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Stadtrat André Odermatt

«Den Draht zur Wissenschaft nicht verlieren»

UZH-Geograph André Odermatt wurde bei den Wahlen vor einer Woche zum Stadtrat gewählt. Die politische Karriere bedingt den Abschied von der Universität für die Zeit des politischen Amts. UZH News befragte den frisch Gewählten, welche Veränderungen das politische Amt für ihn mit sich bringt.  
Marita Fuchs

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Herr Odermatt, herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Wahl. Als Stadtrat sind Sie wohl vollumfänglich mit politischer Arbeit eingedeckt. Was bedeutet das für Ihre wissenschaftliche Karriere am Geographischen Institut?

Stadtrat ist in Zürich ein Vollamt. Deshalb muss ich meine wissenschaftliche Arbeit am Geographischen Institut aufgeben, was mir nicht leicht fällt! In meine Forschungsprojekte zur Stadtentwicklung und zum Wohnungsmarkt habe ich viel Herzblut investiert. Ganz besonders vermissen werde ich die praxisrelevante Ausrichtung meiner Forschungstätigkeit.

André Odermatt im Lichthof der Universität Zürich Irchel: hat in Forschungsprojekte zur Stadtentwicklung und zum Wohnungsmarkt viel Herzblut investiert.

Nach fast zwanzig Jahren politischer Milizarbeit für die Stadt Zürich reizt mich nun aber die mit dem Stadtratsmandat verbundene Chance, an der Zukunft unserer Stadt vollamtlich mitzuarbeiten. Meinen Draht zur Wissenschaft und ihren Erkenntnissen will ich aber auch als Zürcher Stadtrat nicht verlieren – unabhängig vom Departement, das ich übernehmen werde.

Kehren Sie ans Geographische Institut zurück, falls Sie in vier Jahren nicht wieder gewählt werden sollten?

Ich befasse mich im Moment nicht damit, was in vier Jahren sein wird. Meine Aufmerksamkeit und Energie konzentriere ich voll auf einen erfolgreichen Abschluss am Institut und einen elanvollen Start als Stadtrat – in vier Jahren liegt es dann an den Wählerinnen und Wählern, über meine Leistungen zu befinden.

Sie haben sich während Ihrer wissenschaftlichen Arbeit schwerpunktmässig mit Stadtentwicklungsfragen beschäftigt, wie etwa ihre sozialgeographische Untersuchung zum Langstrassenquartier. Hat diese wissenschaftliche Arbeit Sie motiviert, sich politisch zu engagieren?

Politik und Wissenschaft haben sich bei mir immer gegenseitig befruchtet. Wissenschaftliches Arbeiten hat immer auch eine politische Komponente, da Forschungserkenntnisse in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik einfliessen.

Die Politik ihrerseits setzt viele Rahmenbedingungen für die Forschung. Schon meine Diplomarbeit zum Thema Zweitwohnungen in Städten hatte eine starke Resonanz in den Medien und wurde in der Politik aufgegriffen. Gerade jetzt ist dieses Thema wieder sehr aktuell. Auch andere Forschungsprojekte hatten einen direkten oder indirekten Einfluss auf politische Entscheidfindungsprozesse.

Werden Sie sich als Stadtrat besonders für die Belange der Universität einsetzen?

Die Universität ist eine wichtige Institution der Stadt Zürich. Auch wenn der Kanton für die Belange der Universität zuständig ist, müssen wir uns auch städtisch für sie einsetzen. So werde ich in meiner Arbeit als Stadtrat immer die Bedeutung der Universität für den Wirtschafts- und Wissensstandort Zürich hervorheben.

Die Universität ist zudem eine wichtige unabhängige Projektpartnerin der Stadt. Diese Beziehung will ich weiter pflegen. Nicht zu vergessen ist die Bedeutung der Universität als Ausbildungsstätte für Fachleute. So bringen beispielsweise viele Geographinnen und Geographen der UZH ihr Fachwissen in die Stadtverwaltung ein.

Was raten Sie Studierenden, die sich politisch engagieren wollen? Wie bringt man Wissenschaft und Politik unter einen Hut?

Die Bologna-Reform und ihr verdichteter Stundenplan bringen es leider mit sich, dass politisches Engagement während des Studiums erschwert wird. Die Mitarbeit in Fachvereinen oder anderen studentischen Vereinigungen  – etwa der Kommission für Entwicklungsfragen –  muss aber auch heute noch Platz haben.

Auch mir selber fiel es nicht immer leicht, Wissenschaft und politisches Engagement unter einen Hut zu bringen. Der globale Wissenschaftsbetrieb erfordert heute längere Auslandaufenthalte und hohe persönliche internationale Sichtbarkeit. Dies verträgt sich schlecht mit der Politik, die primär lokal verankert ist und kontinuierliche Präsenz vor Ort, zum Beispiel in einem Parlament, verlangt.

Früher oder später steht meist ein Entscheid für die Wissenschaft oder die Politik an.

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