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Die neue Zentrale von «Radio Radius» ist noch nicht sendebereit. Die zwei kleinen Räume im Keller der Turnerstrasse 1 sind mit Kisten überstellt, hier liegt ein Mischpult, da ein Kabelsalat. Früher befand sich hier ein Beobachtungslabor, deshalb sind die Räume von Studio und Redaktion durch eine undurchsichtige Scheibe getrennt. Der Raum könnte sowohl Verhörzimmer wie Tonstudio sein, jetzt wird es ein Radiostudio.
Ein sozialer Verein
Radio kann ein aufwändiges Hobby sei. Das Soziale im Team sei aber ebenso wichtig, und mit einem Anruf habe man sofort ein Dutzend Helfer zusammen. Radio Radius sei eine studentische Verbindung, sagt Huser: «Wir haben keine Couleurs und kein Chäppi, aber wir haben ein Radio.» Sie studiert im 9. Semester Geschichte und Englische Literaturwissenschaft an der UZH.
Ursprünglich kam die Masterstudentin über das Filmteam zum Verein «SOSeth», der auch Radio Radius betreibt. «Wenn wir schon ein Radio haben, probieren wir’s aus», sagte sich Huser und startete mit zwei Kolleginnen die eigene Metal-Sendung «Sound on the Rocks». In die Leitung des Radios ist sie dann «reingerutscht».
Das Team von Radio Radius organisiert auch selbst Anlässe, wie etwa im letzten Sommer der Konzertabend «All Lights On». Dort traten im Profitreff aufsteigende Bands wie PLASMA oder GLASKLAROS auf. «Das Event war ein voller Erfolg!», sagt Huser. Sie verweist damit auch auf die persönliche Chance, selber Erfahrungen als Veranstalterin zu sammeln.
Spielerische Experimente
Einmal im Jahr sendet Radio Radius einen Monat lang über eine UKW-Frequenz im Stadtgebiet. Das Highlight mit vielen Live-Übertragungen bringt dem Radio auch Fanpost ein. So traf auf der Redaktion ein Brief ein: Ein Hörer vermisste nach dem Sendemonat die «erfrischende Unprofessionalität» in der Luft.
Der Fanbrief ist irgendwo in den Kisten und wird wohl wieder aufgehängt. «Wir sind fast alle Studierende», sagt Patricia. So muss das Programm nicht 100 Prozent professionell sein, dafür ist es oft erfrischend herzlich. Für die Macher von Radio Radius sind ihre Sendungen eine Spielwiese, auf der es fast keine Regeln gibt.
Sounds in allen Farben
Radio Radius ist offen für Leute, die eine eigene Sendung am Radio machen möchten. Dabei seien die DJs und Moderatorinnen frei, so Huser: «Wer mitmacht, kann seine eigene Musik auflegen.» Und wenn einmal eine wichtige Arbeit oder ein Examen anstehe, sei man auch nicht so streng: «Dann sagen wir ok, viel Glück bei der Prüfung - und wir spielen halt eine Wiederholung.»
«Drück andern deinen Musikgeschmack auf», lautete ein Slogan von Radio Radius. Ganz nach dem Motto machen eingefleischte Radiomacher täglich Sendungen für jeden Stil, von «Hiphop» über «Progressive Rock» bis zu «Dubstep». Bis zu 6000 Menschen hören den Sender im Monat übers Internet. Manche Sendungen finden via Internetforen eine eingeschworene Fangemeinde ausserhalb des Freundeskreises.
Auch der technische Teil des Radiomachens wird von Studierenden bestritten. Zudem sind einige Gründer von Radio Radius nach wir vor aktiv im Verein. Das neue Computerprogramm, das den Ablauf für die gespielten Stücke der automatischen «Playlist» regelt, schrieb etwa ein Student in einer Seminararbeit für Radio Radius. Nach der Schallisolation von Wänden und Fenstern im neuen Keller werden auch in den nächsten Tagen beim Einrichten des Sendestudios wieder alle mit anpacken. Bis es am 2. November wieder heisst «live on air».