv, sie schadet dem international guten Ansehen der Universität Zürich.
Die Bologna-Reform macht Studierende zu Kopfnickern. Gefragt sind primär Auswendiglernen und nicht eigene Denkleistungen. Richtig oder falsch?
Bologna ist ein Korsett, das der vor allem in den Geisteswissenschaften wichtigen Idee von Freiräumen widerspricht. Persönliche Erfahrungen habe ich mit Fachhochschul-Studierenden gemacht, die wahnsinnig darauf achten, rasch und nutzwertorientiert zu studieren.
Auf der Strecke bleiben Veranstaltungen und Aktivitäten, die nicht zwingend und unmittelbar in Punkte überführbar sind.
Offenbar ist es für die meisten Studierenden wichtig, in möglichst kurzer Zeit einen konfektionierten Abschluss zu machen. Die Frage ist, was macht die Universität für die Anderen, die sich ein eigenes Menü zusammenstellen wollen. Da besteht Nachholbedarf.
Sollen die Studiengebühren erhöht werden?
Eine Diskussion über solche Gebühren muss erlaubt sein. Aber sie darf nicht dazu dienen, finanziell Schwächere trotz ihrer Qualifikation vom Studium auszuschliessen. Bildung ist nicht gratis, aber man sollte nicht am falschen Ort abkassieren und das Portemonnaie der Studierenden strapazieren.
Der Kanton Zürich deckt etwa die Hälfte des Gesamtbudgets der UZH von 1,1 Milliarden. Wenn gespart werden muss, wo?
Dazu braucht es eine Gesamtbetrachtung. Die Frage dabei ist, wo setzt man Prioritäten? Was ist der Gesellschaft wichtig? Überspitzt gefragt, «Lehrerbildung oder Nobelpreisträger»? Das sind politische Entscheide, die nicht der Universitätsrat alleine fällen muss, sondern die auch die Allgemeinheit diskutieren muss.
Der Kantonsrat hat kürzlich die Weichen für eine öffentlich-rechtliche Studierendenschaft gestellt. Rektor Andreas Fischer steht diesem Ansinnen positiv gegenüber. Was meinen Sie?
Alle Stände, inklusive die Studierenden sollen an der Universität angemessen vertreten sein. Eine verfasste Studierendenschaft gehört dazu, ohne Wenn und Aber.