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Sie sei über ihren Mann zur Politik gekommen, erzählte Ständeratspräsidentin Erika Forster (FDP) am vergangenen Samstag auf der Podiumsveranstaltung der Tagung «Meinungsmacherinnen». Als man ihn angefragt habe, ob er sich nicht im Gemeinderat der Stadt St. Gallen engagieren wolle, habe er abgewunken und zugleich auf seine Frau verwiesen: Sie sei daheim, man müsse sie doch irgendwie beschäftigen. Unter zu wenig Arbeit litt Erika Forster damals jedoch nicht, die Gattin eines Unternehmers hatte vier Kinder. Doch für Politik habe sie sich schon immer interessiert. Dann habe sie die Chance ergriffen und sich zunächst im Gemeinderat engagiert.
Derzeit Ständeratspräsidentin, betonte Forster, dass Frauen politische Arbeit genauso gut beherrschen wie Männer. «Ich verstehe es nicht, wenn Frauen so zögerlich sind und sich dauernd hinterfragen, ob sie in der Politik auch bestehen», sagte Forster. Ich habe mir damals gesagt: «Das will ich, und das kann ich.»
Nationalratspräsidentin Pascale Bruderer (SP) erzählte auf Nachfrage der Moderatorin Helen Issler, wie sie zur Politik gekommen sei: Sie stamme nicht aus einer politisch engagierten Familie, habe sich jedoch schon in der Kantonsschule in der Schülerorganisation eingesetzt und früh erfahren, dass es ihr Spass mache, Brücken zwischen verschiedenen Interessengruppen zu schlagen. Damals habe sie noch nicht gewusst, welcher Partei sie beitreten sollte. Für die SP habe sie sich dann entschieden, weil diese Partei die Chancengleichheit in der Gesellschaft in den Vordergrund stelle. Sie sei mit Hörbehinderten aufgewachsen, erzählte Bruderer, und es sei ihr ein Anliegen, Behinderten Chancengleichheit zu gewähren. Um auch heute ein Zeichen in diese Richtung zu setzen, lasse sie ihre Reden immer von einer Gebärdensprachendolmetscherin übersetzen.
Letztendlich habe die Parlamentsarbeit sie total begeistert, und der Funke zur Politik sei gesprungen. «Da hat es mir den Ärmel reingezogen.» Ihre derzeitige Arbeit als Nationalratspräsidentin sei anstrengend, aber auch sehr interessant. Sie müsse allerdings streng und autoritär auftreten, denn oft sei es laut im Parlamentssaal, und es sei eine Herausforderung, für Ruhe zu sorgen. Wenn jemand von den Parlamentariern zu weit gehe, suche sie jedoch das persönliche Gespräch und stelle die Person nicht öffentlich bloss.
Dass Bruderer heute als Nationalratspräsidentin amtet, sei auch ein Verdienst engagierter Frauenpolitik seit Einführung des Stimmrechts 1971, meinte Forster.
Auf die Frage, ob in letzter Zeit das Interesse von Frauen an der Politik nachlasse – so ist zum Beispiel der Anteil der Frauen bei den Kommunalwahlen im Kanton Zürich zurückgegangen –, antwortete Bruderer mit einem entschiedenen Nein. Frauen in der Politik seien doch heute ganz selbstverständlich. So hätte sich niemand über die Frauenmehrheit im Bundesrat aufgeregt. Trotzdem müsse man auch heute noch Frauen unterstützen, bei den Kommunalwahlen sei es zum Beispiel wichtig, dass Frauen gute Listenplätze bekämen, sonst hätten sie keine Chance.
Auf die Frage, wie die beiden Politikerinnen die Chancen auf eine Wiederwahl von Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf einschätzen, meinten sowohl Forster als auch Bruderer, dass es für Widmer-Schlumpf schwierig werde. Bruderer betonte, dass sie eine grosse Verfechterin der Konkordanz-Demokratie sei, alle wesentlichen Parteien müssten in die Regierung eingebunden sein. Bisher habe die Bürgerlich-Demokratische Partei (BDP) Widmer-Schlumpfs aber zu wenig Gewicht.